
© Udo Hennes
Antwort auf Spritpreis: 100 auf der Autobahn! „Dein Ernst jetzt, Papa?“
Kolumne Papatastisch
Die Treibstoffpreise galoppieren, furchtbar waren sie auch vor dem Krieg schon. Meine Antwort: weniger tanken! Für die Kids heißt das: Auf der Autobahn brauchen sie Geduld mit Vatti.
Ich finde es großartig, mal nicht mit dem Auto zu fahren. Vieles lässt sich nur leider nicht anders machen, vor allem, wenn es ums Geldverdienen geht. Das kennen sicher einige Menschen, die wie ich an der Zapfsäule schlechte Laune kriegen, denen aber nichts übrig bleibt als zahlen und freundlich sein.
Besonders im Privaten jedoch geht vieles. Natürlich müssen die Kinder zu allen möglichen Terminen. Und bei vier Kindern sind das ein paar Termine, das habe ich an dieser Stelle ja schonmal beklagt. Aber wir brauchen auch nicht für alles ein Auto. Die größeren Kids erledigen einiges schon auf eigene Faust. Zur Bushaltestelle können sie ebenso das Rad nehmen wie zur Verabredung. Und mit ein bisschen Stolz kann ich sagen: Die ziehen auch mal eine Regenjacke an, wenn‘s draußen ungemütlich ist. Toll!
Privat geht viel mit Rad
Man muss sich natürlich einen Schubs geben, das gilt für kleine genauso wie für große Familienmitglieder. „Bringst du mich gleich eben?“ Klar, gerne. „Aber wir fahren mit dem Fahrrad, ok?“ Zum Glück ist für uns vieles auf diesem umweltfreundlichen Weg erreichbar. Und zum Glück schleppen die Kinder nicht mehr so viel Spielzeug mit zum Freundebesuch. Das ist ein bisschen schade, aber an dieser Stelle auch praktisch. Und noch ein Glück: Es wird Frühling, da fällt auch mir der Schubs nicht so schwer.
Apropos schwer: In solche Fahrradtaschen passt eine Menge rein. Einen mittelgroßen Lebensmitteleinkauf ohne Wasserkisten bekomme ich gut hin, deswegen sieht mein Auto den heimischen Supermarkt nur noch selten. Es geht. Man kann viel machen, um weniger CO-2 rauszublasen. Der Vorsatz: öfter machen.
Mit Papa fahren ist gerade nicht cool
Aber manches geht halt nicht ohne Motor, man muss ja auch mal weiter weg. Also fahren wir. Aber wie! Mein Ältester ist jetzt in einem Alter, in dem er schnelle Autos auch ein bisschen cool findet. Das ist ganz normal, glaube ich. Ich hatte als Kind auch den Porsche von Matchbox am liebsten, nicht den VW Jetta. Am Autofahren ist allerdings für den armen Jungen überhaupt nichts cool, fürchte ich. Zumindest, wenn ich am Steuer sitze. „Alter, willst du vielleicht mal Gas geben? Das Auto geht ja gleich aus.“ Ja, ich fahre spritsparend, und teilweise mache ich das extrem. Sehr frühes Hochschalten gehört zum Beispiel dazu. Und dem motorinteressierten jungen Beifahrer ist längst aufgefallen, dass Mama und Opa sportlicher fahren. Mit Papa durch die Gegend zu schleichen, ist geradezu peinlich.
Weil ich das weiß und weil mich dieser Ruf überhaupt nicht stört, fahre ich inzwischen noch „bewusster“. Und so wurde es letztens auf der Autobahn, als wir alle zum Großelternbesuch fuhren, richtig interessant. Wir waren ausnahmsweise einmal früh genug losgefahren, also mussten wir uns nicht beeilen. Wobei das Tempo bei einer 40-Minuten-Fahrt sowieso ziemlich egal ist. Dann also mal richtig: Nie über 100 km/h, meistens darunter bewegte sich die Tachonadel, und das Familienauto bewegte sich gemütlich auf der tempolimitfreien Autobahn durch Westfalen. Irgendwann blickte der Erstgeborene von seinem Handy auf. Er hatte was gemerkt. Blickte erst den Tacho an. Dann mich. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
Rechne mal, was wir gerade sparen!
Ich habe ihn dann eingeladen, dass wir kurz rechnen, was wir bei dieser Fahrt sparen können – und das nur durch etwas undynamischeres Fahren. Außerdem lief schöne alte Musik im Radio. Wozu Stress machen mit dem Gaspedal? Es wurde dann eine richtig nette Tour. Im rechten Augenwinkel sah ich einen 14-Jährigen den Kopf schütteln. Im linken Augenwinkel sah ich Lastwagenfahrer die Köpfe schütteln, die uns überholten. Papatastisch!
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
