Dortmunder Volksbankchef: „Die Kollegen in Waltrop haben ein breites Kreuz“
Die Chefetage der Volksbank Waltrop hat Fusionsgespräche mit der Dortmunder Volksbank bestätigt. Wie das Thema in Dortmund gesehen wird, erklärt Vorstandschef Martin Eul im Interview.
Der Aufsichtsrat der Volksbank Waltrop hat dem Vorstand den Auftrag erteilt, über eine Fusion mit der Dortmunder Volksbank zu verhandeln. Wie ist die Beschlusslage bei Ihnen, Herr Eul?
Genauso. Wir im Vorstand haben am 14. Mai auch von unserem Aufsichtsrat den Auftrag erhalten, in Sondierungsgespräche einzutreten. Wir wollen herausfinden, ob die Schnittmengen so groß sind, dass eine Fusion sinnvoll erscheint.
Die Bilanzsumme der Dortmunder Volksbank ist fast acht mal so groß wie die Ihrer Waltroper Kollegen. Was macht einen so kleinen Partner für Sie interessant?Wer sich die Landkarte ansieht, der erkennt, dass wir eine ziemliche Flächenbank geworden sind, über Dortmund hinaus. Strategisch gesehen, wäre eine Fusion mit Waltrop ein großer Schritt Richtung Westen. Wir erweitern unser Einzugsgebiet.Kommt die Fusion, gibt es auch einige Überschneidungen ihrer Gebiete, zum Beispiel in Lünen-Brambauer und in Castrop-Rauxel. Wie gehen Sie damit um?In Brambauer sind wir 500 Meter voneinander entfernt. Die Waltroper Kollegen haben eine moderne Filiale, wir eine alte. Da liegt es nahe, dass man die irgendwann zusammenführt. In Castrop-Rauxel haben wir bereits angekündigt, die Filiale Ickern zu schließen. Da konzentrieren wir uns auf die Innenstadt. Ich gehe davon aus, dass es auch da Optimierungsmöglichkeiten mit den Kollegen gibt.Klingt nach der bei Fusionen oft üblichen Formel, dass Eins plus Eins weniger als Zwei ergibt...Eine Fusion ist für den kleineren Partner immer die größere Hürde, weil es die berechtigte Angst gibt, bei einem Zusammenschluss unterzugehen. Wie die künftige Zweigniederlassungspolitik aussieht, ist daher im konkreten Fall eine der wichtigsten Fragen. Die Kollegen treten ja vor Ort als Volksbank Waltrop, Volksbank Henrichenburg, Volksbank Datteln, Volksbank Lünen usw. auf.Und, müssen sich die Kollegen Sorgen machen?Nein. Wir fahren ja seit der Fusion mit der Volksbank Castrop-Rauxel 1971 das Konzept, wonach der vor Ort gut eingeführte Name erhalten bleibt. So haben wir es auch 2003 bei der Fusion mit der Volksbank Unna-Schwerte gemacht und 2013 bei der Fusion mit der Volksbank Hamm. In Unna-Schwerte haben wir sogar eine Zellteilung vorgenommen und den Schwertern den Namen Volksbank Schwerte zurückgegeben, weil die mit Unna-Schwerte nie glücklich waren.Ihre Waltroper Kollegen haben bereits von „unumstößlichen Bedingungen“ gesprochen. Gehen die mit breiter Brust in die Verhandlungen?Mit einem breiten Kreuz und das heißt bei Banken: mit einem klotzigen Eigenkapitalkonto. Waltrop ist ein kapitalstarkes Haus, die Kollegen haben Selbstbewusstsein und sie haben Vorstellungen, wo wir uns ein Stückchen strecken müssen. Aber das macht die Sache ja so interessant. Wir haben das Gefühl, wir haben es mit astreinen Vorständen und Aufsichtsräten zu tun, man merkt, das das ein homogenes Team ist. Eine „unumstößlichen Bedingung“ aus Waltrop lautet: Keine Kündigungen wegen der Fusion. Ziehen Sie mit?Bei allen bisherigen Fusionen haben wir Arbeitsplatzgarantieren ausgesprochen. Das werden wir wieder machen. Eine Garantie von drei, vier, fünf Jahren ist möglich. Wir haben vor drei Jahren ein lukratives Altersteilzeitmodell aufgelegt, das 85 Mitarbeiter angenommen haben. Jetzt pfeifen wir personell auf dem letzten Loch, da kommt eine Fusion gerade richtig. Wir haben Vakanzen auf vielen Leitungsebenen. Es ist die Chance für die zweite Garde.„Regionale Nähe zu Mitgliedern und Kunden durch Geschäftsstellen vor Ort“ haben die Waltroper als weitere Bedingung öffentlich genannt. Wie gehen Sie damit um?Ich erinnere an unser Niederlassungskonzept. In jeder Niederlassung haben wir einen Leiter, der wie ein Bankvorstand wirkt. Der ist vor Ort vernetzt, der kann entscheiden, auch über Kredite.Zuwendungen zum Beispiel an Vereine oder die Aktivitäten der Bürgerstiftung sollen nicht beschnitten werden, fordern die Waltroper. Was sagen Sie?
In diesen Punkten gäbe es durch eine Fusion keine Einschränkungen. Sie wird nicht dazu führen, dass beispielsweise ein Kindergarten vor Ort nicht mehr gefördert wird. Und mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 kann ich auch die Politiker beruhigen. Nach allen unseren Fusionen ist die Gewerbesteuer vor Ort gestiegen. Das kann ich belegen.Ist ein Beschluss durch die Vertreterversammlungen beider Banken Ende 2019/Anfang 2020 realistisch, wie es aus Waltrop hieß?Ja. Wenn wir die Monate Juni, Juli und August nutzen, um die Gesprächsinhalte zu vertiefen, könnte am 3. September der Aufsichtsrat der Volksbank Waltrop entscheiden und ein paar Wochen später unser Aufsichtsrat. Die abschließenden Entscheidungen treffen dann die Vertreterversammlung beider Banken. Eine Mehrheit von 75 Prozent ist dafür jeweils nötig.Wie schätzen Sie die Chancen ein?Eine Dreiviertelmehrheit ist eine hohe Hürde. In unserer Organisationsform gibt es keine Übernahmen, weder feindliche noch freundliche. Sie müssen Überzeugungsarbeit leisten. Eine Fusion ist die Königsdisziplin für einen Bankvorstand.
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