Sie sind gemeinsam gekommen und gehen auch gemeinsam: Seit 2008 bilden die Chefärzte Dr. Andreas Gerlach (65) und Dr. Harald Günther (66) die Doppelspitze der Geriatrie des Klinikums Lünen-Werne. Doch auch schon als Oberärzte haben sie sich in der Spezialabteilung um akute und alterstypische Erkrankungen der älteren Patienten kümmert. „Es war eine tolle Zeit zu zweit“, sagt Andreas Gerlach. Sie seien verschieden, hätten sich aber gut ergänzt. Ende Oktober gehen die Chefärzte in den Ruhestand. Damit ist das Duo-Modell Geschichte. Nachfolger wird Norbert Pfundtner (56).
Die Geriatrie gilt als Besonderheit: Sie ist die einzige Fachabteilung, in der akutmedizinische Versorgung und Rehabilitation Hand in Hand gehen. Ziel ist, den Patientinnen und Patienten, die oft viele gesundheitliche Probleme haben, so zu helfen, dass sie ihre Kompetenzen behalten und möglichst den Alltag wieder bewältigen können.
Eine Bagatellerkrankung kann für betagte Menschen mit Vorerkrankungen gravierende Folgen haben. Die Geriatrie setzt auf aktivierende Pflege und arbeitet eng mit Therapeuten sowie dem Sozialdienst zusammen. In der Abteilung ist mehr Personal tätig, eine Gruppe ist speziell in puncto Demenz weitergebildet. Während die Verweildauer in Kliniken im Schnitt bei fünf bis sechs Tagen liegt, bekommen alte Menschen in der Geriatrie 14 Tage Zeit.
„Zuwendung und Empathie spielen in der Geriatrie eine entscheidende Rolle“, sagt Andreas Gerlach. Er vergleicht die Arbeit mit der von Feuerwehr und Gärtnern. Die Feuerwehr rettet, der Gärtner muss hegen und pflegen. „Unsere Patienten brauchen beides.“ Für Harald Günther zählt zu den schönen Momenten, wenn ihn Patienten anstrahlen, weil sie anfangs ihre Perspektive düster gesehen haben, dann aber Fortschritte erkennen. „Das gibt mir viel zurück“, sagt er. Angst vor dem Alter hat er genauso wenig wie sein Chefarztkollege. Alter habe „etwas Abenteuerhaftes“, sagt Andreas Gerlach.
Abteilung weiter ausgebaut
In der Ära des Chefarzt-Duos ist die Geriatrie ausgebaut worden. Zu den 38 Betten und den 30 Plätzen der Tagesklinik im St. Marien Hospital Lünen kam die Abteilung im St. Christophorus Krankenhaus Werne mit 26 Betten dazu. Beide Chefärzte pendelten. In Werne war hauptsächlich Harald Günther tätig, der zudem die physikalische Abteilung leitete.
Sein Kollege Andreas Gerlach war stellvertretender Leiter des Labors und kümmerte sich außerdem um die Ambulanz der Rheumatologie. Hier wird er auch als Rentner noch ab und an tätig sein. Entstanden ist zudem das Zentrum für Alterstraumatologie, in dem sich Unfallchirurgen und Geriater gezielt um Patienten nach Sturzverletzungen kümmern.

Mit Vorfreude, aber auch Wehmut sehen die Chefärzte dem neuen Lebensabschnitt entgegen. „Wir übergeben einen gut aufgestellten Laden“, sagt Harald Günther. Das sei nur durch die „hervorragende Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen“ möglich, auf die jeder Geriater zwingend angewiesen sei. Viele Dinge hätten auf dem kurzen Dienstweg am Krankenbett besprochen werden können, um gemeinsam einen guten Weg zu finden.
Die Patienten werde er vermissen, die Bürokratie nicht, sagt Harald Günther. Der begeisterte Motorradfahrer startet als Rentner am 2. November zu einer Biketour durch Andalusien, mit Gepäck und Flamencoprogramm am Abend. Sein Kollege Andreas Gerlach lässt es etwas ruhiger angehen: Der passionierte Schachspieler nimmt im Dezember an einem Turnier in Rom teil. Da er erst ab 16 Uhr am Brett sein muss, bleibt genug Zeit für Sehenswürdigkeiten. Als Rentner freut er sich auf mehr Zeit, die er auch fürs Lesen nutzen möchte.
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