Fotograf in Lünen kämpft um neu gegründete Existenz in Pandemie
Wirtschaft
Im März 2020 sollte das neue Fotostudio von Björn Blöcher durchstarten. Nach drei Tagen gingen die Türen wieder zu. Aber Aufgeben war für den Fotografen keine Option. Er kämpft bis heute.
Am 14. März 2020 hatte Björn Blöcher sich eigentlich einen Traum erfüllt. Denn an diesem Samstag eröffnete er sein brandneu eingerichtetes Fotostudio an der Münsterstraße 185 in Lünen.
Keine leichtfertige oder kurzfristige Entscheidung. „Ich bin schon seit über 20 Jahren als Fotograf auf Auftragsbasis unterwegs gewesen“, erzählt Blöcher am Dienstag (28.9.) im Gespräch mit der Redaktion. Neben seinem Job als Vertriebsleiter bei einem Hersteller von Alu-Felgen.
Der Traum währte genau drei Tage lang, am 17. März war Schluss. Die Corona-Pandemie hatte Deutschland mittlerweile fest im Griff. Die Schulen schlossen am 16. März, den ersten Coronafall in Lünen hatte das Kreisgesundheitsamt am 12. März bestätigt.
Fotoshootings fallen Lockdown zum Opfer
„Das war schon sehr hart für uns“, sagt Blöcher im Rückblick. „Uns“ meint auch Ines Karle, die als Fotografin mit von der Partie war und ist. 15.000 Euro hatte Blöcher in den Auf- und Umbau der Räume an der Münsterstraße investiert, die vorher eine Metzgerei waren.
Karle legt den Fokus eher auf Babyfotografie und Familienshootings, Blöcher kümmert sich primär um Geschäftskunden, Bewerbungs- und Passfotos oder auch erotische Aufnahmen. „Wir ergänzen uns gut und waren sicher, dass das funktionieren würde. Aufträge für den Sommer hatten wir, vor der Pandemie, genug.“ Zum Beispiel für Hochzeiten. Davon blieb im Sommer 2020 kein einziger mehr übrig.
Auch für Veranstaltungen, egal ob in Kitas, Schulen oder auf anderen Festen. Familienshootings, Babyfotos, selbst kleine Aufträge für Pass- oder Bewerbungsfotos im Studio waren rar oder blieben ganz aus. „Das ist ja auch nachvollziehbar. Die Leute hatten in der Zeit ganz andere Sorgen.“ Für den 45-jährigen Unternehmer war es trotzdem wirtschaftlich eine Katastrophe.
Besonders unglücklich: „Wir gelten ja als Handwerksbetrieb. Das heißt, wir mussten genau genommen nicht schließen.“ Nur, anders als etwa im Baugewerbe, waren wir ohne passende Aufträge.
Nebenjob statt staatlicher Hilfen
Soforthilfen habe Blöcher nur ein einziges Mal beantragt. „Die 9000 Euro haben wir bekommen. Aber wir müssen noch schauen, wie viel wir davon wieder zurückzahlen müssen.“ Auf weitere staatliche Unterstützung hat der Fotograf dann lieber verzichtet.
„Im Grunde habe ich nur mit Geschäftskunden überlebt, mit Aufträgen für Online-Shops. Damit konnte ich die Kosten decken, mehr aber auch nicht.“ Einen zusätzlichen Halbtagsjob hat Blöcher bis heute, bei einem Parfümhändler. Fotografin Karle arbeitet zurzeit in einer Bäckerei.
Aufgeben sei für Blöcher nie eine Option gewesen. Nicht nur wegen der Investition in das neue Geschäft mit drei Studioräumen für Fotoshootings aller Art. „Das ist mein Leben und meine Passion.“
Hoffnungsvoller Blick nach vorn
Eine Hartnäckigkeit, die sich - zumindest aktuell - auszuzahlen scheint. Das Geschäft mit Fotos, bedruckten Tassen, Kissen und vielem mehr, die Blöcher selbst in seiner Werkstatt anfertigt, erholt sich langsam. „Wir haben da aber noch viel Luft nach oben.“ Termine können Kunden zum Beispiel im Internet über die Homepage (fotostudio-luenen.de) vereinbaren.
Und Blöcher blickt etwas hoffnungsvoller nach vorn. „Wir bereiten uns jetzt auf Weihnachten vor und werden das Studio dafür dekorieren.“ Für 2022 gibt es noch weitere Pläne. Dann soll auch der Garten hinter dem Haus fit gemacht werden, um eine weitere Kulisse zu bieten.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.