Leonhard sticht in See - im Tretboot und mit Schwimmweste.

© Sylvia vom Hofe

Ausflugsziel Cappenberger See: Toben, Tretbootfahren, Natur genießen

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Familienausflug! Aber wohin? Das Ziel soll nicht überlaufen sein. Und es soll allen gefallen: Leonhard (4), seiner Mutter (31) und der Großtante (50). Die Antwort: Cappenberger See.

Lünen

, 08.08.2020, 09:43 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Reise in die eigene Kindheit beginnt am frühen Nachmittag. Es ist sommerlich warm. Heiß geradezu. Aber das macht nichts. Am Ziel, so viel steht fest, wird es schattig sein. Dank der hohen Bäume ringsum. Vielleicht auch wegen des Fahrtwinds. Aber dafür müssen die Ausflügler selbst sorgen: eine 50-jährige Großtante, ihre 31-jährige Nichte und deren vierjähriger Sohn. Drei Generationen. Und nur der Jüngste weiß noch nicht, wohin es gehen wird: zum Cappenberger See. Seit 100 Jahren ein Geheimtipp für Familienausflüge zwischen Dortmund und Münster.

Was der See mit der gesperrten Eisenbahnstrecke zu tun hat

Marina Holz lebt in Münster. Mit dem stolzen Aasee dort kann die 450 mal 150 Meter große Wasserfläche in Lünen nicht mithalten. Aber wenn es um Nostalgie geht, liegt der Cappenberger See ganz weit vorne. Sonntagsspaziergänge mit den Eltern rund ums Ufer prägen - nicht nur sie. Auch Marinas 50-jährige Tante hatte dort als kleines Mädchen schon ihre Runden gedreht. Und deren Mutter ebenfalls. Der Besuch am Cappenberger See ist eben eine Familiensache. Für viele Familien im Gürtel zwischen Ruhrgebiet und Münsterland.

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Die meisten, die auf den großen Parkplatz an der Wehrenboldstraße in Lünen-Wethmar biegen, ist das Freibad gleichen Namens das Ziel. Der gekachelte Cappenberger See. Der See daneben mit hat einen Boden aus Lehm, Mergel und Mutterboden: Material, das begehrt war vor mehr als 100 Jahren - für die Eisenbahn.

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Ein Nachmittag am Cappenberger See

Leonhard (4) aus Münster ist zu Besuch im Freizeitgelände Cappenberger See. Seine Mutter und seine Großtante kennen das Ausflugsziel von Klein auf - genauso wie viele andere Menschen auch zwischen Ruhrgebiet und Münsterland.
07.08.2020

260.000 Kubikmeter Boden hatte die Eisenbahnverwaltung 1919 zu Füßen des Vogelsberges im tiefen Cappenberger Wald ausbaggern lassen: der Stoff aus dem der Traum von einem Anschluss der industriell aufstrebenden Stadt an die Eisenbahn war. Der Wall für die Strecke Lünen-Münster wurde damit aufgeschüttet. Genau der Wall, den die Deutsche Bahn seit Januar 2020 erneuern lässt. Der Boden vom Lüner Stadtrand war müde geworden. Die Bahnstrecke ist noch bis zum Ende der Herbstferien komplett gesperrt.

Eine halbe Stunde über den See schippern

Leonhard ist die Eisenbahn an diesem Sommertag egal. Damit ist er schon oft gefahren. Mit einem Tretboot aber noch nie. Dass seine Mutter und deren Tante - beide ohne Segelschein und Kapitänspatent - mit ihm über das Wasser schippern wollen, findet er spannend. Wer der nautische Kommandant des Unternehmens sein wird, steht für ihn fest. Dass das rote Tretboot - anders als in seinen Bilderbüchern - weder einen Ausguck hat noch ein hölzernes Steuerrad besitzt, ist Nebensache.

