Filmemacher zeigen in Lünen die Suche nach der Vergangenheit und nach Liebe Wettbewerb

Filmemacher zeigen die Suche nach der Vergangenheit und nach Liebe
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Direkt aus Tallinn vom Festival „Black Nights“ kamen Regisseurin Katharina Woll und Drehbuchautor Florian Plumeyer in die Cineworld, um ihren Spielfilm „Alle wollen geliebt werden“ im Lüdia-Wettbewerb vorzustellen. Hauptdarstellerin Anne Ratte-Polle wollte eigentlich auch mitkommen, verletzte sich aber leider und musste absagen. Ulrike Willenbacher, die ihre Mutter spielt und im vergangenen Jahr den Preis der Schauspieljury in Lünen gewann, steht derzeit vor der Kamera, konnte deshalb nicht kommen.

Am 8. März kommt der Film über eine Psychotherapeutin, die einen schlechten Tag erwischt hat, in die Kinos. „Am Weltfrauentag, der ein Mittwoch ist, der Verleih meinte, das passt gut zum Film“, so Plumeyer. Wahrscheinlich ist die Kinopremiere auch in Berlin - dem einzigen Bundesland, das am Weltfrauentag einen Feiertag hat. Gedreht wurde im Sommer 2021 mit einem Jahr Corona-Verspätung. „Wir haben die Zwangspause fürs Drehbuch genutzt“, so die Regisseurin. Mit Plumeyer hatte sie die Idee für die Geschichte, das Buch schrieb dann der Autor. Beide arbeiteten schon beim Kurzfilm „Ihr Sohn“ zusammen, mit dem sie vor einigen Jahren im Lüner Kurzfilmwettbewerb dabei waren.

In Tallinn mit Untertiteln

Die Dreharbeiten waren Katharina Wolls Job. „Ich war nur zwei Tage als Komparse am Set“, sagt der Autor. Als Eröffnungsflm war „Alle wollen geliebt werden“ beim 5-Seen-Festival in Starnberg und in Ravensburg zu sehen. Auch bei Festivals in Ludwigshafen und München lief der Film. Internationale Premiere feierte er nun in Tallinn - mit englischen und estnischen Untertiteln.

Bis die Geschichte stand, habe es ein paar Jahre gedauert, so Katharina Woll. Als Anne Ratte-Polle das Drehbuch bekam, sagte sie sofort zu. Denn es ist eine ganz andere Rolle, als die harten Frauentypen, als die sie oft besetzt wird. Es sei für sie reizvoll gewesen, mal etwas Komödiantisches zu spielen. Da der Film sehr viele Dialoge hat und die Schauspielerin vom Theater kommt, arbeitete die Regisseurin noch viel im Bereich Sprache vor dem Dreh.

Dokumentarfilmer Marcel Kolvenbach präsentierte seinen Dokumentarfilm "Auf der Suche nach Fritz Kann" in Lünen.
Dokumentarfilmer Marcel Kolvenbach präsentierte seinen Dokumentarfilm "Auf der Suche nach Fritz Kann" in Lünen. © Günter Blaszczyk

Regisseur und Autor Marcel Kolvenbach hat sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie gemacht. Mit seinem, Film „Auf der Suche nach Fritz Kann“ erreicht er aber auch, dass viele Zuschauende auch über ihre eigene Geschichte und die ihrer Familie nachdenken. „Man öffnet sich für ganz unterschiedliche Biographien.“ Kolvenbach gewann die Lüdia des 32. Kinofests.

Alles begann mit Unterlagen aus dem Nachlass seiner Großeltern. Die waren ebenso verstorben wie seine beiden Onkel, die einige Jahre älter als sein Vater waren. Diese Zeitzeugen aus der eigenen Familie konnte Kolvenbach nicht fragen, wer dieser „Fritz Kann“, der erste Mann seiner Großmutter und Vater der beiden Onkel war. Kann war Jude und 1941 nach Polen deportiert worden. Neun Monate bevor Kolvenbachs Vater geboren wurde.

Langes Schweigen in Familien

Die Frage, ob Fritz Kann auch sein leiblicher Großvater sein könnte, trieb Kolvenbach an, zu recherchieren und seinen Dokumentarfilm zu drehen. Am Ende jedoch war das Ergebnis nicht mehr so wichtig. „Die private Suche stand nicht im Mittelpunkt, sondern das lange Schweigen, das es in vielen Familien gibt. Die Frage, was es mit der dritten Generation macht, zu erfahren, was tatsächlich passiert ist.“

Auch die Arbeit dreier bekannter Forscher zum Holocaust ist Teil des Films, den der DGB künftig auch für die Jugendarbeit einsetzen möchte. „Jeder trägt Geschichte in sich, man kann sich mit dem Gefühl zerrissener Familien identifizieren,“ sagt der Regisseur. Eine Identifikation, die er auch anhand von poetisch-abstrakten Bildern erreicht. Und aktuell ist das Thema bis heute - denn immer noch gibt es Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen und Parallelen zu ihrer ganz eigenen Geschichte in dem Film sehen.

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