Nach mehr als fünf Jahren hat sich unser Autor für den Check des „Asia Pearl“ wieder an ein chinesisch-mongolisches Buffet getraut. Er wird nun wieder fünf Jahre warten. Mindestens.

Lünen

, 03.11.2018, 14:00 Uhr / Lesedauer: 7 min

Das hier ist kein gewöhnlicher Restaurant-Check. Aus zwei Gründen: Erstens, wir haben es heute mit einem Buffet-Restaurant, dem „Asia Pearl“ an der Kurt-Schumacher-Straße, zu tun. Zweitens, ich bin seit mehr als fünf Jahren nicht mehr in einem chinesisch-mongolischen Buffet-Restaurant gewesen - weil der letzte Ausflug in so ein Lokal für alle Beteiligten sein Ende auf der heimischen Toilette fand (das Lokal war nicht in Lünen, und mittlerweile existiert es auch nicht mehr - den Grund dafür kenne ich nicht, es gibt aber definitiv keinen Zusammenhang zu meinem Erlebnis).

Nun war es also wieder so weit - mein Sohn, den ich in meinen Texten den König nenne, wollte unbedingt mal mit Stäbchen essen. Und wie Regenten nunmal so sind, haben sie eine ziemlich starke Meinung. Also entschieden wir, am Feiertag auszugehen und meine Dämonen der Vergangenheit zu vertreiben. Unser Ziel: Das „Asia Pearl“. Unser Team: Die schönste Frau der Welt (39), der König (6), die Prinzessin (3), die Fee (1) und ich (38).

Die Atmosphäre

„Kennste einen, kennste alle“, lautet ein Sprichwort. Der Ursprung mag ein anderer sein, bei asiatischen Restaurants passt er trotzdem: Mit bunten Malereien verzierte Glasscheiben und Porzellan, eine Winke-Katze am Eingang, Konghou-Musik und da, wo‘s geht, ein Goldüberzug - offenbar haben sich die Restaurantbetreiber in Deutschland abgesprochen, wie ein asiatischer Eindruck beim Gast zu entstehen hat. Auch Aquarien dürfen nicht fehlen - sehr zur Freude der Kinder, die für einen Moment vergessen, warum wir eigentlich hier sind.

Es ist Feiertag, das 180-Plätze-Restaurant ist voll. Entsprechend laut ist die Atmosphäre, es herrscht aber überraschend wenig Verkehr auf den Wegen zum Buffet. Wir bekommen einen Tisch in einer ruhigen Ecke, unweit des Tresens - lediglich eine achtköpfige Gesellschaft, die uns später noch beschäftigen wird, speist ebenfalls in diesem Bereich. Man sitzt bequem, es kann losgehen.

Das Buffet

Eine Speisekarte gibt es zwar, wie uns der Kellner auf Nachfrage bestätigt: „Sie können á la carte bestellen, aber eigentlich sind wir ein Buffet-Restaurant.“ Ist für uns in Ordnung, wir wollen ja die Regel testen und nicht die Ausnahme. Das Buffet befindet sich im größten Raum des Restaurants und ist zweigeteilt: Auf der einen Seite die chinesischen Spezialitäten sowie die Vorspeisen. Auf der anderen Seite das rohe, mongolische Angebot, das in der angrenzenden Kochecke nach Wunsch zubereitet wird, sowie die Nachspeisenecke.

Ansprechend präsentiert: Der Fisch im mongolischen Teil des Buffets.

