
© Goldstein (A)
Corona-Jahr 2021 Lünen: Infektionen, Mutanten und Impfmarathon
Jahresrückblick
Viele haben darauf gehofft, aber Ende 2021 ist die Corona-Pandemie noch nicht Geschichte. Trotz guter Nachrichten zu Jahresbeginn. Ein Rückblick auf die Entwicklungen in Lünen.
Entgegen aller Hoffnungen ist die Corona-Pandemie auch zum Jahresende 2021 noch nicht vorbei. Dabei hatte es noch kurz vor Jahreswechsel 2020/2021 gute Nachrichten gegeben. Am 27. Dezember starteten die Impfungen gegen das Virus auch in Lünen. Ein mobiles Impfteam kam in das Seniorenzentrum Minister Achenbach. Das Impfzentrum im Kreis Unna öffnete am 8. Februar, ab April durften dann auch Hausärzte in Praxen impfen. Die Impfpriorisierung wurde am 7. Juni aufgehoben.
Im gleichen Zeitraum rollte die dritte Welle, bestimmt von der Alpha-Variante, über Deutschland. Den Höchststand an Neuinfektionen erreichte Lünen am 12. April, als 70 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet wurden. Ein Wert, den die Stadt auch während der vierten Welle im Herbst 2021 bislang kein zweites Mal erreicht hat.
Höchstwerte im Frühjahr und Herbst
Den höchsten Wert bekannter aktiver Fälle erreichte die Lippestadt ebenfalls in der dritten Welle im Frühjahr. Am 29. April waren 544 aktuelle Infektionen gemeldet. Die meisten aktiven Fälle in der vierten Welle, geprägt von der Delta-Variante, lagen deutlich darunter. Am 6. Dezember waren 444 aktive Fälle gemeldet.
Der Sommer war im Vergleich dazu sehr ruhig. Am 19. Juli gab es stadtweit gerade einmal neun aktuelle Infektionen. In den letzten beiden Wochen im Juni wurden insgesamt nur sechs neue Corona-Fälle gemeldet.
Über Wochen waren auch die Infektionsstationen der Krankenhäuser im Kreis frei von Patienten mit Covid-19, seit August stiegen die Zahlen aber wieder, bis zum Höchststand am 8. Dezember mit 75 Patienten. Aktuell gehen die Patientenzahlen zurück. Im Vergleich zum Jahresbeginn und den Werten aus 2020 sind insgesamt weniger Patienten in den Kliniken behandelt worden.
Lage in Krankenhäuser angespannt
Eine Tendenz, die nach Einschätzung des Marienhospitals und der Klinik am Park auch auf die Impfungen zurückzuführen ist, wie die Krankenhäuser Anfang Dezember erklärten. Von Entspannung konnte Dr. Berthold Lenfers, Leiter des Covid-19-Koordinationsstabes, aber nicht sprechen. Personalmangel an Fachkräften ist in Lünen, genau wie in Deutschland, ein großes Problem.
Ein Effekt der Priorisierung der Impfungen war, dass die Covid-Patienten durchschnittlich jünger geworden sind, wie Lenfers im Frühsommer mehrfach erklärte. Sie überleben die Infektion deutlich länger als ältere Menschen. Das verlängert gleichzeitig die Behandlungsdauer im Krankenhaus erheblich.
Wenig Impfzahlen, viele Impfangebote
Stadtscharfe Zahlen über die Impfungen in Lünen sind bislang nicht veröffentlicht worden. Das Impfzentrum in Unna schloss seine Türen am 30. September. Impfberichte der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) weisen Zahlen für den Kreis Unna aus, bilden hier aktuell aber ausschließlich die Impfungen in Hausarztpraxen (Stand 26. Dezember) ab.
Berichte aus Impfzentren und von mobilen Teams sind älter. Nicht aufgeführt sind Impfungen aus den Impfstellen im Kreis Unna. Laut Robert-Koch-Institut haben in NRW 13,9 Millionen Menschen (77,8 Prozent) eine Erstimpfung erhalten, vollständig geimpft sind 13,3 Millionen Menschen (74,0 Prozent) und 39,5 Prozent (7,1 Mio) haben eine Boosterimpfung erhalten, Stand 28. Dezember.
Eine neue Impfstelle in Lünen öffnete am 29. November. Seit dem 17. Dezember gibt es eine eigene Impfstelle für Kinder an der Viktoriastraße. Unzählige weitere Impftermine boten und bieten die Hausärzte in Lünen auch außer der Reihe an.
Mehr Tote im zweiten Coronajahr
Der Rückblick auf die lokalen Zahlen in Lünen zeigt auch, dass 2021 mehr Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben sind, als im Jahr davor. 84 Todesfälle sind 2021 gemeldet worden. Die meisten Fälle kamen Anfang des Jahres hinzu, allein am 14. Januar meldete das Gesundheitsamt sieben Tote aus der Lippestadt.
Insgesamt sind bislang 142 Menschen in Lünen an oder mit dem Virus gestorben, 2020 waren es 58. Besonders große Betroffenheit löste die Meldung über den Tod eines Kindes am 17. November aus. Nähere Details nannte der Kreis „aus Gründen der Nachverfolgbarkeit und mit Rücksicht auf Familienangehörige“, nicht, wie es in der Mitteilung hieß. Zwei neue Todesfälle sind an diesem Tag gemeldet worden, einer aus Selm und einer aus Lünen. Es ist also unklar, aus welcher der beiden Städte das Kind stammt.
Inzidenz sinkt über Weihnachtstage
Ein Wort, dass auch im Verlauf von 2021 nicht wegzudenken ist, ist die 7-Tages-Inzidenz. Zuletzt ist der Wert, an dem sich über lange Zeit maßgeblich Verschärfungen und Lockerungen der Corona-Regeln orientierten, im Kreis Unna deutlich gesunken. Das RKI weißt darauf hin, dass die Entwicklung sehr wahrscheinlich auf verzögerte Meldungen und weniger Tests zurückzuführen ist. Der maßgebliche Wert für den Kreis Unna liegt (Stand 28. Dezember) bei 162,3.
Berechnen lässt sich die Inzidenz pro 100.000 Einwohner auch für Lünen. Eine Hochrechnung, weil die Stadt real nur rund 86.000 Einwohner hat. Den lokalen Spitzenwert in diesem Jahr erreichte Lünen am 22. November mit 274,9. Noch viel höher war die lokale Inzidenz einmal im Jahr 2020 gestiegen, sie lag vom 5. bis 9. November sogar bei 427,3. Ausschlaggebend waren in der gesamten Pandemie aber immer die kreisweiten Werte des RKI.
Mit Aufkommen der Omikron-Variante im Dezember ist laut Experten damit zu rechnen, dass Deutschland eine fünfte Corona-Welle bevorsteht. In Lünen sind bis 28. Dezember 14 Omikron-Fälle bekannt geworden. Den ersten meldete das Gesundheitsamt am 16. Dezember.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
