Die Zahl wirkt gigantisch: Die Berufsfeuerwehr Lünen hat im Kalenderjahr 2023 insgesamt 15.148,78 Überstunden geleistet. Das ist das Ergebnis einer Anfrage der GFL-Fraktion an die Stadtverwaltung Lünen. Die Verwaltung antwortete ausführlich auf vier Fragen der Fraktion. Das Thema wird am 8. Februar (17 Uhr, Sitzungssaal im Rathaus) im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung besprochen.
Die Ursachen für die hohe Anzahl an Überstunden sind vielfältig. Ein Grund: der sogenannte Personalausfallfaktor (PAF). Mit diesem werden Abwesenheiten der Beschäftigten durch Urlaub, Aus- und Fortbildung, Krankheit, Elternzeit und Mutterschutz berücksichtigt.
Obwohl im Brandschutzbedarfsplan der Stadt Lünen ein Soll-PAF von 5,1 festgelegt wurde, lag der tatsächliche PAF im Jahr 2022 bei 5,26 und in 2023 bei 5,29. Die Folge: Das vorhandene Personal musste häufiger Überstunden leisten, um die Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten.
Fachkräftemangel
Ein weiterer großer Faktor für die hohe Anzahl an Überstunden: Die Stadt konnte nicht alle Stellen bei der Feuerwehr besetzen. Personalfluktuation, Wechsel zu anderen Arbeitgebern, vorzeitiger Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit sowie interne Personalentwicklung stellten sich als Gründe hierfür heraus.
Der Stellenbesetzungsgrad lag im Jahresschnitt 2023 bei 96 Prozent, wobei neu geschaffene Stellen erst im Laufe des Jahres besetzt wurden. „Aufgrund des Fachkräftemangels im Bereich der Feuerwehr und des Rettungsdienstes herrscht derzeit ein Arbeitnehmermarkt. Dies stellt die Gewinnung von externem Personal vor Herausforderung“, schreibt die Stadtverwaltung. Die Aussichten, die Überstunden durch die Einstellung zusätzlicher Kräfte zu reduzieren, können erst nach Ablauf des Jahres 2024 beurteilt werden.

Als Maßnahmen zum Abbau der Überstunden sieht die Verwaltung vor, diese vorrangig abzubauen, wenn es die dienstlichen Belange erlauben. Anderenfalls werden diese quartalsweise ausgezahlt. Zur Personalgewinnung sollen unter anderem Kampagnen über Social Media und Radiowerbung beitragen, um vorrangig hauptamtliches Personal aus der näheren Umgebung anzusprechen.
Eine besondere Herausforderung stellt die Anwerbung von ausgebildeten Notfallsanitätern als Tarifbeschäftigte dar. Der Grund: Private Dienste bieten weit über den vom Tarifvertrag vorgegebenen Rahmen zum Beispiel im Hinblick auf Arbeitszeit, Bezahlung, Stufengewährung und „Arbeitsvertragsabschlussprämie“ hinausgehen
Um dem entgegenzuwirken und den eigenen Fachkräftepool zu stärken, plant die Verwaltung eine Ausbildungsoffensive. Hierzu sollen 1,5 der insgesamt 2 beantragten zusätzlichen Stellen genutzt werden, um ab dem Jahr 2024 jährlich 6 Brandmeisteranwärter auszubilden.
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