"Fidget Spinner" verdrehen auch in Lünen die Finger

Besondere Modelle sind gefragt

Kleine Kreisel aus Kunststoff, Alu oder Metall, die sich in der Regel zwischen Daumen und Zeigefinger um die eigene Achse drehen. Hört sich zunächst wenig spektakulär an, doch die „Fidget Spinner“ liegen voll im Trend. Der Boom aus den USA ist längst auch in Lünen angekommen - gefragt sind hier ganz besondere Modelle.

LÜNEN

von David Reininghaus

, 13.06.2017, 07:10 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der achtjährige Colin spielt gerne mit den neuen Handkreiseln.

Der achtjährige Colin spielt gerne mit den neuen Handkreiseln.

Karin Faust vom Spielwarenladen „Blomenkemper“ kann den Hype bestätigen. Mehr als 100 Fidget Spinner gehen pro Woche über die Ladentheke. Seit Anfang Mai sind sie dort im Programm. Einen Engpass an den Standardmodellen gibt es trotz der hohen Nachfrage nicht.

Doch die wahren Fans suchen längst das Besondere. War zu Beginn der Welle noch jeder „hipp“, der einen Spinner hatte, geht es jetzt darum, ein besonders ausgefallenes Modell zu haben. „Wir warten derzeit auf Ausführungen mit LED-Technik, die besondere Muster und auch Wörter blinken lassen können“, erklärt Faust. Auch sie hat privat drei verschiedene Modelle. „Die Augen-Hand-Koordination sowie die motorischen Fähigkeiten werden dadurch gefördert“, sagt sie.

Fasziniert vom Handkreisel

Auch der achtjährige Colin ist von den Handkreiseln fasziniert: „Man kann damit tolle Tricks machen.“ Zwei verschiedene Modelle hat er bereits, „einen in orange und einen weißen mit der USA-Fahne drauf.“ Mehrmals am Tag spielt er einige Minuten damit.

Seiner Mutter Bianca Becker hilft das Gerät zur Entspannung: „Ich nutze es, wenn ich an der Ampel stehe, um mich zu beruhigen. Das hilft wirklich.“ Doch sie weiß auch um die Gefahren des harmlos erscheinenden Spielzeugs. Als sie das Teil einmal auf der Nase balancieren wollte, rutschte es ab und stieß an ihre Zähne. Die blieben zwar unbeschädigt, noch einmal will sie sich an dem Trick aber nicht versuchen. Zu riskant.

Im Netz kursieren Berichte über verschluckte Teile, eingeklemmte und angeschwollene Finger. Ulrike Kleber, Schulleiterin der Heinrich-Bußmann-Schule, ist von den Kreiseln genervt. „Die Jugendlichen nutzen die Dinger ununterbrochen.“

Gefährliche Geschosse?

Sie schätzt, dass rund die Hälfte der 420 Schülerinnen und Schüler im Besitz eines Fidget Spinners sind. Gemeinsam mit dem Kollegium hat sie auch darüber beraten, ob die kleinen Teile, die aussehen wie Wurfsterne von Ninja-Kämpfern, nicht zu gefährlich sind. „Wenn sie den Schülern entgleiten sind das richtige Geschosse“, sagt sie.

Weil es heißt, dass die Kreisel beruhigend wirken und sogar die Kreativität fördern sollen, hat sie die Teile letztlich aber nicht verboten. Auch wenn sie skeptisch ist, ob die versprochene Wirkung tatsächlich erzielt wird.

Unterricht darf nicht beeinträchtigt werden

Lydia Schnitger, Schulleiterin von der Ludwig-Uhland-Realschule, sieht den Trend vor allem bei den fünften und sechsten Klassen, „danach ist es eher kein Thema“. Auch sie überlässt ihren Lehrkräften die Entscheidung über ein mögliches Verbot. Solange der Unterricht nicht beeinträchtigt wird.

Erfunden hat die Kreisel Catherine Hettinger aus Florida (USA). Doch weil ihr 1997 beantragtes Patent bereits im Jahr 2005 auslief, profitiert sie nicht vom Run auf das von ihr kreierte Produkt.

Was sind "Fidget Spinner"?
Die Bezeichnung setzt sich aus den englischen Wörtern „fidget“ (dt.: Zappelphilipp) und „to spin“ (dt.: wirbeln/kreiseln zusammen).
Die Kreisel gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Alle haben in der Mitte ein Kugellager. Die Flügel haben entweder ebenfalls Kugellager oder sind mit Gewichten versehen.
Die Spinner sollen einen wichtigen therapeutischen Nutzen haben und besonders bei Menschen mit der Verhaltensstörung ADHS oder bei Autismus helfen. Der wissenschaftliche Nachweis steht noch aus.
Die Preise für die Fidget Spinner variieren. Einsteigermodelle gibt es für wenige Euro, die Standardvariante ist für rund sechs Euro in vielen Spielwarenläden erhältlich. Luxusmodelle können über 100 Euro kosten.