Preisverleihung Dokumentarfilme kamen bei Publikum und Schülerjury in Lünen am besten an

Dokumentarfilme kamen bei Publikum und Schülerjury am besten an
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Überrascht und voller Freude nahmen am Sonntagnachmittag (27.11.) drei Gewinner ihre Preise beim 32. Lüner Kinofest in der Cineworld entgegen. Marcel Kolvenbach überzeugte das Publikum, das über den Gewinner der Lüdia abstimmte, mit seiner bewegenen Dokumentation „Auf der Suche nach Fritz Kann“. Und ermutigt die Zuschauer, auch selbst nach verborgenen Geheimnissen ihrer Familie zu forschen.

Die Entscheidung in dem mit 15.000 Euro dotierten (gesponsert von der Familie Höwing und der Stadt Lünen) Wettbewerb fiel diesmal denkbar knapp aus. Auf Platz 3 im Rennen um die Lüdia kam „Liebe Angst“ von Sandra Prechtel mit 8,92 Punkten, Platz 2 holte „Servus Papa, see you in hell“ von Christopher Roth mit 8,94 Punkten. Kolvenbachs Doku holte 9 Punkte und damit die knapp 4,5 Kilo schwere Lüdia und das Preisgeld.

Der Gewinner Marcel Kolvenbach (M.) eingerahmt von Kinofest-Veranstalter Meinolf Thies (v.l.), künstlerischer Leiterin Sonja Hofmann, Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und Kinofest-Veranstalter Lutz Nennmann.
Der Gewinner Marcel Kolvenbach (M.) eingerahmt von Kinofest-Veranstalter Meinolf Thies (v.l.), künstlerischer Leiterin Sonja Hofmann, Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und Kinofest-Veranstalter Lutz Nennmann. © Günter Blaszczyk

„Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet. Lünen ist das erste deutsche Festival, auf dem der Film läuft. Vorher waren wir damit bei ausländischen Festivals“, so Kolvenbach. Sein Film sei „sehr persönlich und für eine Doku auch mit 100 Minuten sehr lang. Dabei sage ich meinen Studenten an der Kunsthochschule für Medien in Köln immer, alles über 60 Minuten kann nur ein Spielfilm werden.“

Lünen sei ein „wunderbares Festival, ich hab mich wie zuhause gefühlt“ dankte Kolvenbach den Organisatoren. Aber auch seinem Team, „viele von ihnen haben das Zehnfache von dem für den Film gemacht, was ich ihnen bezahlen konnte.“ Am 12. Januar kommt der Film in die Kinos. Derzeit arbeitet Kolvenbach an einem neuen Projekt, diesmal ist es ein Spielfilm.

Die glücklichen Gewinner des Kinder- und Jugendfilmpreises Rakete: Tine Kugler und Günther Kurth gewannen den Jury-Preis mit "Kalle Kosmonaut".
Die glücklichen Gewinner des Kinder- und Jugendfilmpreises Rakete: Tine Kugler und Günther Kurth gewannen den Jury-Preis mit "Kalle Kosmonaut". © Günter Blaszczyk

Ebenso überrascht waren die beiden Dokumentarfilmer Tine Kugler und Günther Kurth. Im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb „Rakete“, der mit 5000 Euro vom Kreis Unna dotiert ist, entschied sich die Schülerjury für ihr Langzeitprojekt „Kalle Kosmonaut“. Die Begründung der vier Achtklässler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums rührte Tine Kugler fast zu Tränen: „Es wurde schon viel über unseren Film berichtet, aber ich habe selten so etwas Schönes über unseren Film gehört wie von euch.“

Am 26. Januar kommt der Film in die Kinos. Günther Kurth dankte den Juroren für ihre Entscheidung: „Ich freue mich, dass ihr einen Dokumentarfilm ausgewählt habt, der nicht immer leicht zu ertragen ist.“ In ihrer Begründung lobten Matti Binkhoff, Oskar Rheiner, Sebastian Sulewski und Eren Culhalik den Kniff der Regisseure, mit Animationsszenen. Sie zeigen so die Geschichten aus Kalles Leben, in denen die Kameras nicht dabei waren und machten den Film besser verständlich.

Die Schweizerin Michéle Brand bedankte sich per Videobotschaft für den Schauspielpreis.
Die Schweizerin Michéle Brand bedankte sich per Videobotschaft für den Schauspielpreis. © Günter Blaszczyk

Die Schauspieljury mit Casterin Susanne Ritter, Regisseur, Autor und Produzent Tom Schreiber und dem Schweizer Filmer Niccolò Castelli verliehen den mit 3000 Euro dotierten Schauspielpreis, gestiftet von der Geissendörfer Film- und Fernsehproduktion, an eine Newcomerin. Im Video bedankte sich Michèle Brand, die im Kanton Uri lebt, wo auch der Film „Drei Winter“ gedreht wurde, für den Preis. Sie habe nie bereut, für den Film ihre Stelle als Architektin gekündigt zu haben und dankte Regisseur Michael Koch für sein Vertrauen. Für die im achten Monat schwangere Neu-Schauspielerin wäre die Reise nach Lünen zu weit gewesen.

Produzent Christoph Friedel nahm den Preis stellvertretend entgegen. Er war mit seiner Frau eilig von einer Silberhochzeitsfeier an der Nordsee nach Lünen gefahren. „Drei Winter“ ist der Schweizer Beitrag zu den Oscars 2023.

Produzent Christoph Friedel kam extra von einer Feier an der Nordsee, um den Schauspielpreis stellvertretend entgegen zu nehmen.
Produzent Christoph Friedel kam extra von einer Feier an der Nordsee, um den Schauspielpreis stellvertretend entgegen zu nehmen. © Günter Blaszczyk

Schon am späten Freitagabend wurde der Gewinner des Kurzfilmpreises geehrt. Das Publikum entschied sich für den in oberschwäbischem Dialekt gedrehten Film „Mach´s Licht aus“ von Marius Beck und Marc Philip Ginolas, der sich per Videobotschaft aus München bedankte. „Ich muss am Montag einen Rohschnitt an der Uni abgeben, kann deshalb nicht kommen.“ Der City-Ring spendiert das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro.

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