Lilia Maslov springt ins kalte Wasser. Sie sagt Brambauer goodbye und wandert aus. Ihr Ziel ist Ulcinj, die südlichste Stadt in Montenegro mit dem längsten Sandstrand an der östlichen Adria. Da, wo viele Touristen gern Urlaub machen, zieht Lilia Maslov mit ihrer Familie hin. Sie baut sich dort ein neues Leben auf. Und zwar schon bald. Sechs Monate haben gereicht, um aus ersten Plänen Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Entschluss, von dem Lilia Maslov sicher ist, dass er funktioniert.
Als „Macherin“ bezeichnet sich die 31-Jährige. Eine, die gern Dinge in die Hand nimmt. So wie vor acht Jahren. Da gründete sie ihren Beauty-Salon an der Waltroper Straße 62. Neben Kosmetik gehört auch ein Friseurbereich dazu. Mit ihr sind dort fünf Frauen tätig, zwei auf selbstständiger Basis. Ihre Mutter Olga Schütz (55) gehört als Kosmetikerin ebenfalls dazu. Der Laden läuft. Doch Lilia Maslov will mehr. Jetzt sucht sie eine Nachfolge und möchte solange bleiben, bis der Salon in guten Händen ist. „Er war mein Traum und ist mein Baby“, sagt sie.
Ihr Entschluss auszuwandern hat viele Kundinnen überrascht. Sie kommen aus dem näheren Umkreis und sogar aus Hamm und Wuppertal. Durch ein Abo-System gibt es einen festen Stamm, der Wert auf gepflegte Schönheit legt. Einige haben schon ihren Besuch in Ulcinj angekündigt.
Wurstproduktion aufbauen
Ihr Mutter war es, die bei einem Kaffee das Land Montenegro ins Spiel brachte. Ganz spontan flog Lilia Maslov los. Sie war hin und weg. Obwohl sie hier, wie sie sagt, „ein wunderschönes Leben“ habe, will sie mehr. Auch für ihren anderthalbjährigen Sohn. Dort würden Kinder pädagogisch ganz anders gefördert. Überhaupt: Corona hätte Kleinunternehmen hierzulande zugesetzt. Zwischenzeitlich hätte sie gern einen zweiten Salon eröffnet. Doch es fehlt an Personal und hakt durch die Bürokratie. Lilia Maslov weiß, dass auch in Montenegro nicht alles Gold sein wird, was glänzt. Aber: „Es ist schöner, am Meer zu heulen als hier.“
Im 1900 Kilometer entfernte Ulcinj haben Lilia Maslov und ihr Partner viel vor. Er hat im Dezember seinen Job aufgegeben und fliegt voraus. An seiner Seite ist ein Metzgermeister. Mit seiner Hilfe wollen sie ab 1. März in die Produktion von Wiener Würstchen, Fleischkäse und Currywurst einsteigen. „So etwas gibt es dort nicht“, weiß Lilia Maslov.
Die Maschinen sind gekauft, die Gewürze geordert. Eine ehemalige Bäckerei konnte für die Produktion gemietet werden. „Wie ein Sechser im Lotto“, sagt die Salon-Chefin dazu, denn dort findet sich neben Starkstrom auch ein Aggregat, falls der Strom mal wegbleibt.
Das neue Unternehmen möchte Restaurants und Lebensmittel-Großhändler beliefern. In Montenegro gebe es viele Touristen und Auswanderer, man kenne jedoch Wurstwaren dort nicht so wie hier. Doch die Leute stünden begeistert am Grill. Da kann bald neben Cevapcici auch Currywurst bruzzeln. Albanien und den Kosovo wolle man ebenfalls beliefern.
Aus Russland ausgewandert

Die fremde Sprache stellen sich Lilia Maslvo und ihre Mutter nicht schwierig vor. Als die Tochter neun Jahre alt war, kam Olga Schütz mit ihr aus Russland nach Deutschland. Schon damals hat sie ganz neu angefangen, das tut sie nach 21 Jahren nun wieder. Die kyrillische Schrift in dem serbisch sprechenden Land sei der in Russland sehr ähnlich.
In Ulcinj will Lilia Maslov anfangs nur Mama sein für ihren kleinen Sohn. Doch Mitte des Jahres baut sie wieder einen Kosmetiksalon auf, in dem auch ihre Mutter tätig sein wird. Sie möchte zusätzlich Beschäftigte einstellen, auch einen Tätowierer. Die gibt es kaum in der Stadt. Die 31-Jährige hat viele Pläne. Ihr Haus in Kamen möchte sie aber erstmal behalten. Auch hier sucht sie einen Nachmieter.
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