Ansprechend präsentiert: Der Fisch im mongolischen Teil des Buffets. © Daniel Claeßen

Die Vorspeisen

Man könnte theoretisch nehmen, was man will. König und Prinzessin tun das auch: Sie entscheiden sich für Reis und Pommes frites, die hier bei den chinesischen Spezialitäten zur Auswahl stehen. Meinen dezenten Hinweis, dass Pommes frites eher mit Gabeln als mit Stäbchen gegessen werden, ignorieren sie zunächst. Der König entscheidet sich dann aber doch für zwei kleine Frühlingsrollen. Sein abschließendes Urteil: „Ich nehm‘ lieber noch ein paar Pommes.“

Ok, so sind Kinder eben. Selbst die Fee macht da keine Ausnahme und verweigert die Frühlingsrollen. Ich hingegen interessiere mich für Sushi. Hier sind die klassischen Reisröllchen mit Fisch im Angebot, natürlich mit einem Klacks Wasabi-Dip. Die schönste Frau der Welt bleibt bei der vegetarischen Variante - „der Fisch sieht mir hier schon zu traurig aus“.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Gleiches sage ich über das Gemüse, das eine Etage tiefer zur Auswahl steht (was haben Tomate-Mozzarella-Scheiben eigentlich in einem China-Restaurant zu suchen?), aber das Gewissen zwingt mich dazu, wenigstens eine Zange voll Rucola auf dem Teller zu platzieren. Und Frühlingsrollen. Mit süß-saurer Soße.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Ein guter Freund von mir hat mal einen Sushi-Kurs besucht und im Nachgang für uns aufgetischt. Das war richtig lecker. Ich bin mir sicher, dass dieses Restaurant-Sushi daran gar nicht heran reichen kann. Tut es auch nicht. Immerhin: Der Wasabi-Dip ist ultra-scharf und macht die Nase frei. Da fällt dann auch nicht so sehr ins Gewicht, dass die Soße auf den eigentlich sehr guten, knusprigen Frühlingsrollen eher fad daher kommt. Die Frau an meiner Seite kommt zu einem ähnlichen Urteil.

Ich bin aber noch nicht fertig mit dem ersten Gang. Eine Peking-Suppe ist noch drin. Zunächst frage ich mich, warum die Leute so viel kleckern, wenn sie die Suppe aus dem servierfreundlich im Tisch versenkten Topf schöpfen. Nachdem mir der Deckel zweimal auf die Kelle gefallen ist, habe ich eine ungefähre Ahnung. Hier liegt aber eindeutig motorisches Unvermögen des Autors vor - bei der Peking-Suppe muss hingegen jemand anders daneben gelangt haben. Sie schmeckt mehlig-säuerlich - darauf hätte ich besser verzichtet.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Die Hauptgerichte

Die Kinder gehen auf Nummer sicher und bleiben bei Pommes frites, die Fee knabbert zudem am knusprig panierten Hähnchen. Auch mich führt Gang eins zu den chinesischen Spezialitäten. Schweinefleisch süß-sauer, das muss sein. Dazu Tintenfisch-Ringe, panierte Hähnchenbruststreifen mit Soße und gekochtes Gemüse.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Auf Reis verzichte ich - der macht satt, und ich möchte ja auch noch die mongolische Seite testen. Die schönste Frau der Welt testet acht Kostbarkeiten, Ente, Gemüse und gebratene Nudeln. Viel falsch machen kann bei dieser Auswahl eigentlich nicht. Im Großen und Ganzen passt auch alles. Gut, das Schwein und Huhn sind etwas labberig - aber das ist völlig normal, wenn das Essen nicht frisch aus der Küche serviert, sondern am Buffet warm gehalten wird. Nachdem der Wasabi die süß-saure Soße bei der Vorspeise noch übertüncht hat, bemerke ich nun, dass sie geschmacklich zu wünschen übrig lässt. Das Gemüse ist knackig, die Tintenfischringe knusprig.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Meine Frau ist mit der Ente zufrieden, das Gemüse ist „so lala“. Bei den acht Kostbarkeiten stellt sie das gleiche Phänomen fest wie ich bei meiner Fleisch-Auswahl, außerdem ist ihr hier deutlich zu viel Soße im Spiel.

