Die rot umrandeten Flächen hat die Hagedorn-Gruppe erworben. Die schraffierte Fläche - unter anderem mit dem Strahmittelwerk und dem Batteriespeicher - bleibt bei der Steag, doch Hagedorn hat hier ein Vorkaufsrecht. © Hagedorn-Gruppe

Industriefläche

Hagedorn kauft Kraftwerk: Steag spricht von einer „Zeitenwende“ in Lünen

80 Jahre lang stand das Steag-Kraftwerk an der Moltkestraße in Lünen. Demnächst wird es verschwinden - und Platz machen für neue Gewerbeflächen. Der neue Besitzer hat noch einiges zu tun.

Lünen

, 06.12.2019 / Lesedauer: 3 min

Es hatte sich abgezeichnet: Nachdem die Hagedorn-Gruppe, ein Abriss-Spezialunternehmen aus Gütersloh, die Exklusiv-Information unserer Redaktion über Verhandlungen mit der Steag bestätigt hatte, standen kurze Zeit später bereits erste Fahrzeuge der Firma vor dem stillgelegten Kraftwerk an der Moltkestraße.

Am Donnerstagabend (5.12.) vermeldete Hagedorn-Geschäftsführer Rick Mädel gegenüber unser Redaktion den Vollzug: „Wir haben den Vertrag beurkundet und sind ab dem Wochenende offiziell Besitzer der Fläche und aller Gebäude darauf.“ Wobei nicht alle Steag-Flächen an Hagedorn gehen: Rund 370.000 Quadratmeter wechseln den Besitzer, für weitere 50.000 Quadratmeter hat Hagedorn ein Vorkaufsrecht.

Noch keine Pläne fürs Strahlmittelwerk

Dort befinden sich das Strahlmittelwerk und die Batteriespeicher der Steag. Vor allem letztere könnten noch eine wichtige Rolle spielen, wenn es um den Ausbau der Stromnetze in Deutschland geht. „Die Batteriespeicher bleiben in Lünen“, hatte Steag-Sprecher Markus Hennes auf Anfrage erklärt.

Allerdings: Da Hagedorn ein Vorkaufsrecht für die Fläche besitzt, steht zumindest die Vermutung im Raum, dass es keine langfristigen Pläne für das Strahlmittelwerk und die Batteriespeicher gibt. Markus Hennes: „Dazu können wir jetzt wirklich noch nichts sagen.“

Zumal die Tinte unter dem Kaufvertrag für das Kraftwerk gerade erst getrocknet ist - auch ein emotionaler Moment für das Energieunternehmen, das sich damit von einem seiner Gründungsstandorte verabschiedet. 1938 war das Kraftwerk ans Netz gegangen und hatte exakt 80 Jahre Energie aus Kohle erzeugt. „Natürlich werden wir dem Standort Lünen weiter eng verbunden bleiben“, so Hennes.

Hagedorn übernimmt Risiken und Altlasten

Die Zukunft an der Moltkestraße bestimmt ab jetzt allerdings Hagedorn. Zum Kaufpreis machten weder Hennes noch Mädel Angaben. Beide erklärten allerdings auch, dass das Unternehmen aus Gütersloh nicht nur Fläche und Gebäude, sondern auch alle Risiken und vor allem Altlasten übernimmt. Die kolportierte niedrige zweistellige Millionensumme als Kaufpreis dürfte durchaus realistisch sein.

Fest steht schon jetzt, dass der markante Koloss aus dem Lüner Stadtbild verschwinden wird. „Wir werden das Kraftwerk zurückbauen und die Fläche anschließend für eine gewerbliche Neunutzung herrichten“, so Rick Mädel. Sobald das passiert ist, wolle Hagedorn die Fläche an einen Projektentwickler veräußern - die Ausschreibung soll dann über die firmeneigene Plattform brownfield24.com laufen. So war das Unternehmen bereits beim Kraftwerk Knepper in Castrop-Rauxel verfahren - einer Art Blaupause für das, was nun dem alten Steag-Kraftwerk bevorsteht.

Bürgermeister: Stadt ist bereits aktiv geworden

Joachim Rumstadt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Steag GmbH, bezeichnete der Verkauf des Kraftwerks als eine „Zeitenwende“ für seine Firma. „Lünen hat als Gründungsstandort unseres Unternehmens acht Jahrzehnte lang die besondere Steag-Kultur mitgeprägt.“

Man wünsche der Stadt, dass die Unternehmen, „die uns hier an der Moltkestraße nachfolgen, in einigen Jahren ein stabiler Wirtschaftsfaktor für Lünen und den Kreis Unna sein werden“.

Das ist auch der erklärte Wunsch der Stadt Lünen und vor allem der Wirtschaftsförderung, die zwar viele gewerbliche Anfragen erhält, aber eben keine Flächen mehr anbieten kann. Das dürfte sich nun ändern - wobei der Bebauungsplan für die Fläche an der Moltkestraße noch kein Gewerbe vorsieht.

Aber: „Die Stadt ist bereits aktiv geworden“, ließ Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns wissen.“ Zurzeit setze die Verwaltung den Auftrag des Stadtrates um, ein Entwicklungskonzept für den Stadtteil Lippholthausen zu erarbeiten, in dem sich die Fläche befindet: „Das Entwicklungskonzept soll bis Herbst 2020 vorliegen.“

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