Grundschüler aus Lünen klagen: „Wie sollen wir bei der Kälte lernen?“

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Grundschüler aus Lünen klagen: „Wie sollen wir bei der Kälte lernen?“

rnLuftfilter-Streit

Der Streit um Luftfilter in Lünen nimmt Fahrt auf. Jetzt mischen sich auch die ein, um die es geht: die Schulkinder. Mädchen und Jungen einer Grundschule haben dem Bürgermeister geschrieben.

Lünen

, 10.10.2021, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Solea steht in etwas krakeliger Schrift auf dem Brief. Und Ali. Und Lina. Und noch neun andere Namen. Die Kinder können noch nicht richtig schreiben. Kein Wunder: Sie sind erst seit wenigen Wochen in der Schule. Gemeinsam besuchen sie die Elefantenklasse der Osterfeldschule. Aber auch wenn sich die Sechsjährigen noch nicht mit langen Schreiben zum Sinn oder Unsinn des Lüftungszwangs in Klassenräumen - alle 20 Minuten für 5 Minuten bei Wind und Wetter - äußern können, eine Meinung haben sie dazu. Und ein Foto. Das haben sie auf den Brief geklebt an Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns - gleich neben ihren Unterschriften.

Kinder haben Briefe gemalt und geschrieben

Das Bild zeigt den Blick aus dem Klassenraum hinaus auf die viel befahrene Kurt-Schumacher-Straße: vierspurig plus Abbiegespuren. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Und doch haben Fiona Gores und Jennifer Meier von der Schulpflegschaft die zentrale Botschaft noch einmal dazu geschrieben: „Die Elefantenklasse 1a kann sich gar nicht konzentrieren, wenn die Fenster auf sind, weil draußen so viele Autos fahren.“ Andere Mädchen und Jungen werden solche Konzentrationsschwierigkeiten aus noch ganz anderen Gründen bekommen - wenn sie denn überhaupt zur Schule gehen können.

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Daran gibt es bei den Kindern und Eltern der Rabenklasse 2a durchaus Zweifel. Auch die Kinder haben ein Bild für Jürgen Kleine-Frauns gemalt. Ihr Lehrerin steht vor einem fast leeren Klassenraum. Nur drei Tische sind besetzt. Alle anderen Mädchen und Jungen der Klasse sind krank gemeldet. Und die wenigen, die im Unterricht sind, müssen auch schön niesen. Den Text haben wieder Erwachsene geschrieben: „Wie stellen Sie sich eigentlich den Unterricht im Winter vor?“ Der nächste Kinderbrief - dieses Mal von Drittklässlern - ist komplett selbst geschrieben.

Drittklässler: „Wir haben schon so viel verpasst“

„Meine Hände und Füße frieren. Und manchmal sogar meine Ohren“, schreibt ein Kind. Und ein anderes ist sicher: „Sogar in meiner dicken Jacke ist mir dann kalt.“ Dabei wollen sich die Kinder nicht um Temperaturen Gedanken machen, sondern um neuen Lernstoff. Denn verpasst hätten sie durch Corona schon so viel, schreiben sie.

Die Briefe haben die beiden Elternvertreterinnen am Dienstag (5.10.) im Rathaus abgegeben - während der Bürgermeistersprechstunde. „Hier wurde uns mitgeteilt, dass kalte Räume ein Zeichen dafür sind, dass die Lehrer falsch lüften würden“, schreiben Fiona Gores und Jennifer Meier. Es gebe schließlich CO2-Ampeln. Für die Mütter war das nicht befriedigend, wie sie sagen. Schließlich dienten die Ampeln lediglich dafür, die nötigen Lüftungsvorgänge nicht zu verpassen. Zwar würden auch Luftfilter das Lüften nicht erübrigen, aber die Fenster - so die Hoffnung - bräuchten nicht so oft aufgerissen zu werden als ohne mobile Anlagen.

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Geld vom Land für die Anschaffung von Luftfiltern gibt es für die Stadt Lünen nicht. Die Zentrale Gebäudewirtschaft Lünen hatte ermittelt, dass sich in allen rund 680 Klassenräumen die Fenster öffnen lassen. Die Grundlage, bis zum 10. Dezember 2021 einen Förderantrag beim Land zu stellen, entfällt damit, aber nicht die Sorge der Eltern.

Kauf von mobilen Anlagen auf Rechnung der Eltern ist verboten

Fiona Gores und Jennifer Meier haben Bürgermeister Kleine-Frauns eingeladen, im November oder Dezember die Osterfeldschule zu besuchen. Solea, Ali und den anderen solle er dann sagen, warum die Stadt sie so frieren lässt: eine Sorge, die nicht nur die Schulgemeinde der Osterfeldschule umtreibt.

Manche Elterninitiativen haben inzwischen überlegt, selbst einen mobilen Luftfilter oder eine sogenannte Low-Cost-Abluftanlage anzuschaffen. Daraus wird aber nichts - nicht nur, weil es ungerecht wäre, wenn Kinder wohlhabender Eltern weniger frieren müssten als andere. Es gibt weitere Gründe, wie Stadtsprecher Frank Knoll sagt: „Unter anderem Unfallgefahr durch elektrische Zuleitungen auf dem Boden. Geräuschentwicklung im Raum.“