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Es geht noch was: So haben zwei junge Lüner den Berufseinstieg geschafft
Kompetenzcenter Multikulturelles Forum
Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist für Schulabgänger nicht leicht, schon gar nicht in Corona-Zeiten. Zwei junge Leute haben ihren Traumberuf gefunden - mit einem Coach an ihrer Seite.
Was will ich werden? Diese Frage kann junge Leute überfordern. Es gibt viele Möglichkeiten, die aber doch nicht passen. Erschwert ist die Berufsorientierung in Corona-Zeiten durch eingeschränkte Praktika-Chancen.
Eine, die sich nach dem Fachabi am Lippe Berufskolleg hilflos fühlte und jetzt eine Ausbildung bei einem Lüner Augenarzt startet, ist Anise Akdogan (20). „Ich wusste nicht wohin“, berichtet sie. Heute sagt die 20-Jährige: „Nicht aufgeben.“ Unterstützung bekam sie im Kompetenzcenter des Multikulturellen Forums. Coach Bernd Wagner hat sie begleitet. Das ging in Corona-Zeiten nur telefonisch. „Trotzdem habe ich mich verstanden gefühlt“, sagt Anise Akdogan.
Ursprünglich wollte sie in den pflegerischen Bereich. Auch Kauffrau im Gesundheitswesen oder Industriekauffrau kamen infrage. Die junge Frau mit Fachabi ist sehr gut qualifiziert, doch letztlich wusste sie nicht so recht wohin. Gemeinsam mit Bernd Wagner hat sie ihren Weg gefunden. Der war nicht leicht. Sie hatte nur ein Handy, mit dem sie Bewerbungen schreiben konnte. Nach sechs Monaten Kontakt zum Kompetenzcenter hat sie ihren Ausbildungsvertrag zur medizinischen Fachangestellten in der Tasche. „Das ist die Stelle, die ich haben wollte“, sagt sie heute und will anderen Mut machen. „Ich habe ein ganz anderes Selbstbewusstsein bekommen.“
Allein aus Syrien und jetzt Azubi
Einen erfolgreichen Einstieg in seine berufliche Zukunft hat auch Raed Alhariri (21) mithilfe von Coach Chentooran Sivathasan geschafft. 2015 war er als unbegleiteter Flüchtling aus Syrien gekommen - zunächst nach Bayern und später nach Lünen. Anfangs machte er Sprachkurse, 2020 schaffte er den Realschulabschluss. Raed Alhariri wollte nicht mehr weiter zur Schule gehen, sondern schnell Geld verdienen. Ihm war klar, dass er praktisch arbeiten möchte: KFZ-Mechatroniker, Goldschmied, Zahntechniker oder auch Physiotherapeut hatte er sich vorstellen können. Gefunden hat er nichts. Durch Hörensagen landete er beim Kompetenzcenter. Hier half ihm sein Coach Schritt für Schritt weiter: Im August startet er eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker in Lüdinghausen.
Kompetenzcenter: Hilfe seit zehn Jahren
Für Hatice Müller-Aras, Fachbereichsleiterin Arbeit und Qualifizierung beim Multikulturellen Forum, ist schön zu erleben, wie Hindernisse bei der Jobsuche überwunden werden können. Seit zehn Jahren kümmert sich das Kompetenzcenter um Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Es arbeitet eng mit dem Job Center zusammen.
„Rat holen und die Hoffnung nicht aufgeben“, diese Botschaft will Anise Akdogan anderen Jugendlichen mit auf den Weg geben. „Geduld haben und mobil sein“, sagt Raed Alhariri.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
