Familie van Hal unterwegs in Europa Auszeit mit dem Wohnwagen und speziellen Erlebnissen

Familie van Hal unterwegs in Europa: Auszeit mit dem Wohnwagen
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Während in Deutschland Novemberregen auf der Tagesordnung steht, erobern Esther (40), Thomas (44), Alia (9) und Mattes (8) van Hal die spanische Küste, leben ihren Traum von einer Auszeit mit vielen schönen Erlebnissen und Begegnungen. Mit dabei ist das Maskottchen des Familiencafés der Stadt-Insel, in der Esther van Hal pädagogische Mitarbeiterin ist und ein Jahr pausiert. „Das Maskottchen sendet regelmäßig ein Foto an die Kinder der Stadt-Insel, das sie sich mit meiner Vertretung Katja ansehen“, erzählt die 40-Jährige.

Mit ihrer Familie lebt sie in Schwerte, doch am 10. August starteten die Vier ihr Abenteuer „Ein Jahr Auszeit“. Dann ging es mit dem frisch gekauften Wohnwagen-Gespann los. „Unsere persönlichen Ziele waren, über den eigenen Tellerrand zu schauen, etwas Neues wagen, den Kindern einen weiten Blick auf die Welt ermöglichen.“ Und vielleicht auch Bildung außerhalb eines starren Systems, fremde Kulturen kennen lernen, Familienzeit genießen, Spanisch und Englisch lernen.

Die Sommerferien nutzten die Eltern für Vorbereitungen, während Alia und Mattes an verschiedenen Ferienprojekten teilnahmen. Esther van Hal sagt: „In dieser Zeit kümmerten wir uns um die Finanzierung, um das Zugfahrzeug und die Abwicklung des Wohnwagenkaufs.“ Eigentlich sollte es schon einen Tag früher losgehen, doch dann stellte die Familie fest, dass der Wohnwagen mit 300 Kilo überladen war. Also musste das Gefährt teilweise wieder ausgeräumt werden. Und einiges blieb draußen. „Die Kinder waren noch drei Tage in der Schule, was sich als sehr wertvoll erwies. Alia machte so den Schulwechsel auf das Gymnasium mit und lernte ihre neue Klasse kennen. Und Mattes hatte das Gefühl, sich so noch einmal in Ruhe von seinen Klassenfreunden verabschieden zu können.“

Alia und Mattes van Hal bei der Kartoffelernte in Ungarn auf dem Hof einer Freundin ihrer Mutter.
Alia und Mattes van Hal bei der Kartoffelernte in Ungarn auf dem Hof einer Freundin ihrer Mutter. © van Hal

Die ersten vor allem deutschsprachigen Stationen führten die Familie zur Phönix Fire Convention und einem Familiencamp. „Dort brachten wir uns als Helfer mit ein. So konnten wir an unsere sozialpädagogische Arbeit anknüpfen und lernten zusätzlich was es heißt, ein Camp draußen in der ,Wildnis` anzubieten. Die Kinder lernten andere Kinder kennen und einiges über die Natur und ihre Rohstoffe.“

Das Thema Schule war in der ersten Zeit eher im Hintergrund „Uns war auch klar, dass die Kinder während der anschließenden Verwandten- und Bekanntenbesuche, die geprägt waren von gemeinsamen Städtereisen und Wanderungen, nicht die Ruhe haben werden, sich an Lernhefte zu setzen.“

Besonders beeindruckend war die Familie von Bamberg, München und Wien, wo sie auch viele Museen besuchte. Im Deutschen Museum in München durfte sich Alia (9) nach einem Vortrag mit einem Wissenschaftler über das Elektronenmikroskop austauschen. „Er war so begeistert von ihrem Interesse, dass er ihr eine Schale von einem Straußenei schenkte. Ich habe auch rückwirkend noch das Gefühl, dass für die Kinder solche Begegnungen sehr prägend waren.“

In Wien besuchten die van Hals Esthers Schwester und Familie, die dann noch spontan mit nach Ungarn reisten um gemeinsam am Balaton Zeit zu verbringen. „Über sie lernten wir eine Gruppe von Frei-Lernern kennen. Die Entscheidung, Kinder bewusst aus dem Kindergarten oder der Schule raus zu lassen und ihnen einen anderen Weg zu ermöglichen, faszinierte uns. So lernten zum Beispiel alle Kinder in der Gruppe sehr schnell Englisch, da einer der Väter Brite war und nur Englisch sprach. Auch später sollten uns noch Familien begegnen, die ihre Kinder schulfrei aufwachsen lassen.“ Natürlich stoße dies auch an Grenzen, da Eltern viel Zeit und Geld investieren müssen, um ihre Kinder optimal zu fördern. In Österreich gebe es die konkrete Möglichkeit, dass die Kinder dann am Ende des jeweiligen Schuljahres durch eine Prüfung gehen, in der ihr Lernstand abgefragt wird.

