Lüner Ibrahim Sero zum Erdbeben in der Türkei „Haus meines Onkels ist völlig zerstört“

Von Johanna Pesch
Ibrahim Sero zum Erdbeben: „Haus meines Onkels ist völlig zerstört“
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Auf einem ungewöhnlichen Weg hörte Ibrahim Sero das erste Mal von den schlimmen Ereignissen in der Türkei und in Syrien. „Ich habe durch TikTok von dem Erdbeben erfahren“, sagt der Besitzer eines Kiosks in der Münsterstraße in Lünen. Im Gespräch mit unserer Reporterin zeigt er Videos von einstürzenden Häusern, verzweifelten Menschen und Rettungskräften, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen. Er fügt an: „Es war schwer, das zu verarbeiten.“

Sofort rief er seinen Onkel an, der mit seiner Familie in der Türkei wohnt. „Ihm ist zum Glück nichts passiert. Aber sein Haus ist komplett zerstört. Die Familie sucht nun eine Wohnung, wenigstens für zwei oder drei Tage“, sagt Sero. Wie es danach für die Familie weitergeht, ist unklar.

Das Erdbeben in der Türkei erschütterte die Menschen in der Nacht auf Montag (6. Februar).
Das Erdbeben in der Türkei erschütterte die Menschen in der Nacht auf Montag (6. Februar). © picture alliance/dpa/AP

23 Millionen Menschen betroffen

In der Nacht von Sonntag (5. Februar) auf Montag ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 7.5 in der Region rund um die türkisch-syrische Grenze mit zahlreichen Nachbeben. Medienberichten zufolge sind bis zum Dienstagmorgen (7. Februar) bereits knapp 5000 Menschen gestorben.

Laut WHO sind etwa 23 Millionen Menschen in Syrien und der Türkei von dem Erdbeben betroffen. Aus mehreren europäischen Ländern reisen Rettungsteams an, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.

Hab und Gut verloren

Aysun Aydemir, Integrationsbeauftrage der Stadt Lünen und Schriftführerin des Partnerschaftsvereins Lünen-Bartin berichtet ebenfalls vom Leiden ihrer Familie. „Der Ehemann meiner Schwester stammt aus Gaziantep, nahe beim Epizentrum des Erdbebens. Er hat noch viel Familie dort – Tante, Onkel und andere Verwandte. Deswegen hat die Situation ihn und auch meine Schwester sehr belastet.“

Aydemir erzählt, dass einige Familienmitglieder nahezu ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben und kurzerhand in andere Dörfer umziehen mussten.

Dr. Aysun Aydemir (l.) – hier mit Iva Majewski-Kolarova
Auch Teile der Familie von Lünens Integrationsbeauftragter Dr. Aysun Aydemir (l.) – hier mit Iva Majewski-Kolarova vom Multikulturellen Forum – ist vom Erdbeben betroffen. © Stadt Lünen

Die Angst vor Ort ist groß

Die Integrationsbeauftragte sagt: „Man kann sich das Ausmaß nur schwer vorstellen. Die Menschen vor Ort sprechen von ‚Weltuntergang‘. Schreiende Kinder prägen das Bild. Viele Häuser sind einsturzgefährdet. Die Menschen haben Angst vor weiteren Beben.“

Bereits kurz nach dem Erdbeben starteten erste Hilfsaktionen – auch aus der Region. Aydemir berichtet davon, dass es in Dortmund in der Nacht zu Dienstag erste Initiativen der DITIB-Gemeinden und einiger Fußballvereine gab. Fünf Transporter haben sich auf den Weg gemacht.

Eine Spendenaktion in Lünen gibt es aktuell noch nicht. Aysun Aydemir ist dabei, ein Vorhaben zu organisieren. Dann wird sie auch einen Ort nennen, an dem Spendengüter abgegeben werden können.

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