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Psychische Belastung im Lockdown steigt: Struktur und Bewegungsausgleich sind hilfreich
Kinder und Jugendliche
Dass der Lockdown gerade für Kinder und Jugendliche eine psychische Belastung darstellt, betonen Experten immer wieder. Auch in der Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie von Peter und Juliane Rücker aus Unna gibt es derzeit mehr Notfallanfragen.
Besonders Kinder und Jugendliche leiden während des Lockdowns. Was Experten zuletzt immer wieder betont haben, hat eine Studie von Medizinern aus Hamburg nun belegt: Etwa jedes dritte Kind weist derzeit psychische Auffälligkeiten auf. Wie sich diese äußern und wie Abhilfe geschafft werden kann, erklären Peter und Juliane Rücker, die in Unna gemeinsam eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychologie betreiben.
Zunächst betonen die Fachärzte, dass sich die Stimmung im zweiten Lockdown im Vergleich zum ersten deutlich verändert habe: „Viele Kinder haben den ersten Lockdown noch als Abenteuer wahrgenommen und genutzt, um kreativ zu sein. Jetzt ist das aber anders“, sagen sie. Das liege zum einen daran, dass die kaltnasse Jahreszeit weniger Aktivitäten draußen zulasse, zum anderen daran, dass auch die Überlastung der Eltern sich auf die Kinder auswirke. „Die Leichtigkeit und Entschleunigung aus dem Frühjahr fehlt vielen Menschen“, so Juliane Rücker.

Peter und Juliane Rücker betreiben in Unna gemeinsam eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychologie. © Vivien Nogaj
Besonders unruhige Kinder hätten es derzeit nicht leicht: Weil die Bewegung in Sportvereinen fehle, seien sie zunehmend unausgeglichen. Familien, die keinen Garten haben, könnten ihre Kinder auch nur bedingt draußen toben lassen. Dabei sei gerade der Bewegungsausgleich wichtig für eine gesunde Psyche - ebenso wie eine Tagesstruktur. „Das Wochenende wird nur als schön und erholsam angesehen, wenn unter der Woche Schularbeiten erledigt worden sind“, sagt Peter Rücker. Deshalb rät er dazu, Kinder unter der Woche wie gewohnt früh aufstehen zu lassen.
Vorbelastete Kinder könnten Angst vor der Schule entwickeln
Bei Kindern, die ohnehin nicht gerne zur Schule gegangen sind, könnten sich sonst Verhaltensweisen manifestieren, die zur Schulvermeidung führen. „Etwa können Kinder und Jugendliche dann Angst bekommen, wenn sie tatsächlich wieder in die Schule gehen müssen, oder sie gehen gar nicht erst dorthin.“ Umso mehr komme es in diesen Zeiten auf die Unterstützung der Eltern an - die aber nicht in allen Familien gegeben ist.
Unabhängig dessen könne es immer hilfreich sein, sich bei Auffälligkeiten an Fachärzte oder Psychologen zu wenden: „Alle Menschen haben in dieser Zeit Sorgen, Nöte und Probleme“, sagt Juliane Rücker. „Es gibt nicht die ‚psychisch kranken‘ und die ‚psychisch gesunden‘ Menschen, nur solche, die eine Diagnose erhalten oder nicht“. Das gelte für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Erwachsene.
Geboren 1992 mitten im Ruhrgebiet (Bottrop) und aufgewachsen am Rande des Münsterlandes (Dorsten), hat es sie zum Studieren nach Bielefeld verschlagen (die Stadt gibt es wirklich ;-)). Nach beruflichen Zwischenstationen in Braunschweig, Berlin und Aachen ist sie froh, wieder zurück im Pott zu sein und Geschichten für Haltern zu schreiben. Wenn sie nicht journalistisch unterwegs ist, hört sie gerne Musik, wandert im Grünen oder faulenzt mit einem guten Buch im Café.
