Andreas Riepe hat das Hotel seiner Eltern übernommen - und ist dort mit Familie eingezogen
Serie Familiensache
In die beruflichen Fußstapfen der Eltern treten - das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Doch in Lünen gibt es erfolgreiche Beispiele der Firmenübernahme. Wie Andreas Riepe.
Als seine Eltern Rosemarie und Bernd Riepe vor 30 Jahren die Grundsteinlegung für das Hotel am Stadtpark feierten, war Andreas Riepe mit dabei. Allerdings ahnte der damals 13-Jährige noch nicht, dass er 2003 auch in das Familienunternehmen einsteigen würde.
Tolle Basis, um unternehmerisch tätig zu sein
„Mein Bruder hat sich frühzeitig dafür entschieden, Jura zu studieren. Ich wollte was Kaufmännisches machen, hab ganz traditionell Betriebswirtschaft studiert und mich dann umgesehen, was es noch für Branchen gibt.“ Nach „Wanderjahren“ in anderen Hotels und einem Jahr Trainee-Programm entschied sich der heute 43-Jährige 2003 dann doch fürs Familienunternehmen: „Das ist einfach eine tolle Basis, um unternehmerisch tätig zu sein und Dinge weiter zu entwickeln.“
Das sah auch sein Vater Bernd so, als er 1976 in den Familienbetrieb einstieg. Mittlerweile gehören fünf Hotels zum Unternehmen, das Bernd Riepes Großvater begründete und seine Mutter dann weiterführte.
Dass die Familie Riepe nach Lünen kam, ist dem damaligen Stadtdirektor Dr. Rudolf Salmen zu verdanken. „Er hatte eine Vision von einem Veranstaltungszentrum zwischen Hilpert-Theater und Rundturnhalle“, erinnert sich Bernd Riepe. Auch wenn die Lage alles andere als ideal war, weil das Veranstaltungszentrum durch die Kurt-Schumacher-Straße von der Innenstadt „getrennt“ ist - Familie Riepe ließ sich überzeugen und so wurde 1990 das neu gebaute „Hotel am Stadtpark“ eröffnet.
Inzwischen hat die Familie Riepe auch die Verantwortung für den Hansesaal von der Stadt übernommen. „Ich denke dieses Public-Private-Partnership ist ein Erfolgsmodell der Zusammenarbeit“, so Andreas Riepe. Sowohl die Stadt als auch das Tagungshotel sorgen für Veranstaltungen im Hansesaal.
Andreas Riepe nutzte auch die Möglichkeit, das Hotel immer mal wieder zu erweitern: „Jedes Jahr erfolgen gründliche Investitionen in den Bestand und es werden auch weitere Standbeine gesucht, soweit Chancen am Markt erkennbar sind.“
So widmete man beispielsweise 2015 das ehemalige Fitness-Center des Hotels in einen neuen Wellnessbereich auf über 900 Quadratmetern um. So sollen neue Gästekreise für das Haus gewonnen und das Wochenend-Geschäft belebt werden.
Unterstützt wird Andreas Riepe von seiner Frau Anja, die es ihrer Schwiegermutter Rosemarie gleichtat und mit ins Hotel einstieg. Seit 2006 ziehen Andreas und Anja Riepe beruflich an einem Strang.
„Ich habe Lebensmitteltechnik studiert und nach der Hochzeit noch eine Ausbildung zur Hotelkauffrau gemacht. Ganz bewusst nicht im eigenen Hotel, sondern in einem Hotel in Münster“, so die dreifache Mutter. Aufgrund ihres Studiums konnte Anja Riepe ihre Ausbildung innerhalb eines Jahres abschließen.
Andreas und Anja Riepe kümmern sich hauptsächlich um das Hotel am Stadtpark und auch um den Katharinen Hof in Unna.
