Keller für 3D-Druck-Miethaus in Lünen im Bau WBG-Chef will Zukunftsprojekt bald starten

Keller für 3D-Druck-Miethaus im Bau: Zukunftsprojekt soll bald starten
Lesezeit

Ein ehrgeiziges Ziel verfolgt die Lüner Wohnungsbaugenossenschaft (WBG): Sie möchte Vorreiter für experimentelles Bauen sein. Aus dem 3D-Drucker soll an der Lippestraße das bundesweit erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus kommen. Ein Zukunftsprojekt im Mietwohnungsbau, mit dem die WBG den Weg des modernen Bauens einschlagen will. Die Innovation in Lünen verfolgt nicht nur die Fachwelt mit großem Interesse. Landesbauministerin Ina Scharrenbach (CDU) erhofft sich Erfahrungen für die gesamte Baubranche. Für das erste gedruckte Wohnhaus in Beckum konnte seinerzeit Zement verwendet werden, der mit zwei Drittel weniger CO2 auskam als herkömmlicher. Auch in Lünen steht der Umweltgedanke im Fokus.

Geplant ist ein Haus für sechs Familien. Zurzeit laufen bereits die Arbeiten für das Kellergeschoss. Das wird in herkömmlicher Bauweise erstellt und dient dem XXL-Drucker als Basis. Der soll später aus seiner Betondüse die Wände für zwei Geschosse Schicht für Schicht hochziehen. Das geht schnell. Der Drucker schafft einen Quadratmeter in fünf Minuten. Gebaut wird mit hohem Energiestandard nach Effizienzhaus-Stufe 40 (KfW 40). Auf die beiden Stockwerke kommt schließlich ein ausgebautes Dach in Holzbauweise mit Platz für zwei Wohnungen.

„Unser Ziel ist es, im Herbst den Drucker aufzubauen und zu starten“, sagt WBG-Chef Jan Hische. Allerdings fehlten für das experimentelle Bauen die Erfahrungen. Deshalb seien Verzögerungen nicht auszuschließen. Quasi täglich wartet er auf den endgültigen Förderbescheid des Landes, ohne den das 1,9 Millionen Euro teure Projekt nicht zu stemmen ist. Bauen aus dem 3D-Druck ist zurzeit noch 10 bis 20 Prozent teurer als herkömmliche Bauweise. Das innovative Verfahren soll allerdings durch optimierte Planungsprozesse und ausgefeilte Technologien künftig bezahlbarer werden.

Hische bleibt zuversichtlich. Er habe positive Signale aus Düsseldorf für eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro. Ebenso für die Genehmigung des Materialeinsatzes, für den es bisher noch keine DIN-Norm gibt.

Miete 6 Euro pro Quadratmeter

Wie schon beim 3D-Druck des Vereinsheims Capelle soll auch in Lünen der Beton Schicht für Schicht aufgetragen werden.
Wie schon beim 3D-Druck des Vereinsheims Capelle soll auch in Lünen der Beton Schicht für Schicht aufgetragen werden. © Goldstein (A)

Die Baugenehmigung für den Keller liegt vor, die für die Stockwerke im Druckverfahren noch nicht. Hische lobt die Stadt als „super kooperativ“. Auch für städtische Bauordnung sei das Projekt ein besonderes.

Der Mietpreis der öffentlich geförderten Wohnungen liegt bei sechs Euro pro Quadratmeter. Ein Novum sei die Verknüpfung von öffentlichem Wohnungsbau mit neuer Technik. Zurzeit „ist alles im Fluss“, sagt Jan Hische.

Lüner Mietwohnhaus aus 3D-Drucker in der Warteschleife: WBG-Chef Jan Hische nennt den Grund

WBG-Prokurist zu Abriss und Neubau: Moderner wohnen an der Bebelstraße

Vom Azubi zum Geschäftsführer: Wechsel im Chefsessel der WBG Lünen