Lünens Ex-Bürgermeister Hans-Werner Harzer wäre 100 Jahre alt geworden Vom Rektor zum Denkmal

Ex-Bürgermeister Hans-Werner Harzer wäre 100 Jahre geworden
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Kinder waren es, die Hans-Werner Harzer schon immer am Herzen lagen. Wie sich Mädchen und Jungs entwickeln, mit ihnen zu lachen, aber auch ihnen etwas beizubringen - seien es Werte und natürlich auch Wissen - das hatte für den umtriebigen Pädagogen eine große Bedeutung.

Mit 37 Jahren wurde Harzer zu einem der jüngsten Rektoren Nordrhein-Westfalens, als er zum Schulleiter der Bebelschule wurde. In Lünen arbeitete er sich in die Kommunalpolitik ein und wurde binnen kurzer Zeit zum Ratsvorsitzenden. 1969 wurde er dann zum Oberbürgermeister gewählt - ein Amt, das er 20 Jahre lang innehatte. Am 25. September wäre Hans-Werner Harzer 100 Jahre alt geworden.

Hans-Werner Harzer (li.) hatte stets ein Lächeln auf den Lippen.
Hans-Werner Harzer (li.) hatte stets ein Lächeln auf den Lippen. © Günther Goldstein

Harzer wurde 1923 in Magdeburg geboren. Nach Abitur, Soldatenzeit und Kriegsgefangenschaft entschied er sich, Lehrer zu werden und Pädagogik zu studieren. Im Jahr 1950 begann er den Lehrerberuf. Zehn Jahre später wurde er zum Rektor der Bebelschule (heute Heinrich-Bußmann-Schule) in Lünen ernannt.

Im Alter von 27 Jahren trat er in die SPD ein. Ebenso engagierte er sich in der Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ und arbeitete in der Erwachsenenbildung in Dortmund. Seine politische Tätigkeit baute der gebürtige Magdeburger in dieser Zeit immer weiter aus.

„Seine Intelligenz und Überzeugungskraft, sein politisches Talent und umfangreiches Wissen qualifizierten ihn in kurzer Zeit für das Amt des Ratsvorsitzenden. Das Stadtparlament wählte den glänzenden Redner, der fast nie ein Manuskript benutzte, 1969 einstimmig zum Oberbürgermeister“, heißt es auf der Internetseite der Bürgermeister-Harzer-Stiftung.

Hans-Werner Harzer war auch für sämtliche Späße - wie den Rathaussturm an Karneval - zu haben.
Hans-Werner Harzer war auch für sämtliche Späße - wie den Rathaussturm an Karneval - zu haben. © Günther Goldstein

Durch die Kommunalreform 1975 verlor das Stadtoberhaupt das „Ober“ in seinem Titel und war nur „noch“ Bürgermeister. Nach 20 Jahren legte er am 25. September 1989 im Alter von 66 Jahren freiwillig sein Amt nieder. Bei seinem Abschied war er das dienstälteste Stadtoberhaupt im Ruhrgebiet. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau, der als NRW-Ministerpräsident viele Male in Lünen bei ihm war, nannte ihn ein „lebendiges Denkmal“.

Siegfried Störmer, Vorsitzender des Kuratoriums der Bürgermeister-Harzer-Stiftung: „Zwei Jahrzehnte lang hat Hans-Werner Harzer Lünens Bürgerinnen und Bürgern vorbildlich gedient. Als er 1989 freiwillig sein Amt aufgab, nahm nicht nur eine Ära ihr Ende, sondern da war er dienstältestes Stadtoberhaupt im Ruhrgebiet. Bis dahin hatte er sich große Sympathien und das Vertrauen der Bevölkerung erworben. Er förderte die Wirtschaft, trieb den Strukturwandel voran, brachte die Stadtsanierung auf Touren und widmete sich seinen Herzensangelegenheiten, der Völkerverständigung durch Ausbau der Städtepartnerschaften.“

Hans Werner Harzer hielt viele seiner Reden ohne Notizen.
Hans Werner Harzer hielt viele seiner Reden ohne Notizen. © Günther Goldstein

Hans-Werner Harzer starb am 14. August 1995. Ihm zu Ehren wurde 1999 die Bürgermeister-Harzer-Stiftung ins Leben gerufen, die gemeinnützigen und karitativen Zwecken dient und von der Bezirksregierung Arnsberg anerkannt ist.

Der Namensgeber, der nicht nur Politiker, sondern auch immer Pädagoge war, genoss weit über die Grenzen seiner Stadt ein hohes Ansehen, und in diesem Sinne will die Stiftung wirken. Sein ideelles Erbe soll durch praktische Fördermaßnahmen im Bereich Bildung und Erziehung, Jugend- und Altenarbeit sowie im Gesundheitswesen erhalten bleiben. Die Stiftung arbeitet mit den Zinserträgen aus dem Anfangsvermögen und eingehenden Spenden. Sie dient dem Gemeinwohl der Stadt Lünen.

Natürlich durfte Hans-Werner-Harzer bei der 75-Jahr-Feier der Elisabethschule in Brambauer nicht fehlen.
Natürlich durfte Hans-Werner-Harzer bei der 75-Jahr-Feier der Elisabethschule in Brambauer nicht fehlen. © Goldstein

Ermöglicht wurden durch die Stiftung unter anderem im Jahr 2007 das Projekt „Kinder schreiben Traumgeschichten“, die Jo Bausch vorliest, 2013 die Anne-Frank-Ausstellung, 2014/15 das Filmprojekt „Die Kinder der Turnstunde“ und 2016 das Projekt „Lünen – 675 Jahre Stadtrechte“.

„Durch die Bürgermeister-Harzer-Stiftung ist er weiter in Lünen präsent. In seinem Sinne unterstützte die Stif­tung bisher zahlreiche Projekte mit mehreren hunderttausend Euro aus Erträgen des Stiftungsvermögens und Spenden. Insbesondere schulische Projekte sowie Maßnahmen in der Ju­gend-, Alten- und Ge­sundheitsförderung oder der Kunst wurden gefördert“, sagt Siegfried Störmer, Vorsitzender des Kuratoriums.

NRW-Ministerpräsident Johannes Rau (m.) besuchte Hans-Werner Harzer (2.v.r.) häufiger in Lünen.
NRW-Ministerpräsident Johannes Rau (m.) besuchte Hans-Werner Harzer (2.v.r.) häufiger in Lünen. © Goldstein

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