Ehemaliger Sparkassenchef geht mit 770.000 Euro

Ulrich Fischer aus Lünen

Das vorzeitige Ausscheiden von Lünens Ex-Sparkassen-Chef Ulrich Fischer kommt das Institut teuer zu stehen. 770.000 Euro erhält Fischer, für den nach der Fusion mit der Stadtsparkasse Werne kein Platz mehr war in der neuen Sparkasse an der Lippe. Wir erklären, wie die Summe zustande kommt.

LÜNEN/SELM/WERNE

, 18.05.2016, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ulrich Fischer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lünen, verlässt das Geldinstitut.

Ulrich Fischer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lünen, verlässt das Geldinstitut.

Die Zahl geht aus Unterlagen für die Verbandsversammlung der zum 1. Januar dieses Jahres fusionierten Sparkasse hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Danach erhält „Herr Ulrich Fischer ab dem 1. Januar 2016 ein Ruhegehalt in Höhe von 50 Prozent seiner festen Bezüge [...] bis zum Pensionsbeginn am 1. Juni 2018“.

Einmalzahlung im Januar 2016

Für die ausstehenden Zahlungen hat die Sparkasse eine Rückstellung von 370.000 Euro gebildet. Weiter heißt es in der Unterlage: „Als Ausgleich für die mit der der vorzeitigen Beendigung des Anstellungs-Verhältnisses verbundenen finanziellen und sozialen Nachteile erhielt Herr Ulrich Fischer eine Einmalzahlung von 400.000 Euro, die im Januar 2016 zur Zahlung fällig wurde“. Damit schlägt das Ausscheiden Fischers in der Summe mit 770.000 Euro zu Buche.

Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr verdiente Ulrich Fischer unterm Strich 346.000 Euro, die sich wie folgt aufteilten:

  • 298.000 Euro – Grundbetrag und allgemeine Zulage,
  • 38.000 Euro Leistungszulage,
  • 10.000 Euro sonstige Vergütung (Dienstwagen).

Rennen um Chefsessel

Wäre Fischer nicht ausgeschieden, hätte er auf Basis dieser Zahlen in den Jahren 2016 bis 2018 rund eine Million Euro verdient. So gesehen, beläuft sich der „finanzielle Nachteil“ für den früheren Sparkassenchef über drei Jahre gerechnet auf 230.000 Euro. Wieso Wernes Ex-Sparkassenchef Thomas Lohmann das Rennen um den Chefsessel bei der Sparkasse an der Lippe machte, dazu findet sich in den Verbands-Unterlagen kein Hinweis.

Darüber wurde auch nicht im öffentlichen Teil der Versammlung am 3. Mai gesprochen. Ebenso wenig wurden die Zahlungen an den ehemaligen Vorstandschef der Sparkasse Lünen/Selm thematisiert. Anfragen unserer Redaktion zur Personalie Ulrich Fischer beantwortet die Sparkasse nicht.

Kostenvorteile erst 2017

Neben den wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen wegen des niedrigen Zinsniveaus, dürften auch die 770.000 Euro Pensionszahlungen ein Grund sein, dass die angekündigten Synergieeffekte bei der Sparkasse an der Lippe vorerst nicht greifen. Wie berichtet, rechnet dessen Vorstandsvorsitzender Thomas Lohmann (Jahresgehalt 2015: 322.000 Euro), damit, dass „sich die Kostenvorteile, die man sich durch die Fusion erhofft hat, erst 2017 heben lassen“.

Als Grund hatte Lohmann Anfang Mai die Vertragslaufzeiten für Tätigkeiten genannt, welche die Sparkasse auslagern wolle. Dazu komme noch eine spürbare Erhöhung bei den Personalaufwendungen. Deshalb soll das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftsstätigkeit (Betriebsergebnis) 2016 sinken.

Geschäftsjahr 2015

  • Wenig rosig verlief für die Sparkasse Lünen auch das Geschäftsjahr 2015. Nach 1,0 Millionen Euro in 2014 verdiente sie 2015 mit 540 000 Euro fast die Hälfte weniger. Davon fließen 265 000 Euro an die Stadt. Im Vorjahr erhielt sie noch den kompletten Gewinn von 1,0 Millionen Euro.
  • Die Stadtsparkasse Werne verdiente 2015 rund 412 000 Euro. 2014 waren es 360 000 Euro. Wie schon 2013 (860 000 Euro Gewinn) und 2014, fließt der Gewinn aus 2015 in die Sicherheitsrücklage. Warum? Dazu sagte Lohmann Anfang Mai nichts: „Das hat der Verwaltungsrat so vorgeschlagen“, wiegelte er Fragen im höchsten Sparkassenorgan ab.