Noch können Ralf Blomenkemper und Karin Faust auf einen gut gefüllten Laden bauen. Einzelne Produkte werden aber schon knapp und viele Lieferungen stehen noch aus.

© Kristina Gerstenmaier

Lüner Spielwarenhändler zu Lieferengpässen: „Es ist turbulent wie nie“

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Lieferschwierigkeiten gibt es in vielen Branchen, auch bei Spielwaren. Sorge bereitet das mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft. „Jetzt ist es turbulent wie nie“, sagt Ralf Blomenkemper.

Lünen

, 29.09.2021, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf knapp 120 Jahre Firmengeschichte kann Ralf Blomenkemper zurückblicken. 1904 hatte sein Vater Rolf Blomenkemper an der Münsterstraße ein Geschäft für Fahrräder und Nähmaschinen gegründet, in den 50er-Jahren wurde daraus ein Spielwarenladen. Schon als Kind hat Ralf Blomenkemper viel dort mitgeholfen, bevor er selber Chef wurde. Trotz der langjährigen Erfahrung sagt er: „Unsicherheiten und Warenknappheit gab es immer mal wieder. Aber nicht in diesem Ausmaß. Jetzt ist es turbulent wie nie.“

Nicht nur Produkte aus China betroffen

Karin Faust, seit 20 Jahren eine seiner beiden Mitarbeiterinnen, kann das bestätigen. Der Spielwaren-Laden steht vor ganz neuen Herausforderungen. Dabei schienen die größten Probleme der Corona-Krise, wie beispielsweise der Verlust des Weihnachtsgeschäfts 2020 durch den Lockdown 14 Tage vor Heiligabend, gerade überwunden. Doch jetzt gibt es in allen Bereichen der Branche Lieferprobleme. Und das nicht nur bei Waren, die potentiell in China gefertigt werden, sondern auch bei Spielzeug, das aus England oder Deutschland kommt. „Wo am Anfang der Pandemie das Klopapier knapp war, sind es jetzt auch fast alle unsere Produkte“, versucht Karin Faust zu scherzen.

Die Spielzeugbranche habe lange Vorläufe, erklärt die für den Einkauf zuständige Mitarbeiterin. Zweimal pro Jahr bestellt sie in großen Mengen: Anfang des Jahres für den Sommer und im Mai für den Herbst und Winter. „Noch sind die Waren nur teilweise angekommen“, erzählt sie. „Lego zum Beispiel vertröstet jetzt schon auf den November. Bis jetzt habe man der auch seit Ausbruch der Pandemie stark gestiegenen Nachfrage nahezu nachkommen können. Nur die Kinderfahrzeuge seien den Sommer über extrem knapp gewesen. Puky, der deutsche Hersteller von Kinderfahrrädern, Rutschfahrzeugen oder Tretrollern, begründet das nicht mit Materialmangel. Vielmehr sei der Lockdown in den Behindertenwerkstätten, wo die Produkte gefertigt werden, für die Lieferengpässe verantwortlich.

Noch ist Laden gut gefüllt

Ansonsten ist der Laden noch gut gefüllt. „Aber im Moment kann nichts versprochen werden. Wir blicken mit großer Sorge auf das Weihnachtsgeschäft“, sagt Ralf Blomenkemper. Der Tierfiguren-Hersteller Schleich habe für seine Neuheiten, zum Beispiel die neue Dino-Kollektion, Lieferschwierigkeiten angekündigt, ebenso wie Ravensburger für seine Puzzles. Spieleautor Alexander Bernhardt, Erfinder des Kartenspiels Skyjo, hatte in diesem Jahr ein drittes Spiel auf den Markt bringen wollen. „Weil es ihm wohl an Material für die Pömpel fehlt, wird das nicht kommen“, weiß Karin Faust zu berichten.

Die Lieferungen von Revell, einem Hersteller von Technikprodukten wie Modellbau oder Drohnen, verzögert sich ebenso wie die Kartenspiele von Amigo. Ganz besondere Sorge bereitet den Spielwarenhändlern die Lieferverzögerung der Pokemón-Karten. Im Oktober soll das 25. Jubiläum der beliebten japanischen Serie mit neuen Kartensets im Laden gefeiert werden. Doch diese sind knapp. Und auch die Miniatur-Rollenspiel-Produkte des britischen Herstellers Games Workshop werden momentan nicht geliefert.

Bei all dem steht Blomenkemper nicht alleine da. Als Mitglied der Einkaufsgenossenschaft Vedes (Verband deutscher Spielwarenhändler), die gemeinsam mit über 1000 Läden Bestellungen tätigen, sind alle mit demselben Problem konfrontiert.

„Für uns gehört der persönliche Kontakt mit den Kunden einfach dazu, auf ihre Wünsche einzugehen und ihnen auch nachzukommen. Spielwaren muss man ja auch mit Herzblut machen“, sagt Ralf Blomenkemper, „aber wir befürchten einfach, dass wir dieser Bewegung, die für die Spielwarenbranche typisch ist, nicht nachkommen können.“