Bedingt durch die anhaltende Trockenheit leiden auch die Wälder. Ein Lüner Landwirt zeigt Trockenheitsschäden in seinem Wald und spricht über weitere Faktoren, die zum Waldsterben führen.
Die Trockenheit bringt Landwirten schlechte Ernten, Gärtner kommen mit dem Gießen kaum hinterher und Forstwirte raufen sich die Haare. Zurecht, wie Dieter Kuhne (53) findet. Er ist Landwirt in Lünen und bewirtschaftet 70 ha Waldfläche.
Sein Baumbestand besteht aus einem Eichenmischwald mit Eichen, Lerchen, Buchen, Ahorn, Erle, Pappel und ein paar Kiefern und Fichten. Auch ein paar Birken sind dort zu finden. Seine Bewirtschaftungsart nennt man Plenterwald, das bedeutet es gibt in seinem Bestand verschiedene Baumarten in allen möglichen Altersstufen. Das bringe Artenvielfalt in den Wald.
Baumsterben hat nicht nur einen Grund
Dass Bäume sterben, ist laut Dieter Kuhne ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Es gebe zusätzlich zur Trockenheit, die in seinem Bestand vor allem Buchen zu schaffen mache, ein allgemeines Ulmensterben, Eschentriebsterben und Kastanienschütte. Dazu sei seit Kurzem noch der Ahorn von einer Pilzkrankheit befallen. „Diese Baumart galt bisher eher als unproblematisch, ähnlich wie die Birke, die überall wächst, sogar auf Halden“, erklärt der 53-Jährige.
Vielerorts macht sich auch der Borkenkäfer breit, der, vor allem bei Trockenheit, eine zusätzliche Gefahr für Bäume birgt. Durch die Trockenheit wird die Rinde der Bäume geschädigt, sie springt auf und der Käfer macht sich dies zu Nutze. Er kriecht darunter und bohrt sich in den Baum.
Im Wald von Dieter Kuhne ist der Borkenkäfer bisher kein nennenswertes Problem, da er nur wenige Fichten im Bestand hat. Sorgen macht er sich um seine Buchen. Die Flachwurzler sind am wenigsten trockenresistent und die Schäden in seinen Augen schwer einzuschätzen.
Forstwirtschaft ist eine langfristige Angelegenheit
„Ich warte den Laubfall ab und beobachte diesen auch in den kommenden Jahren, denn Schäden werden oft erst verzögert sichtbar“, so der Landwirt. Allerdings habe er bereits sturmanfällige Löcher in den Kronen. Viele würden darüber diskutieren, künftig andere Baumarten zu pflanzen, allerdings sieht Dieter Kuhne auch da eine Problematik: „Auch wenn man beispielsweise Douglasien statt Fichten pflanzen würde, man weiß nicht, was für Probleme damit langfristig auftauchen werden.“
Damit beschreibt er eine weitere Thematik, die Förster immer beschäftigen wird. Der Lüner Landwirt sagt dazu: „Bis ein Baum groß ist, gehen Generationen von Förstern durch den Wald. Reaktionen auf Probleme können nur langfristig geplant sein, nie flexibel.“
Standort ist wichtiger Faktor
Auch sei der Standort immer ein Faktor, den man nicht außer Acht lassen dürfe. Ein gutes Beispiel sind die verschiedenen Standorte seiner Waldflächen. Im Welschenkamp sieht man an den Waldrändern einige Veränderungen in den Baumkronen, die Blätter sind trocken und verfärben sich bereits. Aber im Wald gibt es an Buchen und Eichen eher sturmbedingte Schäden.
Trockenheit in Lüner Wald
An einem weiteren Standort hingegen sieht es ganz anders aus. Auf dem Buchenberg stehen ebenfalls, wie der Name vermuten lässt, viele Buchen, doch ein offenes Kronendach schädigt dort auch innenliegende Bäume. Die Blätter fallen bereits und einzelne Bäume sind kahl. Durch den fehlenden Schutz durch Blätter bekommen die Rinden Sonnenbrand und reißen auf. Der sandige Boden und die hohe Lage sind Standortfaktoren, die den Buchen zu schaffen machen.
Wo wenig Wasser vorhanden ist, eben auf sandigen und besonders höher gelegenen Standorten, können Flachwurzler wie Buchen bei Sturm schnell entwurzelt werden. Sie kippen dann auf andere Bäume und dort reißen sie so häufig die Rinde auf.
Rodung trifft auf Unverständnis
Dieter Kuhne ist wichtig, dass den Menschen klar wird, welche Bedeutung ein Wald hat. „Er kann pro Hektar 60 Tonnen Staub filtern, entzieht der Atmosphäre CO2 und nimmt viel Wasser auf, welches er peu á peu wieder abgibt“, sagt er. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass in Zeiten des Klimawandels und der Fridays-for-Future-Bewegung eine drei Hektar große Waldfläche in Lünen gerodet wird. „Aus Klima- und Umweltschutzsicht denke ich da an die Stolzenhoff-Waldfläche und an den Kleinbecker Park“, so der 53-Jährige. Er verstehe den Unternehmer und dass dieser mehr Fläche benötige, allerdings, denkt er, hätte es auch eine andere Lösung für den Bedarf bei Stolzenhoff gegeben.
Städtische Waldflächen
In Lünen gibt es rund 200 Hektar Waldfläche. Davon sind nur wenige städtische Flächen. „Diese gibt es am Schloss Schwansbell, an der Moltkestraße und im Nordpark in Brambauer. Der Rest verteilt sich auf einzelne grüne Flecken“, sagt Stadtsprecher Benedikt Spangardt. Die Stadt habe das Trockenheitsproblem auf dem Schirm, aber es sei kein größeres Trockenheitsproblem bei den Lüner Bäumen bekannt. Es gebe einzelne Ausfälle bei Buchen. „Diese sind Flachwurzler und in Zukunft wollen wir die Pflanzung von klimafesteren Baumarten in Betracht ziehen“, so Spangardt.
Gießen mit Trecker im Südpark
Ein weiteres Fleckchen mit Bäumen in Lünen bietet der Südpark. Lisa Wischmann ist dort stellvertretende Vorsitzende. Sie sagt zur Trockenheit im Südpark: „Wir gießen mit Trecker und Gießfass, der Rest muss so klar kommen.“ Bis auf eine Buche, die im vergangenen Jahr aufgrund von Fäulnis gefällt werden musste, sei die Lage okay im Südpark. Allerdings ist dort, nach Angaben von Lisa Wischmann, kein Förster oder Ähnliches durch den Baumbestand gegangen.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
