Dieselpreis trifft Tafel hart, aber sie hat ein noch größeres Problem

© Marcel Drawe

Dieselpreis trifft Tafel hart, aber sie hat ein noch größeres Problem

rnUnnaer Tafel

Die Unnaer Tafel müsste wegen der rasant steigenden Treibstoffpreise eigentlich Preise erhöhen, tut es aber nicht: Sie versorgt die Ärmsten. Und der teure Diesel ist nicht ihr größtes Problem.

Kreis Unna

, 11.03.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Es ist schlimm“, sagt Ulrike Trümper. Die Chefin der Unnaer Tafel sieht, wie viel Geld ihr Verein für Treibstoff ausgeben muss. Die Preise bei der Ausgabe zu erhöhen, wagt sie bisher nicht, denn Armut nimmt zu. Und ein weiteres Problem bereitet ihr große Sorge um den weiteren Betrieb.

„Ich weiß nicht, wo wir hinsteuern mit der Tafel.“
Ulrike Trümper

Teuer: Lieferwagen müssen 78 Märkte abfahren

Mit neun Ausgabestellen im Kreisgebiet versorgt die Unnaer Tafel rund 2000 Bedürftige mit Lebensmitteln. Um Ware zu bekommen, müssen die Fahrer täglich 78 Geschäfte abfahren. Zuletzt habe der Verein 1400 Euro im Monat für Treibstoff ausgegeben.

Der Preis für Diesel ist über Wochen immer weiter gestiegen, zuletzt extrem beschleunigt durch die Folgen des Ukraine-Kriegs. Tendenz weiter steigend. Trümper geht davon aus, dass die Treibstoffrechnung der Tafel im kommenden Monat um ein Drittel höher sein wird.

Obst und Gemüse sind die wichtigsten Produkte, mit denen die Tafel Bedürftige versorgt. Jetzt werden sie knapp, erklärt Ulrike Trümper (hier auf einem Archivbild).

Obst und Gemüse sind die wichtigsten Produkte, mit denen die Tafel Bedürftige versorgt. Jetzt werden sie knapp, erklärt Ulrike Trümper (hier auf einem Archivbild). © Archiv

An die Kunden wolle man diese Belastung nicht weitergeben. „Der Anstand gebietet es, die Kunden jetzt nicht stärker zu belasten“, sagt Ulrike Trümper. „Viele haben sowieso Angst vor den Kosten für Strom und Gas.“

Gleichzeitig sei spürbar, dass aktuell wieder zahlreiche Menschen unter wirtschaftlichen Druck geraten. „Wir haben Zulauf wie noch nie.“ Die Tafel habe schweren Herzens einen Aufnahmestopp verhängen müssen, weil sie mehr Menschen nicht versorgen kann.

Problem: Kaum noch frische Lebensmittel

Denn es kommt ein weiteres Problem hinzu, das Trümper und ihre Mitstreiter ratlos macht. „Wir bekommen so gut wie keine Ware mehr“, berichtet Trümper. Supermärkte, bei denen die Tafel überschüssige Lebensmittel abholt, hätten kaum noch etwas abzugeben. „Obst und Gemüse ist für uns am wichtigsten. Und damit sieht es richtig mau aus.“ Trümper fasst die Problemlage so zusammen.: „Wir fahren mit teurem Diesel die Läden ab und haben die Ladeflächen nachher leer.“

Aktuell versucht man gegenzusteuern, indem Lieferwagen auf dem Hof in Unna-Königsborn stehen bleiben, um Sprit zu sparen. Touren werden zusammengezogen, sodass nur noch fünf statt sieben Fahrzeuge rollen. Doch das hat Grenzen. Es müssten doch letztlich alle Geschäfte abgefahren werden, weil sich keines von ihnen melde, wenn es keine Ware abzugeben hat, so Trümper.

„Das macht uns ordentlich Kummer“, sagt Ulriker Trümper. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Und ich weiß nicht, wo wir hinsteuern mit der Tafel.“

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