Anwohner kritisieren geplante Sanierung der Gottfriedstraße

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Anwohner kritisieren geplante Sanierung der Gottfriedstraße

rnBaubeginn im Januar

Die Gottfriedstraße in Nordlünen soll saniert und zur Fahrradstraße werden. Die Anwohner fürchten nun, dafür erheblich zur Kasse gebeten zu werden und übten im Rathaus viel Kritik.

Lünen

, 13.12.2018, 05:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Gottfriedstraße gibt es seit 1963. Nach 55 Jahren ist sie ein Fall für Straßenerneuerung. Hat die Politik in Ausschüssen und Rat beschlossen, setzt die Verwaltung nun um. Wenn das Wetter mitspielt, ab 7. Januar.

Geplant ist eine Bauzeit von vier Monaten. Danach wird die Gottfriedstraße eine ausgeschilderte Fahrradstraße sein, mit 19 Stellplätzen, einem neuen Straßenbelag und einem neuen Bürgersteig. Richtig gut finden das viele der Anwohner nicht, denn sie fürchten, dass hohe Kosten auf sie zukommen.

Das wurde in der Informationsveranstaltung deutlich, die am Dienstagabend im Rathaus stattfand. Mehr als 40 Interessenten waren gekommen, auch um ihrem Ärger Luft zu machen.

Da es sich um eine künftige Fahrradstraße handelt, müssen die Anwohner laut Kommunalen Abgabegesetz (KAG) für die Fahrbahn 50 Prozent der Kosten zahlen und für die Nebenanlagen (Bürgersteig und Parkflächen) 65 Prozent.

„Wäre es eine Anliegerstraße, kämen 75 Prozent der Kosten auf die Anwohner zu“, erläuterte Heike Gries, die für die Anliegerbeiträge zuständig ist. Sie bot auch an, in Einzelgesprächen den Anwohnern eine unverbindliche Summe zu nennen, die auf sie zukomme.

Bei einer sogenannten vervielfachten Grundstücksfläche (die Berechnung ergibt sich aus der Grundstücksfläche plus zusätzlicher Geschossfläche) von insgesamt 33.757 Quadratmetern in der Straße kommen derzeit 12,40 Euro pro Quadratmeter auf die Hausbesitzer zu.

Anwohner fürchten hohe Kosten

Es werde eine Vorlaufzeit von einem Jahr geben, bis die Abrechnung gemacht werden könne. Dann werden zunächst Anhörungen an die Hauseigentümer geschickt und nach weiteren sechs bis acht Wochen der Bescheid.

Gries: „Sollte jemand nicht in der Lage sein, die Summe in einem Betrag zu zahlen, soll er mit uns Kontakt aufnehmen. Wir haben es noch immer geschafft, dass die Leute zahlen können.“

Eine ältere Anwohnerin sagte: „Wer bekommt noch einen Kredit in unserem Alter von den Banken? Und es sind viele ältere Hausbesitzer in der Straße.“

Derzeit wird im Landtag über eine Neuregelung der Verteilung der Anbieterkosten diskutiert. „Wir müssen das abwarten. Aber ich kann ihnen keine Hoffnung machen, dass die Straße nicht abgerechnet wird.

Selbst wenn das Gesetz verändert wird, wird das nicht rückwirkend gelten“, so Dezernent Arnold Reeker.

Zu wenig Parkplätze, zu viel Versiegelung

„Ich sehe nicht, dass unsere Vorschläge aus einer früheren Veranstaltung umgesetzt werden. Wir hatten angeregt, 40 Parkplätze einzurichten, die wir auch brauchen. Mit den geplanten Parkplätzen kommen wir nicht hin“, so ein Anwohner. Mehr Parkplätze könne man nicht einrichten, so Hendrik Lütke Brentrup von der Abteilung Straßenbau. Heute werde eher wild geparkt.

Eine Anwohnerin kritisierte die geplante Versiegelung von Flächen und fürchtet, dass bei Starkregen das Wasser nicht in den Boden sickern kann. Die Stadt sei, so Reeker, „bemüht, möglichst wenig zu versiegeln. Mit Starkregen werden wir perspektivisch wohl eher mehr als weniger zu tun haben. Aber ein Kanal kann nie so dimensioniert werden, dass er Starkregen aufnehmen kann.“

Eine andere Anwohnerin wunderte sich über die deutlich höheren Kosten: „Vor einem Jahr waren die Kosten noch niedriger. Ist das jetzt ein Festpreis oder kann er nach oben noch unendlich teurer werden?“

Dafür, dass die Kosten von zunächst 570.000 Euro auf nun 730.000 Euro gestiegen sind, hatte die Verwaltung eine Erklärung: „Es handelt sich um einen Grundsatzbeschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung und des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung, dass die Straßenerneuerung notwendig ist. Damit sind wir in die Ausschreibung gegangen. Bei der ersten Ausschreibung hat sich keine Firma beworben. Es ist derzeit schwierig, aufgrund guter Auftragslage in der Baubranche, überhaupt Firmen zu finden. Daraufhin haben wir die Marktlage sondiert. Bei einer zweiten Ausschreibung gab es dann 14 Angebote und wir haben nach langer Prüfung das günstigste ausgewählt. Dieses Angebot war teurer als die Annahmen bei der ersten Ausschreibung“, so Lütke Brentrup.

Die Einzelheiten der Sanierung

Zuvor hatte Ayoub Regragui, der die Bauleitung übernimmt, die Einzelheiten erläutert:

  • Insgesamt werden 29 Parkplätze in zwei Bereichen angelegt und entsprechend farblich markiert. Sie sind jeweils sechs Meter lang und 1,75 Meter breit. Henning Neeff vom Bochumer Planungsbüro Neeff: „Wir haben jeden Quadratmeter zwischen den Grundstückseinfahrten genutzt. In Zukunft sollen in der Straße genauso viele Fahrzeuge parken können wie heute.“
  • Die Bauzeit beträgt vier Monate, soll am 7. Januar 2019 beginnen. Alle Zufahrten sollen gewährleistet sein. Gibt es Probleme, so Regragui, solle man eine Absprache mit dem Polier vor Ort treffen.
  • Die Müllabfuhr sei gewährleistet. Wenn die Müllfahrzeuge nicht zu den Abstellplätzen vor den Häusern kommen können, bringen die Bauarbeiter die Tonnen zu einem Bereich, den das Fahrzeug anfahren kann. Hier bat Lütke Brintrup die Anwohner, ihre Tonnen entsprechend mit Aufklebern zu kennzeichnen.
  • Es wird insgesamt drei Bauabschnitte geben. Der erste betrifft den Bereich zwischen Cappenberger Straße und dem Haus Nr. 15 (ca. 125 Meter), der zweite den Bereich vom Haus Nr. 15 bis zur Georgstraße (110 Meter) und der dritte reicht von der Georgstraße bis zur Steinstraße (100 Meter). Es wird dann jeweils eine Vollsperrung geben, die Anlieger dürfen jedoch den Bereich befahren. Ausnahme: Bei den Asphaltarbeiten gilt eine komplette Vollsperrung. Über die Termine werde man die Anwohner per Fyler in den Briefkästen rechtzeitig informieren.
  • Bei den Versorgungsunternehmen habe die Stadt im Vorfeld nachgefragt, ob Leitungen verlegt oder ausgetauscht werden müssen. Die Stadtwerke seien schon da gewesen. Die Telekommunikationsunternehmen haben die Anfrage verneint, man habe nicht vorgesehen, Glasfaser in der Gottfriedstraße zu verlegen.