Sperrmüll an der Straße: In Brambauer kein seltenes Bild. Wie zum Beispiel hier an der Karl-Haarmann-Straße...

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Anwohner sind sauer: Ist Brambauer eine einzige Müllkippe?

rnGrößter Stadtteil

Verkommt Brambauer zu einer wilden Müllkippe? Die Sorge scheinen zumindest viele Einwohner von Lünens größtem Stadtteil zu haben, denn die Beschwerden nehmen zu. Die Stadt will reagieren.

Brambauer

, 27.08.2020, 19:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Brambauer hat ein Müllproblem - das findet nicht nur Edith Kurtzahn, die sich mit einem Brief an das Ordnungsamt der Stadt Lünen gewandt hat. Aber dieses Schreiben ist vielleicht die eindringlichste Beschwerde dieser Art - denn die Frau lebt seit über 80 Jahren in Lünens größtem Stadtteil und hat einiges miterlebt: Kriegwirren, Wirtschaftswunder, Zechenschließung, Strukturwandel.

Jedoch: „Niemals zuvor habe ich mich über ein dreckiges und mit Müll verschmutztes Brambauer aufregen und beschweren müssen“, sagt die mittlerweile 91-Jährige. Bis heute.

...oder an der Wittekindstraße...

...oder an der Wittekindstraße... © Goldstein

Und da ist Edith Kurtzahn nicht die einzige. Auch im sogenannten sozialen Netzwerk Facebook machen Fotos und wütende Kommentare die Runde. Sperrmüll am Verkehrshof, Abfall auf dem Bürgersteig, zerfetzte Sichtschutze an Bushaltestellen - optisch macht Brambauer in den Augen vieler Einwohner nicht viel her.

Müllkippen sollen spätestens nach 48 Stunden beseitigt sein

Ein Problem, das auch bei der RN-Podiumsdiskussion mit den vier Bürgermeisterkandidaten zur Sprache kam. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns bestätigte, dass Brambauer in Sachen wilde Müllkippen besonders betroffen sei - allerdings gelinge es der Stadt meistens in 24, spätestens in 48 Stunden, diese Müllkippen zu beseitigen.

Edith Kurtzahn hat zumindest leise Zweifel: „Nach meinem Brief hat sich das Ordnungsamt bei mir gemeldet und erklärt, dass man von 18 Straßen bereits 8 gereinigt hätte.“ Man gebe sich Mühe - eine Antwort, die die Brambauerin nicht wirklich zufrieden stellt. „Wenn ich meinen Sohn nach Wickede begleite, sehe ich immer, wie schön sauber die Bürgersteige dort sind. Warum klappt das nicht bei uns?“

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Bürgermeister-Kandidaten äußern sich zu wilden Müllkippen in Lünen

Eine Frage, auf die keiner der Bürgermeisterkandidaten am Dienstagabend (in Brambauer) eine Ad-hoc-Antwort hatte. CDU-Kandidat Christoph Tölle erklärte, dass das regelmäßige Abfahren von „Hotspots“ durch die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) sicher keine „Paradelösung“, aber eben notwendig sei. Rainer Schmeltzer (SPD) forderte härtere Strafen gegen illegale Müllkipper und brachte einen verstärkten Einsatz von Mülldetektiven ins Spiel.

Ein Ansatz, dem Jürgen Kleine-Frauns wenig Chancen einräumt: „Die Bürger haben Angst, solche Sachen zur Anzeige zu bringen.“ Das Müllproblem sei vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: „Da müssen mehrere Leute, ganze Nachbarschaften hinterstehen.“

Sascha Gottwald, Kandidat der Freien Wähler, brachte einen zweiten Wertstoffhof durch die GWA ins Spiel, die aktuell in Beckinghausen das Wertstoffzentrum Nord betreibt. Schmeltzer ergänzte, dass die GWA entsprechende Bereitschaft signalisiert hätte. Kleine-Frauns hingegen zeigte sich skeptisch: „Der Weg von Brambauer zum Wertstoffhof nach Lippholthausen ist nicht allzu weit.“

Knapp ein Viertel der Meldungen aus Brambauer

Trotzdem scheinen gerade in Brambauer viele Bürgerinnen und Bürger ihren Müll lieber auf die Straße zu kippen. Von bisher 331 Meldungen über Müllablagerungen (Stand 26.8.) beim Bürgertelefon sind nach Angaben von Stadtsprecher Benedikt Spangardt 79 aus Brambauer, also etwa 24 Prozent. „Wenn man bedenkt, dass Brambauer etwa 22 Prozent der Einwohner von Lünen stellt, passt das eigentlich ganz gut.“ Subjektiv hätten allerdings auch das Ordnungsamt und WBL den Eindruck, dass das Müllproblem „in Brambauer oft besonders ausgeprägt ist“.

...oder am Reichsweg.

...oder am Reichsweg. © Goldstein

16 der 79 Meldungen sind im August eingegangen. „Das ist überdurchschnittlich viel, wenn man erwartet, dass jeden Monat etwa gleich viele Meldungen eingehen müssten“, so Spangardt. Eine Ad-hoc-Erklärung dafür gebe es nicht. Allerdings wolle die Verwaltung auf alle gemeldeten Müllkippen reagieren: Bürgerinnen und Bürger können diese per App, per Telefon (02306 / 104-2020) oder per Mail (buergertelefon@luenen.de) melden.