Thomas und Esther van Hal am Balaton in Ungarn.
Thomas und Esther van Hal am Balaton in Ungarn. © van Hal

Schnell gewöhnte man sich an die Reise mit dem Wohnwagen und an die verschiedenen Aufgaben. „Beide Kinder sind im normalen Alltag etwas verwöhnt, was die Hausarbeit angeht und so mussten sie sich erstmal an die neuen Aufgaben gewöhnen.“ Vor allem die Ordnung im begrenzten Platz des Wohnwagens war für alle eine Herausforderung. Und die Familie stellte fest, dass sie tatsächlich mit leichtem Gepäck auskommt.

In Ungarn wurde eine große Kiste aussortiert, deren Inhalt man bis heute nicht mehr brauchte. Schöne Erlebnisse gab es bisher überall. So wurden Alia und Mattes (8) in einem faszinierenden Steinbruch in Ungarn zu Forschern. Donau, Balaton, Soča (Slowenien) und Gardasee boten Gelegenheit zum Baden - wenn auch nicht immer bei Wohlfühltemperatur - sowie zum Kanu oder Boot fahren. Während Esther van Hal nicht in die eiskalte Soča sprang, hatten Thomas (44) und Alia jeden Tag ihr Ritual, für ein paar Minuten in dem Fluss zu schwimmen.

„Weiter ging es für uns zu einer alten Freundin, die sich vor drei Jahren in Ungarn Haus und Hof gekauft hat. An den meisten Reisestationen mussten wir mit dem 8,50 Meter langen Wohnwagen einem Campingplatz anfahren. Hier konnten wir uns bequem auf ihr Gelände stellen. In der Zeit dort halfen wir ihr, eine Feuerstelle zu bauen und einen Zaun zu streichen.“

Dann ging zu einem Campingplatz in den slowenischen Bergen. Schon der Weg dorthin war ein reinstes Abenteuer. Die Straßen in den italienischen und slowenischen Bergen waren schmal, kurvig und immer wieder ansteigend. Der Campingplatz in Slowenien ist umgeben von Bergen und vor allem der Soča, einem glasklaren, türkisfarbenen Fluss: „Schon am ersten Abend haben wir uns in das Land verliebt, was vielleicht auch daran lag, dass wir viele Camperfamilien, auch aus Deutschland, angetroffen haben.“

Die beiden Geschwister Mattes und Alia erkundeten mit ihren Eltern Barcelona.
Die beiden Geschwister Mattes und Alia erkundeten mit ihren Eltern Barcelona. © van Hal

In Slowenien feierte die Familie außerdem Mattes Geburtstag in der europaweit größten Tropfsteinhöhle, übernachtete bei einem Schmied und unternahm Bergwanderungen. „Das Land mit seinen bombastischen Landschaften ist zu meinem persönlichen Lieblingsland geworden“, so Esther van Hal. Weiter ging es nach Italien an den Gardasee.

Es gibt keinen Plan für jeden Tag und so hatten die Vier die Freiheit, jederzeit neu zu entscheiden, wann und wohin es weiter geht. „Durch Frankreich sind wir dann fast am Stück durchgefahren. Die Erfahrung auf einem unbewachten Stellplatz am Rastplatz zu stehen, war etwas „kribbelig“. So entschieden wir uns, nach wenigen Stunden weiter zu fahren und wir erreichten Spanien in den frühen Morgenstunden am 19. Oktober.“

Die Familie fühlte sich wohl und blieb zwei Wochen. Alia und Mattes entschieden sich, ihr Englisch zu intensivieren. Sie haben erkannt, dass man sich mit der Sprache überall auf der Welt ausdrücken kann. Alia schaute sich hierzu vor allem Onlinebücher an und Mattes fing an, eine Sprachlern-App zu nutzen. Englisch werden die zwei nach der Reise definitiv besser können als zuvor.

„Die große weite Welt ist nicht immer durchgehend schön, das haben wir alle auch erfahren und sehen müssen. Müll ist am Strand recht häufig zu sehen, die Straßen der Großstädte und ihre Kanäle stinken häufig.“

In Barcelona und Umgebung sowie in Valencia erlebte die Familie aber auch viel Schönes und Interessantes. Und sie leben momentan günstiger als gedacht, können sich immer wieder etwas Luxus gönnen. Mitte Dezember geht es für kurze Zeit zurück nach Hause, um Weihnachten daheim zu feiern. Heimweh kennen die Vier nicht. Bis Ostern bleibt der Wohnwagen zuhause stehen, denn die Familie fliegt, wie geplant nach Costa Rica, wird mit dem Rucksack durch das faszinierende Land in Mittelamerika reise, um anschließend wieder mit dem Wohnwagen auf die dritte Etappe ihrer Auszeit zu gehen.

Mattes und Alia im Ozeanographic im spanischen Valencia.
Mattes und Alia im Ozeanographic im spanischen Valencia. © van Hal

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