
Im Netzwerk Facebook geht es nicht so sozial zu, wie das soziale Netzwerk vermuten lässt, meint unser Autor. © Christophe Gateau/dpa
Fotos aus Lünen bei Facebook sind die Hexenjagd des Internets
Meinung
Fackeln und Mistforken hatten sie zwar nicht dabei, aber sonst erinnerte doch vieles an die Jagd auf Hexen im finsteren Mittelalter. Facebook ist ein gefährlicher Ort, meint unser Autor.
Facebook, das wurde mir schon vor Jahren klar, ist oftmals alles andere als ein soziales Netzwerk. Facebook ist immer wieder das absolute Gegenteil, nämlich ein asoziales Netzwerk. Ein Ort, an dem Nutzer Hass und Hetze säen können, ohne Rücksicht auf die Folgen.
Was Facebook-Nutzer aus Lünen nun nicht einmal, sondern direkt an zwei Tagen hintereinander veranstalteten, hat eine neue Qualität und selbst die Polizei musste virtuell einschreiten um vielleicht noch Schlimmeres zu verhindern: Männer wurden da fotografiert und landeten schnell auf dutzenden Facebookseiten verbunden mit einer Warnung: Die Männer hätten Kinder im Visier. Vorwürfe, an denen nichts dran war nach den Ermittlungen der Polizei.
Gewalt finden sie zum Lachen
Die Nutzer, die auf diese Bilder mit mehr oder minder unverhohlenen Gewalt-Fantasien antworteten, sind noch schlimmer: Eine Frau schildert etwa, dass es in ihrem Dorf mal „einen Besoffenen gab“, der chillte immer am Kindergarten. Kein Problem offenbar, das nach den weiteren Schilderungen der Frau nicht mit Gewalt zu lösen war: Der Mann sei „ein paar Mal verprügelt worden, dann hat er es gelassen“, schreibt sie und mancher findet die Geschichte zum Lachen.
Zum Lachen ist das absolut nicht, das ist brandgefährlich, denn wer landet als nächster am Online-Pranger? Der Vater, der seine trotzende und schreiende Tochter an der Hand hat, weil auch er auf die Hobby-Detektive wirkt wie ein Kinderschänder?
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.