Gerry Weber schließt nach 15 Jahren in besonderem Gebäude in Lünen Räumungsverkauf beginnt

Gerry Weber schließt in besonderem Gebäude: Räumungsverkauf beginnt
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Für die fünf Mitarbeiterinnen war es eine Schock-Nachricht. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz in der Filiale an der Lange Straße 3 in Lünen. Der Modehersteller aus Halle in Westfalen ist seit Montag (26.6.) im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung und will das Geschäft bis Ende September schließen. Seit Mittwoch (28.6.) zeigen Schilder im Schaufenster den Räumungsverkauf an. Es gibt Rabatte bis zu 40 Prozent.

15 Jahre lang hat Gerry Weber in dem Ernsting-Komplex auf 265 Quadratmetern Mode im mittleren Preissegment verkauft. Der Konzern sieht allerdings keine Perspektive, den Standort in der Lüner Fußgängerzone profitabel zu betreiben. Deshalb gehört die Filiale zu den 122 von insgesamt 171 Geschäften, die keine Zukunft haben. Wie die Stimmung jetzt ist, dazu wollten sich die Mitarbeiterinnen auf Nachfrage der Redaktion nicht äußern.

2008 war die Eröffnung groß gefeiert worden. Gerry Weber startete in Lünen direkt neben einer Filiale von s.Oliver, die allerdings 2017 wieder ihre Pforten schloss. Heute ist dort Schuh Okay auf 425 Quadratmetern zu finden. Das Gebäude unweit der Lippe mit dem grünen Schriftzug Ernsting an der Hauswand ist nicht nur imposant, sondern auch geschichtsträchtig. In dem fast hundert Jahre alten Bau befand sich einst Lünens erstes Kaufhaus. Der Name Ernsting-Haus stammt von Ulrich Ernsting, der das Gebäude 1971 übernahm und noch 20 Jahre lang dort ein Textilkaufhaus führte. Anschließend hat er es vermietet.

Das Archivfoto zeigt den Ernsting-Komplex vor dem Umbau 2008.
Das Archivfoto zeigt den Ernsting-Komplex vor dem Umbau 2008. © Goldstein

2008 war ein besonderes Jahr

Das Jahr 2008 war einschneidend für den Komplex. Die Immobiliengesellschaft Waterford mit Sitz in Rotterdam hatte das Gebäude gekauft und investierte zwei Millionen Euro in die Sanierung. Die Fassade mit Natursteinsäulen wurde wieder in den Ur-Zustand versetzt und bekam ein filigranes Glasvordach. Nach den Entwürfen des Lüner Architekten Marian Fuhrmann wurde der Innenhof im ersten Stock wieder hergestellt und mit einem pyramidenförmigen Glasdach versehen.

Bevor Gerry Weber und s.Oliver in das Haus mit Arztpraxen und Wohnungen zogen, waren bis Ende 2007 dort Takko, Schlecker und ein Ein-Euro-Shop präsent. „Als großen Wurf“ hatte damals Astrid Linn, Fachbereichsleitung Innovative Stadt, den Umbau und die neue Entwicklung bezeichnet.

Noch heute hat Waterford das Haus in Lünen als Referenzobjekt auf seiner Homepage. Mit der Schließung von Gerry Weber beginnt die Suche nach einem Nachmieter.

Das Ernsting-Kaufhaus in den 1970er Jahren.
Das Ernsting-Kaufhaus in den 1970er Jahren. © Stadtarchiv (A)

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