„Dieser Ort ist nicht tot, er lebt“ Friedhof in Lünen hat einen neuen, biodiversen Urnengarten

„Der Friedhof lebt“: Der biodiverse Urnengarten in Lünen
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Es grünt, blüht und summt auf dem Friedhof der Kirchengemeinde St. Marien an der Alstedder Straße in Lünen. Ein gerade fertig angelegtes Areal rechter Hand ist ganz besonders einladend für Insekten: der Urnengarten, die neue Gemeinschaftsgrabanlage.

Die Idee dazu kam Kirchenvorstandsmitglied Frank Grundner bei einem Urlaub in Norddeutschland. Dort gibt es diese wahren Oasen der Ruhe schon länger. „Die Zeiten, in denen ein Friedhof ein Ort der Stille und Trauer war, sind lange vorbei. Die Menschen kommen nicht nur hierher, um zu trauern. Unser Friedhof ist mittlerweile ein Ort der Begegnung geworden“, sagt er. Anders als klassische Urnenfelder oder Stelen, die schmucklos sein können, soll der Urnengarten bunt, schön und einladend sein.

Christa Korthoff von der Friedhofsverwaltung, Verwaltungsreferentin Beate Galler, Kirchenvorstandsmitglied Frank Grundner, Norbert und Fabian Baasner von der Baasner Friedhof GmbH (von links) am Andachtsplatz vor dem Urnengarten. Hier dürfen Trauernde Blumen und Kerzen für ihre Lieben ablegen.
Christa Korthoff von der Friedhofsverwaltung, Verwaltungsreferentin Beate Galler, Kirchenvorstandsmitglied Frank Grundner, Norbert und Fabian Baasner von der Baasner Friedhof GmbH (von links) am Andachtsplatz vor dem Urnengarten. Hier dürfen Trauernde Blumen und Kerzen für ihre Lieben ablegen. © Laura Oswald-Jüttner

Friedhofssatzung geändert

Viele Menschen wollen nicht, dass ihre Hinterbliebenen sich um die Grabpflege kümmern müssen. Außerdem, so Grundner, habe sich der gestalterische Geschmack der Kunden verändert. Der Urnengarten wurde daher bewusst nicht als quadratische Fläche angelegt. Es gibt kleine Hügel, Bäume schmücken die Fläche, und die Bepflanzung ist ganzjährig. „Alles blüht nacheinander. Wir haben bewusst darauf geachtet, dass dieser Ort nicht tot ist, sondern lebt“, ergänzt Norbert Baasner.

Als Grundner der Gemeinde den Vorschlag eines Urnengartens für Lünen vortrug, sei er auf offene Ohren gestoßen. Nur die Bürokratie habe alles ein wenig behindert. Für das Vorhaben musste die Friedhofssatzung geändert werden, weil der Urnengarten als neue Art des Grabes zählt und daher neu aufgenommen werden musste. Im Mai 2022 begannen die ersten Arbeiten an den drei Feldern. Nach mehr als einem Jahr sind sie jetzt fertig.

Gemeinsam mit der Baasner Friedhof GmbH als Friedhofsgärtnerei hat der Friedhofsausschuss ein Gesamtpaket für die Bestattung im Urnengarten entworfen. Dieses beinhaltet eine Stele mit Namensschild, die Grabpflege mit Erneuerung der Bepflanzung, das Beheben eventueller Schäden am Grabfeld sowie die Pflege des gesamten Urnengarten-Bereichs über die Vertragslaufzeit von 25 Jahren.

Der Friedhofsgärtner kümmert sich vor Ort nicht nur um die einzelnen Grabstätten, sondern um die gesamte Anlage mit Blumen, Stauden, Gehölzen, den Wegen und dem Ablageplatz für Blumen, Kränze und Kerzen. Letztere dürfen Besucher nämlich nicht an den Stelen oder am Rand des Urnenfeldes abstellen. Dafür gibt es ein paar Meter weiter einen eigens angelegten Andachtsplatz.

Der Urnengarten ist insektenfreundlich, auf jedem der drei Felder steht ein Insektenhotel.
Der Urnengarten ist insektenfreundlich, auf jedem der drei Felder steht ein Insektenhotel. © Laura Oswald-Jüttner

Biodiversität

Die ausgewählten Pflanzen sind insektenfreundlich. Die Gärtnerei hat sich neben Bodendeckern für Salbei, Geranien und Goldröschen entscheiden. Außerdem wurden ein Zimtahorn und ein Judasbaum gepflanzt. Es duftet also auch noch gut im Urnengarten.

Auf jedem der drei Felder steht ein Insektenhotel. Die sind aus einem ganz bestimmten Holz. „Das sind Balken aus einem Haus, das die Kirchengemeinde leider abreißen musste. Das stand seit 1850 oder 1860“, erzählt Verwaltungsreferentin Beate Galler. Biodiversität soll ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Anlage werden.

Der Urnengarten bietet Platz für 175 Beisetzungen. Einzelne Grabstätten als auch nebeneinanderliegende sind möglich. Der Friedhofsausschuss hofft, dass die neue Möglichkeit der Bestattung gut angenommen wird. Bei entsprechender Nachfrage könnte eine weitere Fläche angelegt werden. Demnächst soll noch eine Bank aufgestellt werden, damit Besucherinnen und Besucher verweilen können. Der Urnengarten kann jederzeit besichtigt werden. Im Rahmen eines Tags des offenen Friedhofs wird er am Samstag, 19. August, von 14 bis 16 Uhr der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt.

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