Aufs Altenteil zurückziehen, das ist keine Option für Hans-Peter Benstein. Elf Jahre hat der 63-Jährige als Vorstand für den Caritasverband Lünen-Selm-Werne gewirkt und ihn für die Zukunft „wetterfest gemacht“, wie er sagt. Seit über 50 Jahren ist der katholische Träger der freien Wohlfahrtspflege eine feste Größe in der Region. Seine Angebote richten sich an Menschen in allen Lebenslagen, vom Baby bis zum Hochbetagten. Mit inzwischen 680 hauptamtlichen und 280 ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist der Caritasverband ein großer Arbeitgeber. Er stehe auf wirtschaftlich sicheren Beinen. Hans-Peter Benstein hat in seiner Ära neue Strukturen geschaffen und viel gebaut.
In der täglichen Arbeit sei man schon recht fremdbestimmt, nennt der Caritas-Chef einen Grund für seinen Rückzug. Er verlegt ab Juli seinen Lebensmittelpunkt wieder komplett ins südliche Hessen und möchte mehr Zeit für seine Frau, für Reisen, Hobbys wie Segeln und andere Dinge haben. Seinen Ausstieg hat er lange vorgeplant. Heike Homann ist seit einem Jahr mit im Vorstand tätig. Sie wird ab 1. Juli die Geschäfte führen. Ab 1. Oktober beginnt dann sein Nachfolger Markus Metten aus Werne als Vorstandsvorsitzender. Er kennt das Metier. Seit 2012 ist er Verwaltungsleiter und stellvertretender Vorstand des Caritasverbandes Gelsenkirchen.
Benstein schlägt beruflich einen neuen Weg ein. Als Unternehmensberater wird er Sozialunternehmen bei Fusionen und Übernahmen begleiten. „Bei vielen kleinen Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und im Bereich der Pflege wird es in Zukunft aufgrund wirtschaftlicher Erfordernisse Veränderungen und Verschiebungen geben“, so Benstein. Er will Sozialunternehmen auch dabei unterstützen, ihre Arbeitgebermarke zielgerichtet zu entwickeln. „Insbesondere im Bereich Altenpflege müssen sich Arbeitgeber sehr ins Zeug legen, um im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter dauerhaft bestehen zu können.“
Neubauten und Strategie

Das sieht Benstein auch als Herausforderung für den Caritasverband Lünen-Selm-Werne. Der bildet aktuell fast 60 Auszubildende aus, mehr als 50 davon in der Pflege. Ebenso wichtig wie die Weiterentwicklung der Berufsausbildung sei es, möglichst viele Menschen in der Region für den Caritasverband zu interessieren.
Benstein hat in den elf Jahren einiges bewegt. Dazu gehört die Umsetzung der neuen Organisationsstruktur des Verbandes mit hauptamtlichem Vorstand, Aufsichtsgremium und Delegiertenversammlung sowie einer strategischen Ausrichtung. Als „wichtigen Schritt“ bezeichnet Benstein die Übernahme von St. Josef in Selm von der Kirchengemeinde in das Eigentum des Caritasverbandes. Um das Altenwohnhaus zukunftsfähig zu entwickeln, wurde es baulich saniert und neu ausgerichtet - mit großzügigen Aufenthaltsbereichen, neuer Kapelle, Café, Friseur und Tagespflege. „Das war ein schwieriges, für alle Beteiligten anstrengendes, aber auch tolles Projekt“, erinnert sich Benstein.

In Lünen entstand 2019 das neue Haus der Caritas in der südlichen Fußgängerzone wie auch 2020 das Seniorenzentrum an der Lippe mit 80 Plätzen. Bereits 2015 wurde die Caritas Service GmbH gegründet, in der 30 Mitarbeitende mit und ohne Handicap zusammenarbeiten.
Doch es gab auch schwere Momente. Benstein nennt die Corona-Pandemie, die alle viel Kraft gekostet habe, aber auch für ihn persönlich die Entscheidung, die kleine Einrichtung St. Elisabeth auf Cappenberg zu schließen.
Wehmut kommt auf
Die nächste Aufgabe sei es, das Seniorenzentrum Bork fertigzustellen. Nach politischen Querelen und langem Hin und Her soll es Anfang 2025 so weit sein. Die Einrichtung mit 50 stationären Plätzen und zwölf solitären Kurzzeitpflegeplätzen sei laut Benstein zeitgemäß. Sie werde am richtigen Platz gebaut und den Ortsteil Bork städtebaulich bereichern, ist er überzeugt. Beim Gedanken an den 30. Juni kommt bei Benstein auch Wehmut auf. „Ich weiß, was ich zurücklasse.“ Er freue sich aber auch sehr auf das, was vor ihm liege.
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