Brambauer, 30 Jahre ohne Bergbau! Die einstigen Kumpel der Brambauer Zeche Minister Achenbach (v.l.) Dieter Kniffka, Manfred „Manni“ Pöhland und Izzet Kandil erinnern an die gute alte Bergarbeiterzeit in Brambauer.

© Blandowski

Bergbau in Brambauer: Vor dreißig Jahren endete eine Erfolgsgeschichte

rnBergbaugeschichte

Jahrzehntelang prägte die Zeche Minister Achenbach Wohnen und Leben in Brambauer. Wir haben mit Zeitzeugen gesprochen.

Lünen

, 26.04.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor dreißig Jahren war Schluss mit dem Steinkohlenbergbau in Lünen Brambauer: Genau am 30. Juni 1992 stellte die Zeche Minister Achenbach die Förderung ein.

Das Bergwerk war auch unter dem Namen Zeche Vereinigte Minister Achenbach bekannt.

Das Bergwerk hatte eine über hundertjährige Bergwerksgeschichte und war davon über 90 Jahre in Betrieb. In dieser Betriebszeit wurden rund 126,5 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Es wurden drei verschiedene Steinkohlensorten gefördert, Gaskohlen, Esskohlen und Fettkohlen.

Sicherer Brötchengeber

Die Zeche war ein großer und sicherer Brötchengeber für mehrere Tausend Arbeitnehmer in Brambauer über viele, viele Jahre. Davon profitierte der gesamte Stadtteil. Das änderte sich mit der Schließung der Zeche. Der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze führte zu einer Rezession in Brambauer.

Gastarbeiter Izzet Kandil, ein früherer Bergmechaniker auf der Zeche Minister Achenbach, erinnert sich immer noch gerne an seine Zeit auf der Zeche. Er kam bereits mit 16 Jahren aus dem türkischen Sivas nach Brambauer, um auf Achenbach mitzuhelfen und anzupacken.

Kurz vor der Zechenschließung von Minister Achenbach brachen im Juni 1992 einige Gemeindemitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Brambauer nochmals zu einer Grubenfahrt auf. Direktor Heinz Müller, Karl-Heinz und Doris Dreimann, Karl-Heinz Befeldt, Klaus und Ursel Rudolph, Jürgen Salamon, Karl Kraft, Freddy Druba, Betriebsrat Achenbach sowie Pfarrerin Friederike Scholz-Druba (vorne).

Kurz vor der Zechenschließung von Minister Achenbach brachen im Juni 1992 einige Gemeindemitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Brambauer nochmals zu einer Grubenfahrt auf. Direktor Heinz Müller, Karl-Heinz und Doris Dreimann, Karl-Heinz Befeldt, Klaus und Ursel Rudolph, Jürgen Salamon, Karl Kraft, Freddy Druba, Betriebsrat Achenbach sowie Pfarrerin Friederike Scholz-Druba (vorne). © Blandowski

„Bei uns herrschte eine gute Kameradschaft. Trotz schwerer, anstrengender und harter Arbeit wurde bei uns die Kameradschaft gepflegt. Ich habe mit Stolz dort gearbeitet. Für mich und auch viele meiner Kollegen war es nicht nur ein normaler Beruf sondern Berufung.“

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Bergbau-Aus in Brambauer

Vor dreißig Jahren endete die Steinkohlenförderung in Brambauer.
26.04.2022

Ex-Kumpel: Zeche war Erfolgsmodell

Das sagt der heutige Rentner rückblickend im Gespräch mit unserer Redaktion.

Sein Altkumpel Manfred „Manni“ Pöhland, der bis zuletzt als freigestellter Betriebsratsvorsitzender und gelernter Schlosser die Arbeitnehmerrechte für seine Kumpel gegenüber der Vorgesetzten mit Leidenschaft vertrat, spricht von einem Erfolgsmodel Zeche Minister Achenbach.

„Unserer Zeche war nicht nur ein großer Arbeitgeber. Der Pütt war auch ein Kaufkraftfaktor für den Standort Brambauer. Bäcker, Handwerker, natürlich auch Kneipen oder Zulieferbetriebe für den Bergbau. Alle haben profitiert.“

Brambauer, 30 Jahre ohne Bergbau! Die einstigen Kumpel der Brambauer Zeche Minister Achenbach (v.l.) Izzet Kandil, Dieter Kniffka und Manfred „Manni“ Pöhland erinnern an die gute alte Bergarbeiterzeit in Brambauer.

Brambauer, 30 Jahre ohne Bergbau! Die einstigen Kumpel der Brambauer Zeche Minister Achenbach (v.l.) Izzet Kandil, Dieter Kniffka und Manfred „Manni“ Pöhland erinnern an die gute alte Bergarbeiterzeit in Brambauer. © Blandowski

Schaufenster-Ausstellung

Auch Dieter Kniffka, bis zur Zechenschließung in Brambauer als Einschienenhänge-Bahnschlosser Untertage aktiv, lobt den Zusammenhalt untereinander:

„Leider werden wir das Jubiläum Brambauer 30 Jahre ohne Bergbau nicht feiern können. Aber beim Brami-Frühlingsfest gibt es eine Schaufensterausstellung über die Bergbaugeschichte bei Vera Pieper und Apothekerin Susanne Streich. Dort können sich dann die Brambauer Bürger über uns Kumpel informieren.“

Einige Bergbauexponate wie Arbeitsschuhe, Schienbeinschoner, Schutzbrillen, Grubenwehrlampen, Kopflampen, ein Nierenschutz, ein Filterselbstretter und das sogenannte „Arschleder“ gibt es dort zu bewundern.

Ehrenamtlich unterwegs

Viele der früheren Brambauer Kumpel engagieren sich noch heute ehrenamtlich in verschiedenen Gruppierungen:

Dazu zählt die „Zwar-Gruppe“, die Holzgruppe Brambauer, eine Videogruppe, das Bergarbeiterwohnmuseum, der Treffpunkt Konradplatz und die Gewerkschaft IGBCE.

  • Nach der Stilllegung des Areals auf den einstigen Schacht I+II wurde größtenteils das Industrie- und Gewerbegebiet Achenbach I/II angelegt.
  • Auf dem Gelände der Schachtanlage 4 wurde bereits 1995 unter Einbeziehung der Verwaltungs- und Kauengebäude von 1922 das Technologiezentrum „Lüntec“ errichtet.
  • Wahrzeichen ist das nach einer Ideenskizze von Luigi Colani gebaute „Colani-Ei“ auf dem ehemaligen Fördergerüst.
  • Im Volksmund wird auch vom „Ufo“ in Brambauer gesprochen.