Unsere Reporterin hat vor zwei Monaten aufgehört zu rauchen. So geht es ihr mit ihrem neuen, rauchfreien Leben.

© Grafik Leonie Sauerland

Drei Monate ohne Zigarette: „Das war eine Feuerprobe für mich“

rnReportage

Drei Monate raucht unsere Redakteurin jetzt schon nicht mehr. So langsam wird es einfacher, sollte man meinen. Warum es das für sie trotz bestandener Feuerprobe nicht ist, hat sie uns erzählt.

Lünen, Selm

, 03.04.2022, 18:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Man sagt rein körperlich habe man den Nikotin-Entzug nach etwa 14 Tagen hinter sich. Mental sieht das offenbar ganz anders aus. Ich habe jetzt über drei Monate keine Zigarette geraucht. Klar, ich „dampfe“ noch gelegentlich, aber den Kippen habe ich abgeschworen, glaube ich.

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Denn ganz ehrlich? Die Sucht ist noch da. Und gegen diese anzukämpfen, kostet jeden Tag aufs Neue Überwindung. Ich dachte eigentlich, dass es mit der Zeit leichter würde. Aber ich musste feststellen, dass es mir nach wenigen Wochen ohne Zigaretten leichter fiel, als jetzt nach über drei Monaten.

Kaffee, Lakritz und Schokolade

Ich hatte mich schon hochmütig als „Nicht-Raucherin“ betitelt. Doch das ist man erst nach einem Jahr ohne Zigaretten. Sogar neue Ziele hatte ich mir schon gesetzt, weil es ja so gut lief. Im Moment kann ich mich aber allenfalls als „Ex-Raucherin“ bezeichnen, die ganz schön zu kämpfen hat, zumindest in den vergangenen zwei, drei Wochen.

Hat sich etwas geändert? Eigentlich nicht. Ich nutze meine E-Zigarette auch nicht häufiger in der letzten Zeit, aber der Drang zur Zigarette zu greifen, der ist stärker. Statt aber völlig schwach zu werden, greife ich stattdessen zu Kaffee, Lakritz-Schnecken oder einem Stück Zartbitterschokolade. Es hilft, zumindest kurzzeitig. Nach wie vor versuche ich dann einfach, an etwas anderes zu denken.

„Stark bleiben!“

Das hilft so lange, bis meine Schwester mit einer Zigarette vor mir steht. „Stark bleiben!“, sage ich mir dann und schalte die E-Dampfe ein. Tatsächlich war ich vor kurzer Zeit bei einem Termin, bei dem nur Raucher um mich herumstanden. Das war wohl so eine Art Feuerprobe für mich.

Es war das erste Mal, dass mir jemand seit meiner letzten Zigarette im Dezember, eine Zigarette angeboten hat. Doch ich blieb standhaft. Nicht einmal die E-Zigarette, die in meiner Jackentasche lag und nur darauf wartete eingeschaltet zu werden, konnte mich verführen. Rückblickend, bin ich ganz schön stolz darauf.

Ich stinke nicht mehr

Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich der Sucht völlig entkommen sein werde. Bis dahin halte ich mich aber daran fest, dass es eben nicht nur schwierig ist, sondern auch positive Seiten hat. Ich stinke zum Beispiel nicht mehr nach Qualm. Und wenn andere danach riechen, fällt mir das extrem auf. In solchen Momenten sollte mich wohl der Ekel überkommen, tut er leider nicht.

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Ich würde eben auch gerne, aber anderen Menschen ein Graus in der Nase zu sein, das möchte ich auch nicht. Wenn meine Schwester, der Arbeitskollege oder eine Freundin jetzt zur Zigarette greifen, dann denke ich immer daran, dass ich für andere jetzt einfach viel besser rieche. Das motiviert mich, auch weiterhin durchzuhalten. Hoffe ich. Ob das weiterhin klappt, berichte ich dann in einem Monat wieder.