Der Cappenberger See am Stadtrand von Lünen. Im Hintergrund ist das Schloss Cappenberg zu sehen, mitten im Wald. Neben dem See: das Freibad gleichen Namens. Das Freizeitgelände rund um den See ist ein echter Ausflugstipp für Familien.

Der Cappenberger See am Stadtrand von Lünen. Im Hintergrund ist das Schloss Cappenberg zu sehen, mitten im Wald. Neben dem See: das Freibad gleichen Namens. Das Freizeitgelände rund um den See ist ein echter Ausflugstipp für Familien. © Günther Goldstein

Sechs Euro kostet es, eine halbe Stunde über den See zu schippern: Das ist gerade genug Zeit, um eine große Runde zu fahren und immer wieder inne zu halten, um Menschen am Ufer zuzuwinken, Fische zu beobachten oder kreisende Bussarde am Himmel. Ruhe pur - wenn nicht das Quietschen wäre.

Das Tretlager des roten Bötchens müsste geölt werden. Das einzige andere Boot, das an diesem Samstag auch noch auf dem Wasser unterwegs ist, ist dagegen völlig lautlos unterwegs. Ohne Quietschen und ohne die hellen Rufe zum Entern, Anker werfen und lichten. Captain Lenny hat Spaß.

Riesenrutsche und Riesenflugzeug

Das geht auch zurück an Land so weiter - dank der Riesenrutsche. Während sich die Frauen auf der Bank sitzend vom Treten erholen, stürmt der Junge die aufblasbare Riesenrutsche hinauf. Wieder und wieder. Zwei Euro kostet es, 15 Minuten lang die Rutschen-Hüpfburg zu benutzen. Nur noch ein anderes Kind ist da. Beste Voraussetzungen für eine ausgelassene Viertelstunde zum Toben.

Richtig in Fahrt gekommen, geht es auf dem Spielplatz nebenan weiter - in einem aus Kindersicht riesigen Metallflugzeug und dieses Mal ganz ohne Eintrittsgeld. Das fantasievolle Klettergerüst hat es dem Kindergartenkind aus Münster angetan. Hangeln, klettern, balancieren - und immer wieder starten und landen.

Marina Holz und Söhnchen Leonhard auf dem Rundkurs am Ufer des Sees. Die Mutter hat mindestens ebenso viel Spaß wie der Junge.

Marina Holz und Söhnchen Leonhard auf dem Rundkurs am Ufer des Sees. Die Mutter hat mindestens ebenso viel Spaß wie der Junge. © Sylvia vom Hofe

Eigentlich sollte es jetzt weitergehen. Vom Spielplatz am Ufer des Sees entlang in den Wald: dem Teil des Ausflugs, der den beiden Frauen in Leonhards Begleitung wichtig ist - ein Spaziergang in dem größten zusammenhängenden Laub-Waldgebiet im Kreis Unna. Doch dafür müsste man es erst einmal vorbei schaffen an dem kleinen Auto-Park. Leonhard und seine Mutter schaffen das nicht.

Schließlich handelt es sich nicht um irgendein Kinderkarussell, das da steht zwischen der Entenstadt am Ufer des Sees - wirklich: Häuser und Kirche für Enten, - und dem Spielplatz. Das Gelände, das es dem Jungen angetan hat, ist ein echter Parcours mit asphaltierten Straßen. Und Elektroautos. Noch einmal zwei Euro zahlen, und schon sitzen Mutter und Sohn in dem gelben Wagen: dem einzigen, in dem ein Erwachsener mitfahren darf.

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„Das“, sagt die 31-Jährige, als sie aus dem Wägelchen wieder hinausklettert, „hat mir auch schon als Kind am meisten Spaß gemacht.“ Leonhard fand dagegen das Tretbootfahren besser - vielleicht auch, weil seine Mutter im gelben Flitzer das Lenkrad nicht aus der Hand geben wollte. „Ein perfekter Nachmittag“, sagen alle, als es endlich in Richtung Wald geht - mit einem Eis für unterwegs.