Das Steag-Kraftwerk in Lünen im März 2017 - zuletzt 2016 wurden dort möglicherweise gefährliche Raffinerie-Rückstände verbrannt. © Foto Goldstein
Thema im Landtag
Gefährlicher Abfall: Steag-Kraftwerk verfeuerte vermeintliches Petrolkoks von Shell in Lünen
Ende 2018 hat das Steag-Kraftwerk in Lippholthausen die Stromproduktion eingestellt. Jahrelang wurde dort Steinkohle zur Energiegewinnung verfeuert - und gefährliche Raffinerie-Rückstände.
Der Energie-Riese Steag aus Essen bestätigte am Dienstag (7.1.) auf Anfrage der Redaktion, dass im Lüner Kraftwerk mehrere Tausend Tonnen möglicherweise gefährlicher Raffinerie-Rückstände verfeuert worden sind. Das sei von 1999 bis 2016 der Fall gewesen.
Einstufung als unbedenkliches Petrolkoks war falsch
Diese Rückstände stammten aus der Shell-Rheinland-Raffinerie und waren zum damaligen Zeitpunkt als unbedenkliches Petrolkoks eingestuft worden.
Sie gelten laut Landesregierung mittlerweile allerdings als „gefährlicher Abfall“ und hätten nicht verbrannt werden dürfen.
Ein Steag-Sprecher wies daraufhin, dass zum Zeitpunkt der Petrolkoks-Verbrennung alles genehmigt gewesen sei und auch die Luftwerte im Nachhinein in Ordnung gewesen seien. „Aus wirtschaftlichen Gründen“ habe das Unternehmen die Raffinierie-Rückstände genutzt, sagte der Steag-Sprecher. Dass Grenzwerte eingehalten wurden, bestätigt die Landesregierung in Bezug auf Nickel und Vanadium.
Der Anteil des vermeintlichen Petrolkokses im Kraftwerks-Betrieb hat laut Steag bei bis zu 20 Prozent liegen dürfen. „Diesen Anteil haben wir nie auch nur annähernd ausgeschöpft, er war nie höher als zwei Prozent.“
Steag: „An alle Vorschriften gehalten“
Öffentlich wurde das Thema jetzt nach einer Kleinen Anfrage der SPD im Landtag. Aus der Antwort war hervorgegangen, dass in Anlagen in 20 nordhrein-westfälischen Städten das vermeintliche Petrolkolks zum Einsatz gekommen sei.
Die Bezirksregierung Köln hatte die Einstufung des Rückstands als Petrolkoks offenbar fälschlicherweise akzeptiert.
Die Shell-Raffinerie in Köln-Wesseling. Hier sollen die Rückstände her kommen. © picture alliance / dpa
In Lünen habe die Bezirksregierung Arnsberg außerdem überprüft, ob die Filteranlagen im Kraftwerk dafür geeignet seien. „Wir haben die Anlagen überprüft und uns an alle Vorschriften gehalten“, heißt es von der Steag.
Datenblätter mit Hinweisen auf den Inhalt?
In der Antwort auf die Kleine Anfrage schreibt das Umweltministerium, einigen Betreibern hätten Datenblätter vorgelegen, „aus denen der hohe Wassergehalt des Rückstandes sowie das Vorhandensein von Nickel und Vanadium hervorgingen“.
Laut Landesregierung ist besonders der hohe Anteil von Nickelsulfit in den Raffinerie-Rückständen gefährlich. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Unfallversicherung bescheinigt der Substanz unter anderem „Karzinogenität, Kategorie 1A“. Heißt: Der Stoff ist krebserregend, der Kausalzusammenhang ist ausreichend nachgewiesen.
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