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Blick in Direktorenvilla: Tresor im Schlafzimmer und Blümchentapete
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Herrschaftlich wirkt die Direktorenvilla am Stein-Gymnasium. Ihren Verkauf hat der Bürgermeister jüngst gestoppt. Interessante Details sind im Innern des Gebäudes mit den elf Zimmern zu sehen.
Wer den Klingelknopf der leer stehenden Direktorenvilla am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium drückt, löst einen Westminster-Glockenschlag aus. Das ehemalige Schulleiterhaus ist 1931 von den Architekten Dietrich und Karl Schulze errichtet worden, gemeinsam mit dem benachbarten Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Dass das Bau-Ensemble zusammengehört, machen die Klinker und Steinvorsprünge an beiden Gebäuden deutlich. 1985 wurde die Schule aufgrund der besonderen Architektur unter Denkmalschutz gestellt. Das gilt für die Direktorenvilla erst seit Anfang dieses Jahres.
Lange hat sie ein Schattendasein an der Friedensstraße geführt. In den Blickpunkt geriet sie vor zwei Wochen durch einen Eilantrag der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GfL). Die wollte den Verkauf der Villa stoppen. Denn das Gebäude, das der Stadt gehört, war bereits über die Sparkasse in einem Online-Portal für 417.000 Euro Mindestpreis angeboten worden.
Die Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) hatte den Verkauf angestoßen. Laut Pressestelle der Stadt hätte der Bürgermeister über alle wichtigen Angelegenheiten des Stadtbetriebs rechtzeitig unterrichtet werden müssen. Zudem hätte der Rat bei einem solchen Umfang dem Verkauf zustimmen müssen. Um rechtskonformes Verwaltungshandeln zu gewährleisten, habe der Bürgermeister das Verfahren blockiert. Jetzt liegt der Ball wieder bei der Politik: Sie muss entscheiden, wie es mit der imposanten Immobilie weitergehen soll.
Die hatte der Erste Beigeordnete Walter Stemann bis zu seinem Tod 2010 gemietet. Das Gebäude hat elf Zimmer auf 310 Quadratmetern, umgeben von 800 Quadratmeter Garten. Später wurde die Villa von 2015 bis 2019 von der Stadt als Unterkunft für geflüchtete Frauen genutzt, die dort teilweise mit Kindern lebten.
Die einfache Eingangstür passt nicht mehr zu dem Stil des Gebäudes. Durch sie gelangt man in einen kleinen Flur. Rechts befindet sich die Garderobe mit flaschengrünem Boden und Eingang zur rosa gefliesten Gästetoilette. Das Ambiente atmet den Charme der 70er-Jahre.
Der Ess- und Wohnbereich ist mit Parkett im Fischgrätmuster ausgelegt. Beide Räume sind verbunden, das Esszimmer hat einen kleinen Erker mit Fenstern. Aus den beiden lichten Räumen fällt der Blick in den Garten. Dort hat der der Sturm einen Baum umgeknickt. Hinten ist der Neubau des Gymnasiums zu sehen, seitlich das alte Schulgebäude. Eine kleine Terrasse ist dem Wohnbereich vorgelagert. Innen wirkt das Gebäude längst nicht so herrschaftlich wie von außen.
Tresor im Schlafzimmer
Eine Holztreppe führt in den oberen Bereich. Der Flur ist mit Stofftapete versehen. Das Schlafzimmer hat seitlich eingebaute Holzschränke und einen Durchgang ins blau geflieste Bad mit Dusche und Wanne. Im Schlafzimmer findet sich ein Tresor, den früher nach den Umrissen auf der Tapete ein Bild verdeckt hat. In weiteren Räumen finden sich Blümchentapete und roter Bohlenfußboden. Der Raum über dem Essbereich hat einen halbrunden Balkon.
Im Keller steht eine Schneeschaufel. Haken wie für Schinken oder Würste hängen von der Decke. Ein Raum für Ölheizung und einer für Waschmaschine und Trockenleinen schließt sich an.
Konzepte für schulische Nutzung
Um das denkmalgeschützte Gebäude auf modernen Wohnstandard zu bringen, muss einiges getan werden. Begehrlichkeiten gibt es bereits: Auch die Schule würde die Villa gerne behalten, um sie schulisch zu nutzen. Konzepte dafür gebe es bereits, wie Schulleiter Heinrich Kröger jüngst gegenüber dieser Redaktion erklärt hatte.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
