Feuerwehrchef: "Endlich in Ruhe frühstücken"
Ruhestand nach 43 Jahren
Nach 43 Jahren im Kampf gegen das Feuer ist jetzt Schluss. Der Leiter der hauptamtlichen Feuerwehrwache in Lünen, Alfred Krömer, wird sich Ende August in den Ruhestand verabschieden. Wir haben mit ihm noch einmal in seine Vergangenheit bei der Feuerwehr geblickt und erfahren, worauf er sich jetzt am meisten freut.

Jetzt endet sein Dienst: Alfred Krömer wird am 28. August als Leiter der hauptamtlichen Feuerwehrwache verabschiedet.
Das Telefon steht momentan nicht still im Büro von Alfred Krömer. Der Leiter der hauptamtlichen Feuerwehrwache in Lünen bekommt Dutzende Rückmeldungen zu seiner verschickten Einladung. Am 28. August wird der 60-Jährige aus seinem Amt verabschiedet, dann hat er 41 Jahre als Feuerwehrmann gearbeitet – und sich zusätzlich seit 43 Jahren ehrenamtlich für den Brandschutz engagiert.
Wegen der Kameradschaft
„Hey Krömer, hast du nicht Lust zur Feuerwehr zu kommen?“ Mit dieser einfachen Frage fing für Alfred Krömer alles an. „Ich war gerade auf dem Moped in Horstmar unterwegs, als mich der Löschzugführer Robert Michler zu sich rief“, erinnert sich Krömer. 17 Jahre war er damals alt. Er ging zum Treffen der Freiwilligen Feuerwehr und blieb dabei. Vor allem wegen der Kameradschaft.
Lüner Feuerwehrchef verabschiedet sich in den Ruhestand
Die war besonders in den schwierigen Momenten wichtig. Und die erlebt ein Feuerwehrmann in seinem Beruf zwangsläufig. „Besonders schlimm ist es immer, wenn junge Menschen sterben“, sagt Krömer. Verbrannte Körper zu sehen und zu bergen, das belastet und das trägt ein Feuerwehrmann mit sich herum. Ein Leben lang. „Den Geruch hat man immer in der Nase, die Bilder immer vor Augen.“
Unterstützung durch Freunde und Familie wichtig
Auch Jahre später noch, wenn über einen solchen Fall gesprochen wird. „Das kommt immer wieder hoch.“ Aber auch damit lerne man umzugehen, so Krömer. Als junger Mann hat er bei solchen Einsätzen, bei denen die Feuerwehr nicht mehr helfen konnte, bittere Tränen geweint. „Da hat ein älterer Kollege einen schon mal in den Arm genommen.“ Später war die Unterstützung der Ehefrau, der Familie und der Freunde wichtig. Und viel Verständnis.
Leidenschaft und Lebensinhalt
„Als Feuerwehrmann ist es nicht möglich in einem Kegelklub richtig mitzumachen oder anderen Hobbys regelmäßig nachzugehen“, sagt Krömer. Es fehle einfach an Zeit. Das habe das Eheleben und auch Freundschaften belastet. Aber die Feuerwehr war für Krömer, der 20 Jahre lang den Löschzug Horstmar leitete, mehr als der Beruf – es war Leidenschaft und Lebensinhalt.
Schwierig sei es vor allem gewesen, als seine Kinder – Krömer hat zwei Töchter und einen Sohn – klein waren. „Teilweise habe ich bis zu 96 Stunden in der Woche gearbeitet und die Kinder an manchen Tagen gar nicht wach gesehen“, sagt Krömer.
Ein anderer Beruf kam nicht in Frage
Der Gedanke, einen anderen Beruf auszuüben ist dem gelernten Starkstromelektriker, der seit 1974 hauptberuflich Feuerwehrmann ist, aber nie gekommen. Krömer machte Karriere, ist seit 2007 der Leiter der Hauptwache in Lünen. Rund 400 Feuerwehrleute unterstehen ihm, 80 Mann davon sind hauptberuflich bei der Wehr.
Der Neubau der Wache an der Kupferstraße war das Mammutprojekt in Krömers Amtszeit. Bei dem 13-Millionen-Euro-Bau hat Krömer alles bis ins kleinste Detail begleitet. „Die Wache ist von Außen vielleicht nicht schön, aber absolut zweckmäßig“, sagt Krömer über die 2012 fertiggestellte Wache. Sie sei „kein Glaspalast“ und an ihr sei „nicht übertrieben“ worden.
Unterstützung durch Lüner Politik
Dennoch ist die Feuerwehrwache dreimal so groß, wie die Alte Wache, die inzwischen zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden ist. „Niemand stellt heute mehr infrage, dass es richtig und wichtig war, diese Wache zu bauen.“ Bei der Politik habe ohnehin immer diese Meinung geherrscht. „Die Politik in Lünen hat uns immer sehr gut unterstützt“, so Krömer, der seine Nachfolge geregelt weiß.
Endlich in Ruhe frühstücken
Für ihn wird jetzt die gemeinsame Zeit mit seiner Frau noch wichtiger werden. Der begeisterte Motorradfahrer will viel von Deutschland sehen. „Da gibt es so viele schöne Ecken, die ich noch nicht kenne.“ Genaue Pläne für seinen Ruhestand hat Krömer noch nicht gemacht. Nur einen, für den ersten Tag: „Da will ich endlich mal ganz in Ruhe mit meiner Frau frühstücken. Das war in all den Jahren beim Dienstbeginn um halb 7 Uhr morgens nicht möglich.“
Bis es soweit ist und am 28. August viele Reden zu seinen Ehren gehalten werden, wird bei Krömer allerdings noch etliche Male das Telefon klingeln. „Es melden sich viele Menschen, die sich bedanken und mir viel Glück wünschen wollen. Einige davon kenne ich gar nicht. Aber das zeigt, dass den Leuten die Feuerwehr nicht egal ist. Und das ist schön zu wissen.“