Erstmals hat ein Wissenschaftler untersucht, wie in Lünen Mädchen und Jungen zur Grundschule gelangen. Die Ergebnisse sind auch Anlass für eine Informationsveranstaltung im Oktober.
Das Eltern-Taxi gehört zu den großen Aufreger-Themen, vor allem an Grundschulen. Doch wie viele Kinder damit tatsächlich gefahren werden, war bisher nicht genau bekannt. Jetzt liegen für sieben Lüner Grundschulen Zahlen vor.
Laut einer Umfrage der Technischen Universität Dortmund bei Eltern wird fast ein Drittel der Grundschüler, nämlich 31,7 Prozent, mit dem Auto zur Schule gefahren. 38 Prozent gehen zu Fuß, 11,9 benutzen Fahrrad und Roller, 10 den Bus. 8,4 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Kind mal mit dem Auto gebracht wird, manchmal das Fahrrad nimmt und manchmal zu Fuß geht.
Masterarbeit eines Studenten aus Lünen
Die Analyse fußt auf einer Masterarbeit des aus Lünen stammenden Stefan Lohmüller, der an der Technischen Universität Dortmund studierte. Prof. Dr. Joachim Schreiner (Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung) betreute die Arbeit und stellte die Ergebnisse am Donnerstag (27. September) im Ausschuss für Bildung und Sport vor.
„Selbstständige Mobilität nimmt ab, nicht so extrem wie in Ländern wie USA oder Kanada, aber auch bei uns“, sagte Schreiner. Die Folgen für die Kinder seien Bewegungsmangel, Dickleibigkeit und eine schwindende Fähigkeit, sich zu orientieren.
Zebrastreifen gilt vielen als Risiko
Die Ergebnisse für die einzelnen Schulen fallen zum Teil sehr unterschiedlich aus. Die Kardinal-von-Galen-Schule in Nordlünen zum Beispiel hat mit über 55 Prozent den höchsten Anteil von Kindern, die zu Fuß gehen und mit 23,3 Prozent die geringste Eltern-Taxi-Quote. Genau umgekehrt ist es an der Leoschule: Dort gehen nur 28,7 Prozent zu Fuß, während 41 Prozent gefahren werden. Ein Grund könnte die Länge des Schulweges sein. An der Leoschule ist er im Durchschnitt am längsten. Ob der Schulweg als gefährlich empfunden werde, spiele ebenfalls eine Rolle.
„Ein Zebrastreifen wird eher als Risiko wahrgenommen“, sagte Schreiner. Eine Ampel an einer stark befahrenen Straße gelte vielen Eltern als sicherer als ein Zebrastreifen an einer Straße mit weniger Verkehr. Angst vor Übergriffen sei aus Sicht der Eltern ebenfalls ein starkes Motiv, ihre Kinder zu fahren oder zu begleiten.
Grüne: Einfach absperren
Dass er Eltern-Taxis dennoch kritisch sieht, daraus machte der Wissenschaftler kein Geheimnis. Die Städte könnten durchaus etwas machen, zum Beispiel intensivere Kontrollen an Schulen.
Gabriele Schimanski (Grüne) regte an, zu überlegen, den Bereich unmittelbar vor Schulen, wo die Eltern-Taxis halten, einfach abzusperren.
Die Overbergschule in Lünen-Süd versucht einen eigenen Umgang mit dem Thema. Dort wurde eine „Kiss & Go“-Zone eingerichtet. Ein Kurzhalteplatz an der Schule, wo Eltern ihre Kinder aussteigen lassen können.
- Die Stadt will in Kooperation mit der Stadtschulpflegschaft ausführlich über die Ergebnisse der Schulweg-Analyse und mögliche Konsequenzen informieren
- Dazu sind Eltern für Dienstag, 9. Oktober, um 19 Uhr in die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen-Süd, Dammwiese, eingeladen.
Berichtet aus Lünen über Lünen für Lünen. Jahrgang 1958, Urgestein bei Lensing Media, seit über 40 Jahren im Geschäft. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, eines nie: Die Leidenschaft für Lokaljournalismus.
