Feinstaub-Alarm an der Frydagstraße: Die wichtigsten Fragen und Antworten

© Goldstein

Feinstaub-Alarm an der Frydagstraße: Die wichtigsten Fragen und Antworten

rnMesswerte veröffentlicht

Lünen macht Schlagzeilen: die schlechtesten Feinstaub-Messwerte deutschlandweit gibt‘s an der Frydagstraße. Was bedeutet das für die Stadt und wie gefährlich ist Feinstaub überhaupt?

Lünen

, 06.02.2019, 16:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

? Was ist überhaupt passiert?

Das hier. In Kürze: Das Umweltbundesamt hat Zahlen zur Luftqualität im ganzen Land veröffentlicht. Die Lüner Feinstaub-Werte von der Frydagstraße sind dabei die schlechtesten aller 564 Mess-Stationen der Bundesrepublik: im Mittel lag der Wert bei 30 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter), an 36 Tagen wurde der Grenzwert von 50 µg/m³ überschritten. Der Grenzwert darf aber nur an 35 Tagen überschritten werden. Die Ergebnisse von den Mess-Stationen in Niederaden und an der Viktoriastraße sind übrigens verhältnismäßig unauffällig.

? Warum hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) die Mess-Stelle mitten im Industriegebiet aufgebaut?

Das Lanuv wird immer dort aktiv, wo es einen Verdacht gibt. Eine solche Verdachtsstelle meldet die Kommune weiter ans Lanuv. Installiert wurde die Mess-Station im Juni 2017. Damals hatte das Amt mitgeteilt: „2014 waren bei (...) Messungen am Mühlenweg leicht erhöhte Nickel-Konzentrationen festgestellt worden. Grenzwerte waren zwar damals nicht überschritten, dennoch lagen die Messwerte höher als im städtischen Hintergrund.“ Mit den neuen Messungen solle jetzt festgestellt werden, ob und wie sich die Situation verändert hat. Die täglichen Proben werden jeweils einen Monat lang gesammelt und dann im Labor untersucht. Wie sich jetzt herausstellt, hat sich die Situation offenbar deutlich verschlechtert.

Im Überblick

Das ist Feinstaub

Ausschlaggebend beim Feinstaub ist der sogenannte PM10-Wert. Dabei werden Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 10 µm (Mikrometern) gemessen. Ein Mikrometer umfasst 0,001 Millimeter. Solcher Feinstaub entsteht auch ganz natürlich, etwa durch Seesalz in der Luft oder Staub in der Sahara. Aber auch Auto-Motoren oder offene Kamine produzieren Feinstaub.

? Ist mittlerweile klarer, welche Konsequenzen die schlechten Messwerte haben?

Nicht wirklich. Eine offizielle Anfrage hat das Lanuv bisher nicht beantwortet, die Bezirksregierung hatte ja bisher gesagt, dass die erhobenen Daten erst noch bestätigt und aufgearbeitet werden müssten. So steht es auch auf der Homepage des Lanuv. Klar ist: Die offiziellen Aussagen wird es wohl lerst im März geben. Bestätigen sich die Grenzwert-Überschreitungen in Lünen, muss das Land das an die EU melden. Dann muss möglicherweise ein Luftreinhalteplan aufgestellt werden.

? Gibt es für Lünen denn keinen Luftreinhalteplan?

Nein, bisher nicht. Zuletzt haben sich die Lüner Grünen dafür stark gemacht, einen solchen Luftreinhalteplan einzuführen, wie es ihn auch in Dortmund, Schwerte oder Kamen gibt. Dort gibt es dann konkrete Maßnahmen gegen die schlechte Luft. Weil die offiziellen Messungen bisher in Lünen aber unauffällig waren, gab es keine Verpflichtung, einen solchen Plan aufzustellen. Das könnte sich ändern und wäre eine gute Nachricht, meint Ute Brettner von den Grünen.

? Wie gefährlich ist denn Feinstaub in der Luft?

Die Bild-Zeitung hatte ja 100 Lungenärzte zitiert, die die Grenzwerte beim Feinstaub als „Hysterie“ abtaten. Dass Feinstaub aber sehr wohl gefährlich sein kann, berichtet Dr. Norbert Rosendahl, Leitender Bereichsarzt Pneumologie am St.-Marien-Hospital in Lünen: „Feinstaub ist ein Reizstoff insbesondere für die Atemwege“, sagt er. Folgen können chronische Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma sein, Betroffene klagen über Atemnot und vermehrtes Husten. „Inwieweit Feinstaub und die Bestandteile auch andere Organsysteme beeinflussen, ist relativ schwierig festzustellen“, sagt Rosendahl.

Wie groß der Anteil des Feinstaubs an den Lungenproblemen seiner Patienten ist, sei schwer zu sagen, meint der Fachmann. Was er schon beobachtet: „Fahren Patienten zu einer Kurmaßnahme in ländliche Regionen, beschreiben sie häufig eine Verbesserung der Symptome.“

Beim Lanuv heißt es, es gebe deutliche Hinweise dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen hohen Feinstaub-Werten und einer erhöhten Sterblichkeit und Erkrankungsrate gebe. Das gelte für kurze Episoden mit sehr hoher Feinstaub-Belastung ebenso wie „eine Langzeit-Exposition“. In einer anderen Studie, die das Lanuv zitiert, zeigte sich, dass eine Minderung der Feinstaubbelastung um 1 µg PM10 pro Kubikmeter Luft zu einer rechnerischen Zunahme der Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung von 0,5 Monaten führt.

? Ist es deshalb gefährlich, sich an der Frydagstraße aufzuhalten?

Das kann keiner genau beantworten. Klar ist: Die Feinstaub-Konzentration in der Luft ist lokal sehr unterschiedlich, sagt Pneumologe Dr. Rosendahl. Die Positionierung der Mess-Stellen habe einen großen Einfluss auf die Ergebnisse.