Beim Gang auf die mongolische Seite kommen unschöne Erinnerungen hoch: Der Mix aus aufgetauten und tiefgefrorenen Bohnen in einer Schale lässt mich den Restaurant-Besuch vor fünf Jahren nochmal durchspielen - doch ich bleibe stark: Das hier ist eine andere Zeit und ein anderer Ort. Also: Bohnen, dazu Rind- und Hirschfleisch, garniert mit ein paar Pilzen. Als Soße wähle ich Thai Red Curry und stelle diese Komposition dem Koch auf den Tresen.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Die Herzallerliebste überrascht mich mit einer Fischauswahl: Lachs, Garnelen und Muscheln mit Bambussprossen und Paprika in einer traditionellen chinesischen Soße. Doch es stimmt: Der Fisch auf dieser Seite des Buffets sieht mitnichten traurig aus, im Gegenteil - auf immer wieder erneuertem Eis ist das Fleisch-Angebot, das auch Känguru, Tintenfisch oder Lamm umfasst, ansprechend drapiert.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Kurze Zeit später liefert die Kellnerin die frisch zubereiteten Kompositionen an unseren Tisch. Und ja: es passt. Die Soßen sind beide sehr stark, doch sowohl Fleisch als auch Fisch sind in ihrer Konsistenz genau richtig. Die Bohnen sind wie das Fleisch in Gang eins labberig, doch so langsam kann ich mich etwas entspannen.

Die Desserts

Die Entspannung hält jedoch nicht lange an. Das liegt in diesem Fall aber nicht am Restaurant, sondern an unserem Team: Der königliche Nachwuchs wird ungeduldig, was sich in immer aufgedrehteren Albernheiten äußert. Regelmäßig fallen Messer und Gabeln zu Boden, und in mir keimt langsam so etwas wie Verständnis für Wirte auf, die Familien mit Kindern aussperren. Um der Lage Herr zu werden, erlauben wir König und Prinzessin, zum Nachtisch-Buffet zu laufen und sich zu bedienen. Das resultiert in einer Komposition aus Schokoladenpudding, Wackelpeter und vielen, vielen Schokoküssen.

„Asia Pearl“: Nicht jede Perle muss auch wertvoll sein

© Daniel Claeßen

Die Eistheke haben sie glücklicherweise übersehen. Das hätte ich ihnen aber auch nicht erlaubt, denn egal in welchem Restaurant oder auf welcher Feier ich so etwas gesehen habe, fand ich es einfach nur eklig - weil niemand, auch ich nicht, in der Lage ist, die Eislöffel mit dem vorhandenen Wassereimer auch nur annähernd sauber zu kriegen.

Ich entscheide mich für einen Schokopudding - so langsam macht sich das Sättigungsgefühl bemerkbar. Meine Frau nimmt ein Stück Schokokuchen. Ganz ehrlich: Das Obst und die Vanillesoße sahen nicht wirklich vertrauenserweckend aus, und auch bei Tiramisu (klingt vielleicht chinesisch, ist aber italienisch) bin ich von Natur aus vorsichtig.

Die Kinder sind mit dem Nachtisch vollends zufrieden, meine Frau findet den Kuchen „ok“, mein Schokoladenpudding erinnert mich an die Fertigcreme, die ich zuhause mit dem Mixer anrühre.

Die Getränke

Die Getränke sind nicht im Buffet enthalten. Ich entscheide mich für ein Bier (0,3 Liter, 2,20 Euro), meine Frau nimmt ein Wasser (0,4 Liter, 2,80 Euro). König und Prinzessin freuen sich jeweils über eine kleine Fanta (0,2 Liter, 1,80 Euro). Zuvor gab es zur Begrüßung für die Erwachsenen ein Pinnchen voller Pflaumenwein, die Kinder bekamen jeweils ein Pinnchen mit Orangensaft.

Der Service

Es war voll an diesem Tag. Sehr voll, wie ich fand. Vielleicht glaubte ich auch deshalb einen leichten Seufzer zu vernehmen, als ich der Kellnerin sagte, dass wir nicht reserviert hätten. Doch sie wies uns höflich einen Tisch zu, und wenige Momente später stand schon ein Kollege am Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. „Was wollen Sie trinken?“, fragte er ziemlich direkt. Während wir noch mit den Kindern diskutierten, wiederholte er diese Frage, was auf uns nicht den besten Eindruck machte. Die Getränke kamen aber prompt, und als er mit einem ehrlichen Lächeln noch darüber informierte, dass es auch Kinderbesteck gibt, war die Atmosphäre wieder im Lot.

