Selbstversuch im Lüner Seepark
Discgolf für Einsteiger - So funktioniert der Sport
Was tun in den Ferien? Wer nicht verreist, der findet auch daheim viele Möglichkeiten, die Freizeit zu genießen. Zum Beispiel beim Discgolf im Lüner Seepark. Redakteurin Magdalene Quiring-Lategahn hat es ausprobiert - und sich mit begeisterten Discgolfern unterhalten.
Redakteurin Magdalene Quiring-Lategahn hat vielleicht ein neues Hobby gefunden - das Discgolfen im Seepark hat ihr jedenfalls gut gefallen. Trainer Hartmut Wahrmann sei Dank: Er hat ihr gezeigt, wie man die Scheibe richtig wirft.
Unter freiem Himmel, umgeben von Natur. Schöner kann ein Sportplatz nicht sein. Ich stehe im Seepark und schaue den fliegenden Scheiben zu. Sie sind rasant unterwegs. Ihr Ziel sind Kettenkörbe im Gras. Mitglieder der Discgolf Lakers Lünen geben den runden Flugobjekten ordentlich Schwung. Es ist eine entspannte Atmosphäre auf Bahn 3 und 4. Die Golfer trainieren Präzision und Geschwindigkeit. Zugegeben, in der Schule war Werfen nie mein Ding. Aber hier geht es um Golfen. Ohne Ball und Löcher, dafür mit Scheiben und Körben. Das will ich ausprobieren.
Mein Trainer ist Hartmut Wahrmann (56), Vorsitzender der Discgolf Lakers Lünen. Er ist pädagogisch geschickt. Der Auftakt beschert mir gleich ein Erfolgserlebnis. Wir putten, so nennt man die Würfe aus kurzer Distanz auf den Korb. „Zum Aufwärmen“, sagt Hartmut Wahrmann, der hier nur Hartl genannt wird. Rechter Fuß vorn, das obere Drittel des Korbs anvisieren, Wiegeschritt und ab mit der Scheibe.
Drei von vier Würfen sitzen. Ich werde euphorisch. Das legt sich schnell, nachdem wir die Distanz erhöht haben. „Sie holen nicht genug aus, den ganzen Körper mitnehmen“, sagt Hartl und besteht darauf, dass ich meine Finger korrekt um die Scheibe lege: Unten wie einen Fächer, den Daumen oben drauf. Am Tag zuvor erzählt er, seien drei Leute aus Schwerte gekommen. Die hätten sich gleich Scheiben gekauft und losgelegt. Es gebe einen regelrechten Disc-Tourismus nach Lünen. Am Wochenende sind mitunter 100 Spieler da. Sie kommen vom Niederrhein, aus Köln und dem Münsterland.
Schnelle Erfolgserlebnisse beim Discgolf
Sabine (52) wohnt in Kamen. Sie hat im Urlaub in Kellenhusen Spaß am Discgolfen bekommen und macht jetzt in Lünen weiter. „Man hat schnell Erfolgserlebnisse“, sagt sie. Auf die hoffe ich auch. Inzwischen trainieren wir den weiten Wurf. Bei den anderen sieht das einfach aus, doch es ist schon einiges an Technik zu beachten: Das Ziel anvisieren, die Scheibe leicht nach unten kippen. Den Körper in die Gegenrichtung drehen, und als „wenn man über eine Theke wischt“ – O-Ton Hartl – die Scheibe wie eine Peitschenbewegung nach vorne schnellen lassen. Meine driftet nach links. „Die Weite stimmt, die Richtung könnte besser sein“, meint mein Trainer. Nach einigen Würfen beginnt das Aufsammeln der Scheiben, ein lästiger Nebeneffekt. Manchmal muss man da auch in die Brennnesseln, berichtet er. Das bleibt mir erspart.
Wir gehen zu den Übungsbahnen 3 und 4. Erst muss die Scheibe an Bäumen vorbei, später ein Gebüsch umrunden. Die Kraft dosieren, ein Gefühl für den Wurf entwickeln, das gelingt mir noch nicht so gut. Aber es macht Spaß, die Scheibe fliegen zu sehen.
Hartmut Wahrmann hat davon 26 in seiner Tasche. Je nach Distanz wählt er die Passende aus: „Für Einsteiger reichen zwei oder drei.“
Wahrmann ist durchtrainiert. Der Diplom-Sportler hat schon viel gemacht: 14 Sportarten, von Kunstturnen über Ski- und Snowboardlehrer. 1979 ist er beim Discgolf hängegeblieben und hat viele internationale Titel errungen, darunter US Open und Weltmeisterschaften. Er liebt das Werfen der Scheiben. Bei Wind und Wetter ist er draußen. „Ich hatte schon seit zehn Jahren keine Erkältung mehr.“
Hobby dient dem Ausgleich
Andreas (51) hat durch Zufall im Seepark die Körbe gesehen, Hartmut getroffen und Spaß am Discgolfen gefunden. Er spielt gern in Gruppen, das fordere ihn heraus. Gerhard Dorsch, 2. Vorsitzender der Lakers, gefällt das faire Spiel. Man helfe sich, auch die Scheiben zu suchen. Für Sebastian (30) ist Discgolfen ein Ausgleich zum Studium.
Ich spüre ein leichtes Ziehen im Arm. Für heute reicht es. Aber ich komme wieder und bringe meine Familie mit – versprochen. Ich habe ihr jedenfalls schon von dem Freizeitvergnügen Disgolfen mitten in der Natur vorgeschwärmt.