Homosexuelle Männer sind in Deutschland bislang nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Blutspende zugelassen. Die sexuelle Orientierung soll aber nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) künftig kein Grund mehr sein, jemanden von einer Blutspende auszuschließen. „Ob jemand Blutspender werden kann, ist eine Frage von Risikoverhalten, nicht von sexueller Orientierung“, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Versteckte Diskriminierung darf es auch bei diesem Thema nicht geben.“
Manuel Izdebski, Geschäftsführer der Aids-Hilfe im Kreis Unna, begrüßt den Vorstoß des Gesundheitsministeriums. „Es ist der richtige Ansatz“, sagte Izdebski am Dienstag (10. Januar).
Das Thema gehöre seit vielen Jahren zu den „Dauerbrennern“. Izdebski: „Wir lesen immer wieder, dass die Blutbestände knapper werden und die Leute zum Blutspenden aufgerufen werden und gleichzeitig schließen wir einen bestimmten Teil der Bevölkerung davon aus.

Blutspenden werden auf Krankheiten getestet
Zwar wurden die Zugangsvoraussetzungen für schwule Männer zur Blutspende in den vergangenen Jahren schrittweise gelockert, sie gelten aber immer noch als lebensfremd. Nach der derzeit gültigen Richtlinie der Bundesärztekammer dürfen Männer, die Sex mit Männern haben, nur dann Blut spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Sexualverkehr mit „einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner“ hatten. Bei allen anderen Menschen besteht die viermonatige Sperre dagegen nur bei „häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern“. Die Richtlinie war zuletzt 2021 leicht entschärft worden – davor lag die Frist bei zwölf Monaten.
Grundsätzlich, sagt Izdebski, sei das Interesse der Blutspendedienste und der Allgemeinheit völlig legitim. „Wer eine Transfusion braucht, möchte sicheres Blut. Aber wenn mein Leben von einer Blutspende abhängig wäre, wäre es mir doch völlig egal, ob es schwules Blut ist.“
Die Blutspendedienste gäben sehr viel Geld für Testungen auf HIV, Hepatitis und Syphilis aus und zögen entsprechend belastete Blutproben aus dem Verkehr. Es gebe dank der modernen Medizintechnik nur noch eine minimale diagnostische Lücke: Wenn jemand frisch infiziert ist, können Tests das im Blut noch nicht zweifelsfrei nachweisen.
Einschränkungen aus der Zeit der Aids-Krise
Doch die Blutspende-Einschränkungen für Homosexuelle stammen noch aus der Zeit der Aids-Krise. Ausschlaggebend war die Sorge, dass bei schwulen Männern das Risiko einer Weitergabe des Virus durch eine Blutspende besonders hoch ist. Die Maßnahme wird seit Langem als diskriminierend kritisiert, weshalb sich SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag auf eine Abschaffung verständigt hatten.
Das deutsche Blutspende-System gilt als eines der weltweit sichersten. Zudem liegt die Zahl der Neuinfektionen mit HIV seit Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau.
Die Bundesärztekammer wird nach dem für den 1. April geplanten Inkrafttreten der Gesetzesänderung vier Monate Zeit haben, im Einvernehmen mit dem staatlichen Paul-Ehrlich-Institut eine neue Richtlinie auszuarbeiten, die für Gleichbehandlung sorgt.
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