Nicht mehr benötigte Teller räumte die Kollegin zügig ab und war auch sonst stets präsent, um mögliche weitere Wünsche entgegen zu nehmen. Und genau das war unseren eingangs erwähnten Tischnachbarn ein Dorn im Auge. „Was machst du hier?“, herrschte ein Herr die Dame plötzlich lautstark an. „Ständig kommst du her und guckst mit deinen komischen Augen. Was soll das?“ An dieser Stelle wäre ich vollkommen damit einverstanden gewesen, wenn die Kollegin dem Gast mit einem gepflegten Handkantenschlag die Nase ein Stockwerk höher gesetzt hätte. Stattdessen blieb die Dame ruhig und erklärte dem Steh-auf-Männchen, dass sie stets für ausreichend Teller am Buffet sorgen müsse. Respekt für eine derart souveräne Reaktion! Passte zum Service im weiteren Verlauf des Abends.

Die Preise

Unschlagbar. Fünf Personen sind satt geworden, und am Ende standen 38,40 Euro auf der Rechnung. Klar, zwei der drei Kinder mussten noch nicht bezahlen - gegessen haben sie ja trotzdem. Für uns Erwachsene kostete das Buffet 11,90 Euro, der König schlug mit sechs Euro zu Buche. Sicher mit ein Grund, warum das „Asia Pearl“ in Lünen so beliebt ist.

Kinderfreundlichkeit

Wie bereits erwähnt gibt es kindgerechtes Besteck, zudem Kinderstühle. Da es sich um ein Buffet handelt, erübrigt sich die Frage nach Kinderportionen. Die Deko sorgt dafür, dass die Kleinen auch was zu gucken haben, wenn sie satt sind, die Eltern aber noch essen wollen. Herumlaufen ist hier auch kein Problem, das machen sowieso alle Gäste. Top wären noch ein Maltisch oder eine kleine Spielecke - sind aber kein Muss. Für eine Familie eignet sich das „Asia Pearl“ definitiv.

Barrierefreiheit

An den zwei Stellen, wo Stufen zu überwinden sind, befinden sich Rampen. So kommen auch Rollis und Rollatoren einfach hinein und zu den ansonsten ebenerdigen Toiletten.

Erreichbarkeit

Das Restaurant liegt direkt an der Kurt-Schumacher-Straße. Wer mit dem Auto kommt, kann sowohl vor als auch hinterm dem Haus parken.

Fazit

Tja. Ganz ehrlich: Mir hat es nicht geschmeckt. Meiner Frau auch nicht. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wir sind eben einfach keine Buffet- oder All-you-can-eat-Fans. Und bei den Preisen im „Asia Pearl“ kann man definitiv nicht meckern, zumal die Qualität zu stimmen scheint. Jedenfalls blieben unschöne Begleiterscheinungen, wie ich sie vor fünf Jahren erlebt hatte, dieses Mal aus. Trotzdem wird es wohl mindestens wieder fünf Jahre dauern, bis ich mich erneut in ein solches Restaurant begebe.

Was das Netz sagt

Google kennt 320 Rezensionen, in denen vor allem - und berechtigt - das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorgehoben wird. Unterm Strich stehen 4,2 von 5 möglichen Sternen.

Alle Infos

Asia Pearl Lünen, Kurt-Schumacher-Straße 93. Inhaber laut Homepage: Yu. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11.30 bis 15 Uhr sowie 17.30 bis 23 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-30 bis 23 Uhr. Telefon: (02306) 14310. Homepage: www.asia-pearl.de

Wie funktioniert der Restaurant-Check?
  • Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants, als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen.
  • Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.
  • Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.