Aus für Geldautomaten in Alstedde „Der Sicherheit von Menschen ordnen wir alles andere unter“

Aus für Geldautomaten in Alstedde: „Sicherheit von Menschen ordnen wir alles andere unter“
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Schlechte Nachrichten für alle Volksbankkundinnen und -kunden in Alstedde: Der SB-Standort an der Alstedder Straße 157 hat in dieser Woche seine Funktionen weitreichend eingeschränkt. Bislang gab es vor Ort die Möglichkeit, sein Geld abzuheben und einzuzahlen, sowie Überweisungen zu tätigen und Kontoauszüge drucken zu lassen. Seit dem 9. Mai sind nur noch letztere Optionen in dem SB-Terminal umsetzbar, schreibt die Volksbank Selm/Bork in einer Pressemitteilung. Denn der Geldautomat und der Cash Recycler (kombiniertes Ein- und Auszahlungsgerät) sind stillgelegt worden.

Dieser drastischen Umstellung geht eine Gefährdungsanalyse aller Geldausgabeautomaten in Nordrhein-Westfalen voraus. Das Landeskriminalamt hat das Ganze im Rahmen einer landesweiten Aktion durchgeführt. Und die Resultate für Alstedde waren so besorgniserregend, dass nur noch die Einstellung der Bargeldgeschäfte blieb. Nach gemeinsamer Einschätzung von Polizei und der Volksbank Selm/Bork seien der Geldautomat und der Cash-Recycler „besonderen Risiken“ ausgesetzt, so Vorstandsmitglied Martin Potschadel. Was bleibt ist das SB-Terminal für Überweisungen sowie der Kontoauszugsdrucker.

An den Einzahlungs- und Auszahlungsautomaten sind bereits Zettel angebracht, die auf die Stilllegung hinweisen.
An den Einzahlungs- und Auszahlungsautomaten sind bereits Zettel angebracht, die auf die Stilllegung hinweisen. © Günther Goldstein

Details zu sicherheitsrelevanten Aspekten der Gefährdungsanalyse könne die Volksbank nicht nennen. Nur soviel: Die Abwägung sei mit Unterstützung der Sicherheitsbehörden erfolgt und habe in Alstedde zu einer besonderen Gefährdungseinschätzung geführt.

Bisher keine Sprengung in Alstedde

In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es dahingehend, dass das Augenmerk bei der Standort-Überprüfung vor allem auf kombinierten Wohn- und Geschäftshäusern gelegen habe. Darunter fällt auch die Filiale in Alstedde. Im Erdgeschoss befindet sich die Bank, darüber leben Anwohner. „Dies ist ein Spagat, der uns immer wieder vor Herausforderungen stellt, da zwangsweise Zielkonflikte entstehen“, stellt Thomas Krotki, Vorstandsmitglied der Volksbank Selm/Bork, heraus und fügt an: „Der Sicherheit von Menschen ordnen wir alles andere unter.“

Damit meint er auch die zunehmende Anzahl von Geldautomaten-Sprengungen in Deutschland. Das Bundeskriminalamt (BKA) geht für das vergangene Jahr von einem Höchstwert aus. Man rechne 2022 nach vorläufigen Zahlen mit rund 500 versuchten und vollendeten Geldautomatensprengungen. In der Filiale in Alstedde gab es solche Vorfälle in den vergangenen Jahren nicht, heißt es von der Volksbank Selm/Bork.

Seit 2017 nur SB-Filiale

Die Geschichte der Volksbank Selm/Bork in Alstedde ist beispielhaft für das Sterben der klassischen Bankfiliale. Der Standort hat in den vergangenen acht Jahren viele Veränderungen durchgemacht. Im Frühjahr 2015 hieß es zunächst, dass man das Personal aus der Geschäftsstelle an der Alstedder Straße 157 zum neuen Jahr komplett abziehen und Beratungstermine nur noch nach Terminabsprache anbieten will. Dann ruderte das Geldhaus zurück und setzte an vier Tagen in der Woche seine Mitarbeiter vormittags in der Filiale ein.

Dieser Zustand dauerte jedoch nur knapp anderthalb Jahre an. Zum 1. Juli 2017 wurde der Standort in Alstedde zu eine SB-Filiale umfunktioniert. Bereits seit Anfang 2017 hatte die Volksbank nur noch an zwei statt vier Tagen geöffnet. Man reagiere mit dem Umstieg auf das „schwierige wirtschaftliche Umfeld mit der anhaltenden Niedrigzinsphase“, hieß es damals.

Noch zwei Standorte in Lünen

Und nun, fast fünf Jahre später, gibt es wieder Veränderungen in der Alstedder Filiale. Für Bargeldabhebungen müssen die Bankkunden nun auf die anderen Standorte ausweichen. Knapp drei Kilometer entfernt an der Cappenberger Straße 106 gibt es eine SB-Filiale der Volksbank Selm/Bork. Hier hatte man den Betrieb Anfang 2016 auf Selbstbedienung umgestellt. An der Konrad-Adenauer-Straße 51 gibt es die einzig verblieben Filiale mit Personal in Lünen.

Das Geldunternehmen ist sich der drastischen Umstellung in Alstedde durchaus bewusst. „Wir wissen, dass diese Entscheidung für die Menschen Einschränkungen bedeutet. Aber gerade, weil uns die Interessen unserer Kunden und der Anwohner sehr wichtig sind, haben wir uns in Abwägung unserer Handlungsmöglichkeiten, der Gefährdungslage und der zur Verfügung stehenden Alternativen für diese Maßnahmen entschieden“, erläutert Thomas Krotki in einer Pressemitteilung.

Zukunft für andere Filialen

Man arbeite zudem an einer Lösung, um auch zukünftig die Bargeldversorgung der Kunden in Alstedde sicherzustellen. Martin Potschadel ergänzt in diesem Zusammenhang, dass die Sicherheitslage weiterhin im Austausch mit den Behörden intensiv beobachtet werde und zusätzliche Sicherungsmaßnahmen auch an anderen Stellen in Vorbereitung seien. Denn ein Restrisiko bleibe an jedem Standort, so die Volksbank.

„Auf der anderen Seite haben viele, vor allem ältere Menschen, Bedarf an einer ortsnahen Versorgung mit Bargeld. Wir stehen daher vor einer Güterabwägung, die wir sehr verantwortungsvoll unter Einbeziehung der Sicherheitsbehörden vornehmen“, erklärt das Unternehmen auf Anfrage weiter. Insgesamt würde an den verbliebenen Standorten in Lünen aber eine geringere Gefährdungsbeurteilung vorliegen, so dass man die Filialen „im Sinne des Versorgungsinteresses der Menschen“ weiterhin betreibt.

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