Nach Feuer im Mehrfamilienhaus in Lünen Bewohner dürfen weiter nicht in ihre Wohnung

Nach Feuer im Mehrfamilienhaus: Bewohner dürfen nicht in ihre Wohnung
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Seit dem Brand am Montag (22. Januar) in einem Mehrfamilienhaus in Lünen-Niederaden sind die 17 Bewohner des Hauses ohne Wohnung – und so wird es auch vorerst bleiben. „Die Wohnungen sind erstmal gesperrt”, antwortet die Verwaltung, wenn Mahmoud Zaza, Ali Abdullah Younus oder andere Mieter bei ihrem Vermieter „Grand City Property” anrufen.

Seit Dienstag (23. Januar) ist das Wohnhaus von der Polizei freigegeben. „Wie es mit der Immobilie weitergeht, entscheidet der Vermieter”, so Nina Kupferschmidt, Pressesprecherin der zuständigen Polizei Dortmund. Betreten können die Mieter das Gebäude aktuell aber schon aus einem ganz einfachen Grund nicht: „Selbst wenn ich will. Ich kann gar nicht in das Haus. Die Schlösser wurden ausgetauscht”, sagt Younes.

Ali Abdullah Younus versucht die Haustür zu öffnen.
Weil die Schlösser ausgetauscht wurden, kann Ali Abdullah Younus die Tür nicht öffnen, obwohl er Mieter ist. © Calvin Konietzka

Eine schwierige Situation für die Mieter. Mahmoud Zaza und Ali Abdullah Younus würden gerne in die Wohnungen gehen, um einige Dinge herauszuholen. „Ich habe da wichtige Dokumente aus Syrien. Wenn die weg sind, habe ich ein großes Problem”, sagt Zaza.

Ähnlich wie sein Nachbar möchte auch Younus wichtige Dokumente mitnehmen. „Wir brauchen die. In zwei bis drei Monaten bekommen wir ein Kind”, sagt er.

Neben den Dokumenten würden die Mieter noch andere Dinge aus ihren Wohnungen holen. „Ich möchte schnell wieder arbeiten gehen. Wie soll ich das machen, ohne Kleidung. Soll ich da so gehen”, fragt sich Younus, der im Moment mit Jogginghose unterwegs ist. Andere Kleidung habe er im Moment nicht.

„Entweder wir gehen oder wir sterben“

Die Wohnung von Younus ist wahrscheinlich stark von dem Feuer betroffen, denn er wohnt im obersten Stock. „Ich bin kurz vor 4 Uhr durch den Alarm wach geworden. Danach habe ich überall den Rauch gesehen, und dann das Feuer. Ich habe dann meiner schwangeren Frau Bescheid gesagt und sie in Sicherheit gebracht”, so Younus und erzählt weiter: „Sie hatte große Angst, wegen des Rauches und dass das dem Kind schadet. Ich meinte nur zu ihr, entweder wir gehen nach unten und raus oder wir sterben hier oben.”

Danach sei er zu anderen Nachbarn in dem Wohnhaus gelaufen und habe sie geweckt. „Dabei habe ich mich verletzt. Das Feuer hat bei mir einen Teil des Hinterkopfs angebrannt”, so Younus, der noch immer zum Wundschutz einen Kopfverband trägt.

Zweifel an Brandschutzmaßnahmen in Lüner Wohnhaus

Younus hat auch erzählt bekommen, wie und wann das Feuer entstanden sein soll. „Gegen 3.30 Uhr hat einer meiner Nachbarn wohl oben bei der Wohnung geklingelt und dem dortigen Mieter gesagt, dass es bei ihm brennt. Er meinte nur: ‚Kannst du mir einen Feuerlöscher geben?‘“, erzählt er. Eine Frage, bei der Oliver vom Hofe sich aufregt. Er wohnt seit zehn Jahren im Nebenhaus, das auch von „Grand City Property“ vermietet wird. „Ich bin sozusagen der Wohnälteste hier“, sagt er.

Der Brandschutz seitens des Vermieters sei seiner Meinung nach zu gering. „Brandschutz gibt es hier kaum. Bis auf die Rauchmelder keinen. Keine Feuerlöscher, nichts. Bei uns sollte das vor Jahren gemacht werden, aber bisher ist nichts passiert“, sagt vom Hofe. Er vermutet, dass das auch in dem Nachbarwohnhaus, in dem es gebrannt hat, der Fall ist.

Wohnhaus, in dem es gebrannt hat.
Der Zugang zu dem Wohnhaus in der Kreisstraße ist abgesperrt. © Calvin Konietzka

Auf die Frage, ob und wie viele Feuerlöscher es in dem Wohnhaus gab, antwortet Teresa Staill, Pressesprecherin der Vermietergesellschaft: „Alle geltenden Brandschutzbestimmungen wurden eingehalten.” Wann die Bewohner wieder in ihre Wohnungen können, kann sie noch nicht sagen. „Die Mieter können zurück in ihre Wohnungen, sobald alle erforderlichen Maßnahmen abgeschlossen sind”, sagt sie.

Die notwendigen Reparaturmaßnahmen hätte das Unternehmen schon auf die Wege gebracht. „Von uns beauftragte Maßnahmen zur Absicherung des Daches befinden sich auch bereits in Umsetzung”, so Staill.

Mieter können in Hotels übernachten

Also bleibt eines bestehen: Die 17 Bewohner des Wohnhauses dürfen weiterhin das Wohnhaus nicht betreten. Während Mahmoud Zaza in einer Wohnung in Niederaden untergekommen ist, hat Younus eine andere Lösung gefunden. „Ich wohne gerade wieder bei meinen Eltern in Herne. Aber wie lange muss ich da noch bleiben?”, fragt er sich.

Laut Staill habe das Mietunternehmen allen Mietern die Möglichkeit gegeben, in einem Hotel unterzukommen. „Mehrere Mietparteien haben unser Angebot angenommen. Die anderen Mieter haben sich dazu entschieden, vorerst bei Bekannten zu übernachten, doch unser Angebot der Hotelunterbringung gilt weiterhin für alle Mietparteien”, erklärt Staill.

Wohnungen zunächst unbewohnbar

Sie sagt außerdem, dass das Wohnhaus so lange unbewohnbar ist, bis der konkrete Sachschaden bekannt ist. „Wir haben wieder Zugang zum Wohnhaus und setzen schnellstmöglich die anstehenden Schritte um. Wir werden nun unter Hinzuziehung eines Gutachters und in Abstimmung mit der Versicherung den konkreten Schadensumfang erheben”, sagt Staill.

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