
© Kreuzholz
Ehepaar aus Lünen: Geschenke für Kinder statt Glühwein und Mandeln
Weihnachten
Eigentlich mag ein Lüner Ehepaar den Bummel über Weihnachtsmärkte. Doch als Corona kam, fielen die aus. Stattdessen verwandelten sich die Lüner in fleißige Helfer des Weihnachtsmannes.
Ein Bummel über den Weihnachtsmarkt gehört für Dagmar und Michael Schubert (Namen geändert) zum Advent dazu. Doch in der Pandemie war das 2020 nicht möglich, denn Weihnachtmärkte gab es nicht. „Da haben wir uns überlegt, dass wir das Geld, das wir sonst für Glühwein, gebrannte Mandeln oder Reibeplätzchen ausgegeben hätten, für einen guten Zweck verwenden wollen.“
Aber nicht einfach eine Spende überweisen - das Lüner Ehepaar wollte konkret helfen. Und wandte sich an eine gute Bekannte. Birgit Rückert, Chefin des gleichnamigen Lüner Pflegedienstes, bekam einen Anruf von Dagmar Schubert, „Sie fragte nach, ob ich nicht Familien kenne, in denen die Kinder keine oder nur wenige Geschenke zu Weihnachten bekommen“, so Birgit Rückert.

Halfen dem Ehepaar, die Geschenke dorthin zu bringen, wo sie große Freude auslösten: Birgit Rückert (r.), Chefin des Pflegediensts Rückert, und Ute Kreuzholz, beim Pflegedienst zuständig für Familienpflege. © Beate Rottgardt
Sie verwies das Ehepaar an Ute Kreuzholz, die im Pflegedienst für die Familienpflege zuständig ist. „Ich hab dann der Familie Schubert Vornamen, Alter, Größen und Hobbys von Kindern mitgeteilt, bei denen ich in den Familien unterwegs bin“, so Ute Kreuzholz. Dass in den Familien Weihnachten keine strahlenden Kinderaugen üblich waren, liegt nicht unbedingt am Geld. Manchmal konnten die Eltern sich nicht in die Kinder hinein versetzen, wussten gar nicht, über was sie sich freuen würden.
Das änderte sich an Weihnachten 2020. „Wir haben aufgrund der Angaben, die wir über die Kinder bekommen haben, eingekauft und die Geschenke dann weihnachtlich verpackt“, so Dagmar Schubert. Ute Kreuzholz holte die liebevoll verpackten Päckchen wenige Tage vor Heiligabend ab und brachte sie zu den Kindern.
„Wenn die Familien einverstanden waren, durfte ich die Kinder beim Auspacken fotografieren und die Fotos an Familie Schubert schicken.“ Das Ehepaar bekam so die große Freude mit, die es mit den Geschenken bereitete. „Einige der Kinder malten als Dankeschön auch Bilder oder bastelten etwas für die Schuberts“, so Ute Kreuzholz.
Geschenke zu Ostern
Auch zu Ostern packte das Ehepaar kleine Geschenktüten für die Kinder. Da stand schon fest, dass es keine einmalige Aktion sein würde. „Mittlerweile habe ich auch einige Freundinnen für die Idee gewonnen, so konnten wir dieses Jahr mehr Kleidung für die Kinder kaufen“, so Dagmar Schubert.
Mittlerweile hat das Ehepaar zuhause wieder ein Weihnachtslager. Dieses Jahr werden andere Kinder beschenkt. Bis auf zwei Ausnahmen, denn ein Mädchen und ein Junge haben die Herzen der Schuberts besonders gewonnen.

Auch zu Ostern in diesem Jahr hatte das Lüner Ehepaar einige Überraschungen für die Kinder ausgesucht und verpackt. © Kreuzholz
„Ich bin das ganze Jahr schon dabei, Geschenke für die Kinder zu kaufen, wenn ich etwas finde, das ihnen gefallen könnte“, sagt Dagmar Schubert. So ist einer der Jungen ein begeisterter Flugzeug-Fan, er bekommt ein Buch über Flugzeuge. Für das Mädchen, das die Lüner ins Herz geschlossen haben, gibt es Haarspangen, Mal-Utensilien und Steine zum Bemalen.
Schon im Sommer kaufte sie „das eine oder andere Buch oder auch mal Malstifte“. Im vergangenen Jahr beschenkte das Ehepaar fünf Kinder, diesmal sind es vier Mädchen und Jungen. „Diese Art des Helfens ist sehr schön“, bekennt die Lünerin.
Und Birgit Rückert meint: „Wenn man die Bilder und die glücklichen Kinder sieht, dann merkt man, wie sie sich freuen.“ Man gebe so viel Geld „für irgendwelche Sachen aus, da ist es doch viel besser, Kindern eine Freude zu machen, meint Dagmar Schubert. Ein vierjähriges Mädchen, das gerne kocht, bekommt dieses Jahr eine Kochschürze, eine Mütze und ein Küchenset mit Rührschüssel. Und für einen Harry-Potter-Fan liegt ein Schlafanzug mit dem Zauberlehrling unter dem Baum.
In der eigenen Familie hat man sich geeinigt, dass nur noch Eltern und Paten Weihnachten den Kindern etwas schenken. „Wir haben einen Sohn und viele Neffen und Nichten, mit denen wir zu den Geburtstagen am liebsten Ausflüge mit uns verschenken.“ Die Geschenk-Aktionen zu Ostern und Weihnachten sollen zur Dauereinrichtung werden.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
