Einen Tag später als geplant hat der Hausbau im Betondruckverfahren der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG) begonnen. Auch am Mittwoch (20.9.) war nach den ersten Druckbahnen kurzzeitig wieder Schluss. Eine technische Störung sorgte dafür, dass das Zementgemisch nicht weiter verarbeitet werden konnte. Das kommt aus einer großen Betondüse, die an Schienen eines Baugerüstes unterwegs ist. Fachleute der Firma Peri deckten die ersten Druckergebnisse mit Planen ab, damit das Material nicht zu schnell trocknet.
Es ist ein besonderes Projekt, das die WBG auf ihrem 670 Quadratmeter großen Grundstück an der Lippestraße realisiert. Sie lässt dort das bundesweit erste öffentlich geförderte Mietwohnhaus drucken. Sechs Wohnungen sollen hier entstehen. Der Keller ist auf herkömmliche Weise gebaut worden, zwei Stockwerke kommen aus dem 3D-Drucker. Das Dach soll in Holzbauweise errichtet werden. Gebaut wird nach hohem Energiestandard (kfw 40) - mit Photovoltaik auf dem Dach und Stromspeicher. Fernwärme heizt das Gebäude. Alle Wohnungen sind barrierefrei und haben Loggia oder Terrasse. Die Mietkosten für öffentlich geförderte Wohnungen liegen bei 6 Euro pro Quadratmeter.
Auf mehr als 85 Jahre blickt die Lüner Wohnungsbaugenossenschaft zurück. In dem Quartier mit ihrem ältesten Wohnbestand setzt sie auf zukunftsorientiertes Bauen. Auch die Fachwelt interessiert sich für das Projekt. Letztlich sollen Bauten aus dem Betondrucker Ressourcen schonen und CO2 einsparen.
Gute Erfahrungen aus Capelle

Bisher sind Häuser aus dem 3D-Drucker eher selten. Für die Fima Peri ist Lünen das achte Projekt. Erst jüngst hat sie für die Gemeinde Nordkirchen und den SC Capelle das erste öffentliche Vereinsheim gedruckt. Eine Europapremiere. Das Unternehmen hat in Capelle gute Erfahrungen gemacht, das gleiche Zementgemisch komme auch in Lünen zum Einsatz.
Schneller als ein Maurer kann der Drucker die Wände hochziehen. Er schafft einen Quadratmeter in fünf Minuten. Noch ist diese Form des Bauens allerdings selten und teuer. Die Kosten liegen etwa 10 bis 20 Prozent höher als herkömmliche Bauweise. Das Lüner Projekt ist mit 1,9 Millionen Euro kalkuliert. Eine finanzielle Förderung ist beantragt. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach steht innovativem Bauen positiv gegenüber. Im Oktober will sie sich den 3D-Druck an der Lippestraße persönlich anschauen.
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