
Mehr als 60.000 9-Euro-Tickets wurden seit Juni im Kreis Unna verkauft. Doch Ende August werden die Tickets auslaufen. © picture alliance/dpa
Ende des 9-Euro-Tickets: Ein fatales Zeichen für die Verkehrswende
Meinung
Dass nach dem Ende des 9-Euro-Tickets kein Nachfolger wartet, ist ein falsches Zeichen für die Verkehrswende und den Klimaschutz, meint unsere Autorin. Für viele ist der ÖPNV schlicht zu teuer.
Die Chancen, dass es eine nahtlose Nachfolge für das 9-Euro-Ticket gibt, stehen schlecht. Denn bereits kommenden Mittwoch verabschiedet sich der Fahrschein. Ob es ein Nachfolgeticket gibt und wie es aussieht, darüber wird in Berlin gerade noch gestritten. Für viele war der günstige Fahrschein ein echter Anreiz, das Auto stehen zu lassen und auf Bus oder Bahn umzusteigen – auch für mich.
Ausbau der Infrastruktur notwendig
Mit dem ÖPNV konnte ich meinen Arbeitsweg stressfrei meistern – sogar ohne Zeiteinbuße im Vergleich zum Auto. Ob ich ab September weiter den Bus nehme, bezweifle ich. Denn der ist ordentlich teuer. Für meinen Arbeitsweg kostet das Monatsticket gut 100 Euro, der gleiche Weg mit dem Auto kostet mich nur einen Bruchteil – etwa 30 Euro. Eine Differenz, die mich nicht überzeugt, auf den Bus umzusteigen. Eine Einzelfahrt, für Tage, an denen ich nicht mit dem Rad fahren kann oder möchte, kostet mich fast 5 Euro.
Und genau das ist für Klimaschutz und Verkehrswende ein fatales Zeichen. Denn genau diese Rechnung ist für viele ein Grund, am Individualverkehr festzuhalten. Es braucht ein günstiges Ticket, um den Menschen den ÖPNV schmackhaft zu machen, wenngleich dringend in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden muss. Je schneller ein neues Ticket kommt, desto mehr Menschen nehmen die Bahn. Dann sind millionenschwere Subventionen für die Autoindustrie auch nicht mehr nötig.
Sophie Schober, aufgewachsen im Erzgebirge, wusste schon während des Soziologie-Studiums in Bamberg genau, dass sie im Lokaljournalismus landen will. Nach etlichen Praktika und Volontariat bei der Freien Presse verschlug es sie von Chemnitz ins beschauliche Cappenberg. Wenn sie nicht in der Redaktion sitzt, ist sie mit ihrem Hund im Cappenberger Wald unterwegs.
