Gefährlicher Abfall auch bei Lüner Firma Microca: Vermeintliches Petrolkoks verarbeitet

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Gefährlicher Abfall auch bei Lüner Firma Microca: Vermeintliches Petrolkoks verarbeitet

rnThema im Landtag

Über Jahre hinweg wurden im Steag-Kraftwerk krebserregende Raffinerie-Rückstände verbrannt. Auch bei der „microca Kohlenstäube GmbH“ an der Frydagstraße sind diese Rückstände gelandet.

Lünen

, 09.01.2020, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vermutlich gefährliche Raffinerie-Rückstände aus Anlagen des Mineralölkonzerns Shell sind im Ende 2018 stillgelegten Lüner Steag-Kraftwerk als Petrolkoks verbrannt worden. Bei der in Lünen an der Frydagstraße ansässigen „microca Kohlenstäube GmbH“ wurden sie nach Unternehmsangaben lediglich vermahlt.

Das teilte das Unternehmen unserer Redaktion am Donnerstag (9.1.) schriftlich auf eine telefonische Anfrage von Mittwoch (8.1.) mit.

„Der hier in Rede stehende Petrolkoks wurde in unserem Unternehmen weder verwendet noch verbrannt“, heißt es in der schriftlichen Antwort. Weiter steht dort: „Dieser Petrolkoks wurde in den Jahren 2008 bis 2012 lediglich im Kundenauftrag als Dienstleistung vermahlt und in gemahltem Zustand bei uns abgeholt. Unser Unternehmen hat seit Existenzbeginn bis heute zu keinem Zeitpunkt Petrolkoks/Petrolkoksstaub verbrannt oder Petrolkoks/Petrolkoksstaub an ein in Lünen oder in der näheren Region ansässiges Unternehmen ausgeliefert.“ Weitere Angaben machte Microca Donnerstag keine.

Unternehmen wurde 2003 gegründet

Wie es auf der firmeneigenen Homepage heißt, wurde das Unternehmen 2003 gegründet und „zählt zu den wenigen frei und eigenständig arbeitenden Mahlanlagen für Steinkohle- und PC-Staub in Deutschland. Für unsere Kunden (...) übernehmen wir die blasfähige Aufbereitung von Kohlestäuben“.

Die Herstellung verschiedener Mischungen von Steinkohle und Petrolkoks sowie die anschließende Trocknung und Vermahlung erfolgten nach individuellen Qualitäts- und Feinheitsgraden entsprechend den kundenspezifischen Anforderungen, heißt es auf der Homepage weiter.

Wie berichtet wurden Raffinerie-Rückstände aus Shell-Anlagen jahrelang in Kohlekraftwerken als sogenanntes Petrolkoks verbrannt. Doch dieses Material wird mittlerweile nicht mehr als wertvoller Brennstoff, sondern als Sondermüll eingestuft.

In einer jüngst veröffentlichen Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag räumte das NRW-Umweltministerium eine „nicht korrekte Einstufung des in der Raffinerie anfallenden Rückstandes“ ein.

Bei Petrolkoks handelt es sich um Rückstände, die bei der Schwerölvergasung in der Raffinerie entstehen. Sie enthalten vor allem Nickel und Vanadium, Stoffe, die in hohen Dosen als krebserregend gelten.

„Petrolkoks“ von 1999 bis 2016 verfeuert

Die Essener Steag GmbH hatte Dienstag (7.1.) auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, dass im Lüner Kraftwerk mehrere Tausend Tonnen dieser möglicherweise gefährlichen Raffinerie-Rückstände verfeuert worden sind. Das sei von 1999 bis 2016 der Fall gewesen, hieß es weiter.

Ein Steag-Sprecher wies zudem daraufhin, dass zum Zeitpunkt der Petrolkoks-Verbrennung alles genehmigt gewesen sei und auch die Luftwerte im Nachhinein in Ordnung gewesen seien. „Aus wirtschaftlichen Gründen“ habe das Unternehmen die Raffinerie-Rückstände genutzt.

Dass Grenzwerte eingehalten wurden, bestätigt die Landesregierung in Bezug auf Nickel und Vanadium. Der Anteil des vermeintlichen Petrolkokses im Kraftwerks-Betrieb hat laut Steag bei bis zu 20 Prozent liegen dürfen. „Diesen Anteil haben wir nie auch nur annähernd ausgeschöpft, er war nie höher als zwei Prozent“, so der Steag-Sprecher.

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