Im Juni vergangenen Jahres starteten die Stadtwerke Lünen ihr ambitioniertes Glasfaserprojekt in der Lippestadt. Dafür stehen 13 Millionen Euro von Bund und Land zur Verfügung, 9 Millionen Euro lässt sich der lokale Energieversorger den Breitbandausbau im Auftrag der Stadt Lünen kosten. Macht in der Summe 22 Millionen Euro.
Ziel ist es, in einem ersten Schritt 500 so genannte Weiße Flecken zu beseitigen - und so unterversorgte Haushalte mit schnellem Internet zu verbinden. Doch die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen hält sich sieben Monate nach dem Startschuss in Grenzen.
Kostenloser Anschluss
„Da hinken wir hinterher“, sagte Projektmanagerin Rebecca Krause-Hameister jüngst im Ausschuss für Arbeitsmarkt, Wirtschaftsförderung und Innovation - ohne Zahlen zu nennen. Die schleppende Nachfrage sei auch der Grund dafür, dass der Zeitraum für einen kostenlosen Anschluss in der Vergangenheit mehrfach verlängert wurde. Normalerweise würde der Anschluss mit 1.242,36 Euro zu Buche schlagen.
Das kostenlose Angebot galt erst bis zum 30. September, dann bis zum 31. Oktober 2022 und jetzt bis Ende dieses Jahres. Denn im Dezember soll der Glasfaserausbau komplett beendet sein. Zurzeit sind von den geplanten 100 Kilometern rund 26 Kilometer ausgebaut.
Als Grund für die zurückhaltende Nachfrage nannten die Stadtwerke auf Anfrage der Redaktion die allgemein angespannte Wirtschaftslage: „Die Energiekrise bedingt durch den Ukraine-Krieg und die steigende Inflation erschweren offenbar die Entscheidungsfindung auch bei der Beauftragung eines Glasfaseranschlusses.“
10.000 potenzielle Anschlüsse
Wie viele der 10.000 potenziellen Wohnungen und Gewerbestandorte im Projektgebiet schon mit Glasfaser verbunden sind, blieb sowohl in der Ausschusssitzung als auch auf Nachfrage der Redaktion offen. Vielmehr hieß es, dass die ersten Glasfaser-Kunden der Stadtwerke ihre Anschlüsse im ersten Quartal aktivieren können.
Wer im Übrigen wissen will, ob seine Adresse ein Weißer Fleck ist, kann das schnell und einfach im Internet prüfen. Dort finden zudem Interessierte, die nicht im Ausbaugebiet liegen, Informationen darüber, ob sie unter Umständen - Stichwort Nebenstraßen - dafür in Frage kommen.
Wann die Stadtwerke wo das Glasfaser-Netz bauen, lässt sich nach Unternehmensangaben erst wenige Wochen vorab vorhersagen: „Grund dafür sind laufende Genehmigungsverfahren für den Tiefbau, nach denen wir den Glasfaser-Ausbau Schritt für Schritt ausrichten.“
Erste Freischaltungen
Auf die Frage der Redaktion, was zwischen der Fertigstellung des Tiefbaus und der Aktivschaltung der Anschlüsse passiert, antworten die Stadtwerke:
„Sobald der Glasfaser-Anschluss und – falls gewünscht – die Inhouse-Verkabelung bis zum Router fertiggestellt sind, kann der Glasfaser-Anschluss genutzt werden. In der Regel aber aktivieren wir den Glasfaser-Anschluss der Kunden erst, sobald deren bisheriger Alt-Telekommunikationsvertrag ausgelaufen ist, sodass ihnen keine doppelten Kosten entstehen.“
Der beliebteste und meist gebuchte Glasfaser-Tarif sei der SWL-Lichtschnell 300, der 300 Megabit (Mbit) im Downstream pro Sekunde und 150 Mbit im Upstream biete, heißt es von den Stadtwerken. Dieser Tarif eigne sich insbesondere für Surfer und Streamer, die unbegrenzt und ohne Verzögerungen Filme, Serien und Musik streamen sowie Spiele spielen oder von Zuhause aus arbeiten wollen.
Streaming-Angebote
Außerdem besteht nach Unternehmensangaben die Möglichkeit, Pay-TV-Angebote von anderen Telekommunikationsanbietern auf einen Glasfaser-Tarif der Stadtwerke zu übertragen: „Streaming-Angebote wie Netflix oder Amazon Prime können die Glasfaser-Kunden weiterhin wie gehabt direkt beziehen. Bei Sky ist es davon abhängig, welche Übertragungstechnologie vom Kunden bisher genutzt wurde.“
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