Familie ist komplett engagiert
„Wir wohnen auch im Lüner Hotel, so hab ich deutlich mehr von meinen Kindern als wenn wir eine Wohnung in einer anderen Stadt hätten“, sagt der 43-Jährige. Ob Annalena (11), Alexander (9) oder Amelie (6) irgendwann auch in die beruflichen Fußstapfen ihrer Eltern treten, kann man natürlich noch nicht sagen.
Auch die Familie von Bernd Riepes Bruder Hans-Georg ist im Hotel engagiert. Sowohl Ehefrau Monika als auch drei der vier Kinder (einer ist noch in der Ausbildung) sind mit verantwortlich für das Hotel-Unternehmen. „Natürlich hofft die ältere Generation, dass auch die nächste Generation wieder so gut zusammenarbeitet“, sagt Bernd Riepe.
Sein Sohn Andreas hat schon als Teenager mit gejobbt - bei Abibällen und Schützenfesten mit bedient. „Ganz so eng wie unsere Kinder heute, waren wir aber nicht mit dem Hotel hier verbunden. Weil wir in Dortmund gewohnt haben“, so der junge Hotel-Chef.
Die fünf Riepe Privat Hotels verfügen über rund 550 Zimmer mit 900 Betten sowie zwölf Restaurants, Bistros und Hotelbars. Andreas Riepe: „Tagungsgästen stehen modern ausgestattete Veranstaltungsräume und für Feste Säle für bis zu 500 Personen zur Verfügung.“ Auch vier Hallenschwimmbäder sowie Fitness- und Wellnesseinrichtungen und neun Kegelbahnen haben die fünf Hotels insgesamt.
Die dritte und vierte Riepe-Generation ist verantwortlich für 350 Voll- und Teilzeit-Mitarbeiter, darunter 85 Auszubildende. Mitarbeiter aus 18 Nationen arbeiten in den fünf Hotels.
Abwechslungsreiche Tätigkeit
Einfach ist es heute nicht, gute Nachwuchskräfte zu finden, auch wenn, so Andreas Riepe, „ein Job im Hotelbereich immer noch einen gewissen Glanz hat, aber man muss eben auch am Wochenende und abends arbeiten.“
Durch die Bevölkerungsdichte in Nordrhein-Westfalen sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Hotel-Azubis und -Fachkräfte noch ganz gut: „Da haben es Hoteliers in anderen Bundesländern deutlich schwerer.“
Interessant sei die Arbeit in den Häusern des Familienunternehmens wegen der Abwechslung: „Wir haben eine breite Vielfalt bei den Aufgaben. Anders als in Häusern mit zwar großen Zimmerkapazitäten, die nur Frühstück und eventuell eine Bar bieten.“
UNTERNEHMENS-GESCHICHTE
ALLES BEGANN 1928 IN DORTMUND
Begründer der Familiendynastie war der Kaufmann Bernhard Drees, der 1928 nach Erfolgen mit seinem Tabakwaren-Großhandel und in gastronomischen Betrieben das „Haus Drees“ in Dortmund eröffnete.
Seine Tochter Else Riepe übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg den Betrieb und baute ihn aus den Trümmern wieder auf.
Bereits 1951 vermietete sie im aus- und umgebauten Wohnhaus über der Gaststätte Drees die ersten Hotelzimmer.
1970 errichtete Else Riepe - unterstützt von ihrem jüngsten Sohn Hans-Georg - das Hotel Consul in Dortmund.
1976 trat Sohn Bernd nach betriebswirtschaftlichem Studium und Wanderjahren in der Gastronomie in das Unternehmen ein.
1983 wurde der „Zweibrücker Hof“ in Herdecke eröffnet. 1990 entstand das „Hotel am Stadtpark“ in Lünen und man übernahm das Parkhotel in Witten. 1996 wurde der „Katharinen Hof“ in Unna eingeweiht.
Inzwischen ist die vierte Generation in das Familienunternehmen eingestiegen. Neben Andreas Riepe sind auch seine Cousine Veronika und die Cousins Markus und Johannes Riepe im Unternehmen tätig.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.