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Direktorenvilla in Lünen: Imposantes Haus weckt Begehrlichkeiten
Politische Diskussion
In den Sternen steht die Zukunft der denkmalgeschützten Direktorenvilla in Lünen. Dabei gibt es Interesse. Über das imposante Haus in Top-Lage entscheidet die Politik. Die hat sich vertagt.
Herrschaftlich steht das ehemalige Schulleiterhaus des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums an der Friedenstraße in Lünen. Das Gebäude hat elf Zimmer auf 310 Quadratmetern und ist von einem 800 Quadratmeter großen Garten umgeben. Aus dem Erkerfenster der imposanten Villa hatte einst Oberstudiendirektor Theodor Voigt, erster Bewohner des 1931 errichteten Schulleiterhauses, seine Schüler im Blick.
Die Architekten Dietrich und Karl Schulze haben mit dem Bau und dem des Gymnasiums einen städtebaulichen Blickpunkt in Lünen geschaffen. Die vor- und zurückspringenden Klinker, Rundungen und die besondere Dachform finden sich auch an Häusern in der Nachbarschaft. Das Schulgebäude steht seit 1985 unter Denkmalschutz, die Direktorenvilla seit 2020.

Elf Zimmer auf 310 Quadratmetern bietet das denkmalgeschützte Haus. Dahinter befindet sich ein Garten. © Goldstein (A)
Bürgermeister stoppt den Verkauf
Um sie ranken sich Diskussionen. Im vergangenen Jahr hatte der Bürgermeister einen Verkauf der städtischen Immobilie gestoppt. Die war bereits auf Initiative der Zentralen Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) über die Sparkasse auf einem Online-Portal angeboten worden. Mindestgebot: 417.000 Euro. Darüber hätte der Bürgermeister informiert werden und der Rat dazu zustimmen müssen. Aus Gründen des rechtskonformen Verwaltungshandelns trat der Bürgermeister auf die Bremse.
Jetzt hat die Politik das Thema wieder auf dem Tisch. Die Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen brachte in die Sitzung des Ausschuss für Bildung und Sport am 2. September einen Antrag ein, wonach das benachbarte Gymnasium Grundstück und Villa nutzen solle. Begründet wurde das mit Raumnot und modernen pädagogischen Konzepten. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, brauche die Schule den Platz.
Einzig verfügbare Fläche für die Schule
Auch Wilhelm Böhm, kommissarischer Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, sieht in dem Schulleiterhaus perspektivisch die einzige noch verfügbare Fläche. Momentan wird auf dem ohnehin nicht großen Schulhof ein Neubau mit sechs Klassenräumen und vier kleineren Räumen hochgezogen. Dafür musste Schulhoffläche abgezweigt werden. Der Garten der Villa könnte ein Ausgleich sein. „Der Schuh drückt bei der Außenfläche“, sagt Böhm. Aber auch bei kleineren Räumen, die für Inklusion, Schülerarbeiten oder Unterrichtsdifferenzierung genutzt werden könnten. „Ausweichräume fehlen uns komplett“, berichtet Böhm.
In fünf Jahren kehrt das Gymnasium zum Bildungsgang G9 zurück. Perspektivisch käme dann ein kompletter Jahrgang dazu. Damit steigt der Raumbedarf. Dass die Direktorenvilla mit ihrem Zuschnitt als Einfamilienhaus nicht die optimale Lösung ist, sieht auch Böhm. Aber sie sei die einzige, über die man sprechen könne.
Nina Kotissek (SPD) hingegen erklärt, der im Bau befindliche Anbau könne später noch um eine weitere Etage aufgestockt werden. Die Diskussion um die Villa sei bereits vor sechs Jahren geführt worden. Damals habe man sich für den Anbau statt des Umbaus der Schulleitervilla entschieden. Die Grünen wollen sich noch alle Möglichkeiten offen halten. Letztlich ist der Antrag auf die nächste Sitzung vertagt worden. Es gab den Wunsch, sich vor Ort umzuschauen und die Schulleitung dazu zu bitten.

Ein Blick auf die Villa von der Gartenseite aus. Auffällig ist der Erker. © Goldstein (A)
Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben
Die Zukunft der Villa ist also weiter ungewiss. Wie die Pressestelle der Stadt Lünen auf Anfrage der Redaktion mitteilt, ist inzwischen das Sachverständigenbüro für Immobilienbewertung und Bauplanung Afsin mit der Erstellung eines Verkehrswertgutachtens beauftragt worden. Der hier ermittelte Wert liege bei 416.000 Euro. Sollte das Schulleiterhaus verkauft werden, würde das Wirtschaftsförderungszentrum Lünen GmbH damit beauftragt.
Doch noch ist es nicht soweit. Das letzte Wort hat die Politik. Bis 2010 hatte der Erste Beigeordnete der Stadt Lünen, Walter Stemann, mit seiner Familie das Haus gemietet. Einige Jahre später wurde es von der Stadt als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Zwischen 2015 und 2019 lebten dort Frauen mit ihren Kindern.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
