
© Sylvia vom Hofe
Ausgangssperre bringt dem Kiosk am Lüner ZOB hohe Einnahmeverluste
Corona
Tahsin Kurt (53) fürchtet um seine Existenz. Durch die Ausgangssperre fehlen dem Kioskbesitzer am Lüner Busbahnhof die Einnahmen aus den Abendstunden. Auch tagsüber gibt es Einbußen.
Die Regale im Kiosk am Busbahnhof sind gut gefüllt. Zigaretten, Zeitschriften, Süßigkeiten und Getränke - Alkoholfreies und Hochprozentiges - stehen zum Verkauf. Doch nur noch wenige Menschen betreten den Laden. Und das aus unterschiedlichen Gründen.
Seit dem 19. April gilt in Lünen eine Ausgangssperre aufgrund zu hoher Corona-Inzidenzwerte. Der Kreis Unna legte sie zunächst von 21 bis 5 Uhr fest. Es folgte die bundesweite Notbremse mit einer Ausgangsbeschränkung von 22 bis 5 Uhr. Für Tahsin Kurt und seinen Kiosk sind diese Regeln nahezu eine Vollkatastrophe. „Seit der Ausgangssperre fehlt fast die Hälfte der Einnahmen“, berichtet der 53-Jährige.
Seit etwa 30 Jahren arbeitet Kurt als Selbstständiger in der Getränke- und Gastronomiebranche. Noch nie habe er um die Existenz fürchten müssen. Seit mittlerweile fast fünf Jahren versorgt er mit seiner Frau und seinem Sohn über den Tag verteilt Pendler, Schulkinder und Jugendliche am Busbahnhof mit allem Nötigen.
Kein Verzehr von Speisen und Getränken am ZOB
Viele Menschen kommen regelmäßig zu dem Kiosk und sind so zu Stammkunden geworden. Doch Corona-bedingt kann Kurt sich darauf nicht mehr verlassen. Auf dem Gelände des Busbahnhofes herrscht eine Maskenpflicht. Das halte viele Menschen vom Essen und Trinken ab. Dementsprechend weniger Snacks und Getränke gehen über die Ladentheke. „Das trifft uns hart“, beschreibt Kurt.
Und abends verhindert die Ausgangssperre, dass sich Personen treffen und alkoholische Getränke kaufen. „Ab 20 Uhr ist hier tote Hose“, berichtet Kurt, der seinen Laden je nach Kundenandrang normalerweise bis 21 Uhr und darüber hinaus geöffnet hat. Nun könne er die Türen gut eine Stunde eher schließen.
Kurt: „Ich weiß nicht mehr, was ich noch verkaufen soll“
„Ich weiß nicht mehr, was ich noch verkaufen soll“, meint der gelernte Gas- und Wasserinstallateur. Wie lange er den Betrieb noch aufrecht erhalten kann, weiß er nicht. Die Kosten für Miete, Strom und Krankenversicherung laufen bekanntlich weiter. Zwar verfügt der Kioskbesitzer über finanzielle Reserven. Anbrauchen möchte Kurt sie nach Möglichkeit nicht. Über einen Jobwechsel denkt er allerdings noch nicht nach. Vielmehr möchte Kurt das Geschäft so lange weiterführen, wie es geht. Es sei schließlich ein Familienunternehmen.
Kurt wünscht sich Lösungs- und Entlastungsansätze von der Politik. Denn die Inzidenz im Kreis Unna liegt am Montag (26. April) bei 245,1. Der Kioskbetreiber kann also davon ausgehen, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis dieser Wert wieder unter 100 sinkt und damit Ausgangssperre aufgehoben werden kann. Erst dann darf er abends wieder Kundschaft bedienen.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.