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Angriffe: Ukrainerin und Wahl-Litauer aus Lünen sind fassungslos
Reaktionen in Lünen
Die Angriffe auf die Ukraine schockieren viele Menschen. Eine gebürtige Ukrainerin und ein Wahl-Litauer, der nach Panevezys ausgewandert ist, schildern ihre Gefühle.
Oksana Vogel ist fassungslos. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 2011 in Deutschland und hat Angst um ihre Familie, die in der Ukraine zuhause ist. Die Nachrichten aus ihrer Heimat machen ihr große Angst. „Ich habe natürlich die ganze Zeit Kontakt mit meiner Familie dort. In der Nähe des Ortes, wo meine Schwester lebt, wurde ein Flughafen bombadiert.“ Oksana Vogels Schwester lebt im neunten Stock eines Hochhauses: „Alle Leute, die in solchen Häusern wohnen, versuchen, aufs Land zu fahren, weil derzeit eher die Städte bombadiert werden“, so Oksana Vogel.
Viele falsche Nachrichten
Auch in der kleinen Stadt, aus der die 47-Jährige stammt, wurden Männer aufgefordert, zu den Waffen zu greifen. In einer Ansprache habe der ukrainische Präsident das Volk gebeten, stark zu sein und zusammen zu halten. „Viele Ukrainer haben Freunde und Verwandte in Russland und die hat der Präsident aufgerufen, ihnen die Wahrheit zu sagen, weil es leider viele falsche Nachrichten gibt.“ Auch Oksana Vogel hat russische Freunde: „Das sind alles tolle Leute.“
Sie überlegt jetzt, was sie aus Lünen heraus tun kann: „Ich würde gerne etwas für die Kinder in der Ukraine tun, eine Hilfsaktion organisieren.“ Aber erst einmal muss Oksana Vogel versuchen, etwas zur Ruhe zu kommen, um dann zu versuchen, den Menschen in ihrer Heimat zu helfen.
Vor vier Jahren ausgewandert
Ein mulmiges Gefühl hat auch Burkhard Körbl, als er die Bilder aus der Ukraine sieht. Der Lüner, der vor vier Jahren in Lünens litauische Partnerstadt Panevezys gezogen ist, liegt derzeit nach einer Hüftoperation im Krankenhaus. Anfang März wird er zu seiner Reha nach Deutschland reisen: „Das war schon lange geplant.“ Seine litauische Frau bleibt in Panevezys.

Seit vier Jahren lebt Burkhard Körbl in Lünens litauischer Partnerstadt Panevezys. In den baltischen Staaten gibt es Ängste vor der russischen Politik. © Körbl
„In Litauen leben nicht so viele Russen wie in den anderen baltischen Staaten Estland und Lettland“, sagt Körbl. In allen drei Staaten ist die Furcht aber groß, dass Russland möglicherweise auch diese Länder bedrohen könnte. „Die Russen in Litauen sagen, dass sich der Westen zurückhalten soll und die Litauer sagen, wenn wir uns ruhig verhalten, dann nimmt Russland uns auch ein“, beobachtet der 68-Jährige. Er selbst habe nicht erwartet, dass Putin tatsächlich die Ukraine angreift: „Aber da waren wir im Westen wohl zu naiv.“
Bekannte von Körbl und seiner Frau leben in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und haben ihnen am Donnerstag (24.2.) Bilder geschickt, die sie von den Angriffen in der Nacht gemacht haben. „Sie haben uns auch geschrieben, dass nicht nur militärische Ziele angegriffen werden.“ Körbl spricht von „einer anderen Mentalität“ der Menschen in der Ukraine und in Russland, dort gebe es viele Leute, die sich als Patrioten sehen.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
